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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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Bologna.«
    Mit witzigen kleinen Verbeugungen und Dankesgemurmel verschwand er aus der Tür.
     
    Sie verließ ihre Wohnung, stieg in den Mini, versprühte den Rest ihres Parfums und warf den leeren Flakon auf den Beifahrersitz. Dann schob sie eine CD in den Player, startete den Wagen und sang laut mit.
    In der Stargarder Straße parkte sie direkt an der Kirche, ging über die Straße und beobachtete die Kinder, die vor dem Eisladen anstanden. Es war wieder warm geworden, und die Mütter schaukelten ihre Babys in der Sonne.
    Hoffentlich würde sie das Kellerfenster finden. Aber sie sah es schon auf zwanzig Meter Entfernung und nahm den Hausschlüssel aus dem Versteck. Ein leichtsinniges Versteck, fand sie, aber Ralf und Paula mussten ja wissen, was sie taten.
    Im Treppenhaus roch es nach Bohnerwachs, und es gab auch ein paar Graffitis an den Wänden. Chris würde hier nicht wohnen wollen.
    Sie schloss die Wohnung auf, ließ den Schlüssel stecken und die Tür halb geöffnet. Sie wollte nur schnell die Tickets und dann noch in einer Parfümerie Chanel N° 5 holen.
    Sie hatte Paula noch nie besucht. Sie trafen sich immer in Lokalen, und zwar in ganz unterschiedlichen. Sie liebten diese Abwechslung. Chris schaute sich neugierig um. Die Atmosphäre war anders als bei ihr zu Hause und auch anders, als sie sie sich vorgestellt hatte. Sie sah die Küche, aber sie musste aus Neugierde noch einen Blick ins Schlafzimmer werfen. Das war zwar indiskret, aber sie wollte sehen, im welchem Bett ihre Freundin es mit diesem Langweiler trieb. Vielleicht irrte sie sich ja, und er war gar nicht so langweilig. Vielleicht hatten sie verspiegelte Wände, Bettpfosten zum Fesseln oder schwarze Masken auf dem Nachttisch. Als sie vorsichtig die Tür öffnete, erschrak sie, weil sie meinte, Schritte zu hören. Vielleicht kam Ralf nach Hause und ertappte sie jetzt. Nein, niemand war gekommen. Sie öffnete die Tür und war erleichtert, als sie ein ganz normales Schlafzimmer sah.
    Die Wohnung kam anders rüber als auf Ralfs Bildern. Da war sie leerer und kälter. Sie ging über den Flur und öffnete die angelehnte Küchentür, um die Tickets zu holen. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, erstarrte sie. Der Schrei in ihr erstickte, als ob jemand sie würgte. Ihr Herz klopfte, Rücken und Hände wurden eiskalt. Auf dem Tisch stand eine gelb-braun gefleckte Katze, aufgerichtet wie im Sprung, mit den Eintrittskarten zwischen den Zähnen, die Lippen gefletscht. Die Katze stand auf den Hinterpfoten, die gespreizten Vorderbeine festgebunden auf der Kante eines Drahtkorbs, in der Brust ein Bratspieß.
    Sie war tot. Erstochen.
    Chris drehte sich um, wollte weg, blieb aber wie gelähmt stehen, als sie die Eingangstür ins Schloss fallen hörte. Sie gab sich einen Ruck, rannte hin und rüttelte am Drehknauf. Jemand musste abgeschlossen haben. Sie war eingesperrt. Vorhin an der Schlafzimmertür hatte sie Schritte gehört, sie hatte sich nicht geirrt. Sie saß in der Falle.
    In ihr hämmerte es, du kannst nicht raus, also musst du dich hier drinnen schützen.
    Sie stürzte ins Bad, knallte die Tür hinter sich zu und verriegelte sie. Außerdem schob sie den Stuhl davor und arretierte die Klinke mit der Lehne. Sie japste nach Luft. Dann sank sie auf den Toilettensitz und schluchzte. Sie presste beide Hände vor den Mund, der Killer durfte sie nicht hören. Vielleicht wusste er nicht, wo sie sich verbarg. Sie fischte ihr Handy aus der Tasche und drückte zittrig die Tasten. Das kleine Ding ans Ohr gepresst, lauschte sie dem Tuten.
    Nimm ab, nimm doch ab …!
    Endlich Paulas Stimme! Chris wisperte in die Muschel: »Ich bin in der Falle … in deiner Wohnung … er bringt mich um … komm!«

46
    Paula hatte ihr Handy am Ohr und war irritiert, begriff aber, dass Chris in Gefahr war. Ihr fiel auf, dass Mendel sie genau beobachtete und jede ihrer Bewegungen verfolgte. Sie sagte dem Beamten, sie müsse sofort gehen.
    Sie lief so schnell durch die Halle auf den Ausgang zu, dass der wachhabende Polizist zögerte, den Summer zu drücken. Sie riss ihren Ausweis heraus und knallte ihn gegen die Scheibe der Pförtnerloge. »Hauptkommissarin Zeisberg, ich muss zu einem Überfall!« Die Tür schnappte auf, sie rannte über den Parkplatz zu ihrem Auto.
    Sie raste durch die Stadt, Autos hupten, Fußgänger drohten, und schließlich hatte sie eine Streife mit Blaulicht hinter sich.
    Als sie vor ihrem Haus anhielt, überholte das Polizeiauto, stellte sich quer und blockierte ihren

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