Im Herzen Rein
Ermordung Silvia Arndts entscheidend waren, nicht operiert hatte.
»Diese Lüge ist ihm vielleicht nicht anzukreiden, denn wer erinnert sich schon nach Wochen an genaue Termine. Gravierend ist aber seine Lüge, Silvia Arndt gar nicht zu kennen. Ich habe ihm im UG noch Fotos vorgelegt, aber er blieb dabei, dass er sie nicht kennt. Aber in Wahrheit hat er sie vor einem halben Jahr am Blinddarm operiert.«
»Wie hast du das denn herausgefunden?«
»Zufall«, grinste er. »Ich wollte von der Sekretärin wissen, wann er in der Zeit, als Johanna Frenzi verschwunden war, operiert hat. Ich habe mir die Termine notiert.« Er schaute auf einen Zettel. »Er war in der Klinik, okay, er hat auch operiert, aber dummerweise dient das alles nicht seiner Entlastung, denn er kann Johanna Frenzi Donnerstagnacht nach der Arbeit gekidnappt haben, sie eingesperrt und gefesselt haben und zwischendurch wieder zur Arbeit gegangen sein.«
»Gut, aber erklärt noch nicht, wie du herausgefunden hast, dass er Silvia Arndt operiert hat.«
»Richtig. Erst gab es irgendein Problem mit dem Computer, die Sekretärin fand seine Termine zunächst nicht. Dabei habe ich überlegt, wo der gute Mendel wohl gesteckt hat, als Silvia Arndt umgebracht wurde, und sage in Gedanken, geben Sie mal Silvia Arndt ein. Dass das unlogisch war, fiel mir erst später auf. Erst einmal dachte ich, ich höre nicht richtig, als die Sekretärin sagte: Silvia Arndt,
19. April, Zäkum , Dr. Mendel. Er hat Silvia Arndt am Blinddarm operiert.«
Paula strahlte. »Super Treffer! Da muss man draufkommen.« Sie trank Marius’ Kaffee aus, rief die KT an und erfuhr, dass das Blut an dem Oberhemd Mendels, das sie aus seiner Wohnung mitgenommen hatte, nicht von ihm oder seiner Frau war, sondern von Johanna Frenzi.
Damit war Mendels Schicksal besiegelt. Jetzt musste er nur noch gestehen.
Als sie am nächsten Vormittag im UG den Flur zum Vernehmungszimmer entlangging, dachte sie zuversichtlich, dass es für Mendel keine Ausweichmöglichkeit mehr gäbe.
Er saß schon am Tisch, als sie hereinkam. Alleine. Er wollte immer noch keinen Anwalt. Sie nickte ihm grüßend zu, warf ihre Tasche auf den Tisch und nahm auf der anderen Seite Platz. Er war gereizt und klagte, dass er unter Klaustrophobie leide.
Paula kam gleich zur Sache. »Letztes Mal haben Sie gelogen, als Sie gesagt haben, dass Sie Sonntag zwischen 19.00 und 23.00 Uhr zu Hause waren. Als Alibi haben Sie Ihren Kollegen Boldt angegeben. Er hätte Sie gegen 19.30 Uhr zu Hause angerufen. Herr Boldt hat uns aber gesagt, dass er nur auf Ihren Anrufbeantworter gesprochen hat.«
»Das stimmt. Aber ich habe mitgehört. Ich wollte mich beim Schreiben meiner OP-Berichte nicht stören lassen und habe nicht abgenommen.«
»Sie können mir viel erzählen. Ein Alibi ist das nicht. - Außerdem hatten Sie ausgesagt, dass Sie Silvia Arndt nicht kennen. Auch das stimmt nicht. Sie haben sie vor einem halben Jahr am Blinddarm operiert.«
»Ich habe nicht die Namen aller Patienten im Gedächtnis. Schon gar nicht von diesen alltäglichen Operationen, die bei uns wie das Brezelbacken gehen.«
Paula sah ihn an und schwieg. Als er unruhig wurde, wiederholte sie: »Brezelbacken.«
»Das ist ein Vergleich«, sagte er aufgebracht.
»Wieder eine Lüge«, sagte sie ohne die Andeutung eines Lächelns.
Er schnellte hoch. Der Aufsichtsbeamte sprang von dem Stuhl neben der Tür auf und bellte: »Hinsetzen!«
Mendel ließ sich fallen und schüttelte den Kopf. »Sie sind doch nicht ganz dicht. Was wollen Sie von mir? Es wäre weitaus besser, Sie würden den Mörder suchen, statt Ihre Zeit hier mit Unsinn zu vergeuden.«
»Warum haben Sie Johanna Frenzi geschlagen?«
»Habe ich nicht. Wie kommen Sie darauf?«
»Sie lügen schon wieder. Wir haben in Ihrer Wohnung ein Oberhemd mit Blutspuren von ihr gefunden. Das ergab die DNA-Analyse.«
»Johanna hatte Nasenbluten. Davon muss es sein.«
»Die Obduktion hat ergeben, dass sie Verletzungen in der Nase hatte. Wir haben Zeugenaussagen dafür, dass Sie ihr gegenüber gewalttätig waren.« Paula dachte an Katharinas Aussage, dass sich Johanna von ihrem letzten Liebhaber trennen wollte, weil er gewalttätig war. Wenn Mendel seit vierzehn Tagen ein Verhältnis mit Johanna Frenzi hatte, war er derjenige, der mit dieser Aussage gemeint war.
»Außerdem hat Ihre Frau bezeugt, dass auch sie von Ihnen geschlagen wurde.«
Mendel war nun unsicher. Er brütete vor sich hin und rieb seine Hände an der Hose;
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