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Im Herzen Rein

Im Herzen Rein

Titel: Im Herzen Rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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ihres Teams.
    Schnell kontrollierte sie die anderen Räume. Auch nichts. Was hatte sie eigentlich erwartet? Sie ging in die Küche und setzte Teewasser auf.
    Sie dachte an das Miauen und überlegte, was sie geträumt hatte. Wahrscheinlich hatte sie von Kasimir geträumt, von seinem Jammern, als er sich einmal verbrannt hatte. Das war ein lang gezogener Ton, wie ein Babyschrei.
    Sie goss den Tee auf. Sie hatte nur viereinhalb Stunden geschlafen. Vorsichtig trank sie ein paar Schlucke und beschloss, ins Büro zu fahren. Es war zwar noch früh und auch Samstag, aber es war gut, den Tag ungestört zu nutzen.
    Unten im Hausflur sah sie, dass Post da war. Sie fand ein weißes DIN-A5-Kuvert ohne Anschrift und ohne Absender im Briefkasten. Sie riss den Umschlag auf und zog ein zusammengefaltetes DIN-A4-Blatt heraus. Es war ein Computerausdruck, der eine Barbiepuppe im blauen Kleid mit weißem Gürtel zeigte, doch die Arme und Beine waren nicht die Gliedmaßen der Puppe, sondern die eines Menschen. Der linke Oberschenkel trug als Tätowierung das astrologische Symbol für Schütze. Dasselbe Zeichen wie am Oberschenkel von Johanna Frenzi! Auf der linken Hand erkannte sie eine Narbe auf dem Handrücken - wie auf Silvia Arndts Hand! Sonst glich die Barbie der Puppe aus dem Schließfach 31.
    Paula steckte das Bild mit dem Umschlag in die Tasche und verließ das Haus.
    Der Täter hatte Fotos von den Opfern gemacht, ihre Beine und Arme an das Foto der Barbie montiert und es ihr geschickt. Glaubte er gewinnen zu können, wenn er sie als Ermittlerin attackierte?
     
    Im Büro lag der Bericht über den toten Kater auf dem Schreibtisch. Justus hatte ihn gestern noch für sie fertig gemacht. Sie nahm einen gelben Marker und ging das Papier Zeile für Zeile durch. Sie brauchte den Gelbstift nicht, ihren Leuten war kein Fehler unterlaufen. Aber dem Kerl, der Kasimir auf dem Gewissen hatte, auch nicht. Es gab keine Spur.
    Der Bericht über die Tötung ihres Katers drehte ihr den Magen um. Sie rannte zur Toilette. Als sie wieder an ihrem Schreibtisch war und sich ein Glas Wasser eingoss, polterte Westphal herein. Er war aufgebracht.
    »Was hängst du hier so gemütlich rum - in zehn Minuten wird Berlin Kopf stehen!«
    Paula hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    »Dein Killer hat wieder zugeschlagen. Du musst die Nachricht doch schon längst haben.«
    Paulas Handy war noch nicht eingeschaltet, und das Telefon im Büro hatte offenbar geklingelt, als sie gerade draußen war.
    »Wo?«
    »Am Brunnen vor dem Alten Museum. Ich habe verstärkt Einsatzkräfte dorthin beordert und den Umkreis absperren lassen.« Er schaute zur Uhr. »Fahr los und übernimm.«
    Paula wählte Justus’ Nummer und beauftragte ihn, alle zu informieren.
    »Alle?«
    »Großes Besteck! Ich fahre jetzt zum Tatort.«
    Sie drückte aufs Gas. Am Brunnen vor dem Museum hatte sie gestern Abend mit Chris gesessen. Sie versuchte, sie zu erreichen, vergeblich. Im ersten Moment machte Paula sich Sorgen, aber dann fiel ihr gleich ein, wie extrem Chris sein konnte. Sicher lag sie nach den gestrigen Ereignissen und dem Alkoholkonsum noch im Koma. Sie würde sich den Tatort ohne Chris ansehen, sie würde dann später dazukommen.
    Paula näherte sich dem Museum von Westen über den Boulevard Unter den Linden . Der Mord auf der Parkbank am Spreeufer war dreieinhalb Wochen her. Heute nun der dritte Mord - vor einem Museum.
    Sie konzentrierte sich aufs Autofahren. Sie fuhr an der Staatsoper vorbei, an der sanierten Alten Kommandantur gegenüber vom Zeughaus, und bog am ehemaligen Palast der Republik, wo das Stadtschloss wieder aufgebaut werden soll, links ab in die kleine Straße zum Alten Museum, zwischen Berliner Dom und Lustgarten. Am Ende der Straße parkte sie ihren Wagen.
    Sie stieg über die Absperrung, fragte nach dem Bereichsleiter der örtlich zuständigen Kripo und ging langsam auf den Brunnen zu. Chris hatte gestern auf genau diesem Platz gesessen. Die Bilder Parkbank und Filmpalast wirbelten Paula durch den Kopf, aber diesmal war sie selbst dabei gewesen und hatte das Gefühl gehabt, dass jemand sie auf dem Brunnenrand beobachtete.
    Schon von Weitem erkannte sie, dass das Opfer in der gleichen Haltung auf dem Stein saß wie Chris gestern. Sie hatte auch das rechte Bein übergeschlagen, ihr Schuh war - wie bei ihr gestern - von der Ferse gerutscht und hing an den Zehen. Genau so hatte Chris dagesessen, und genau so hatte es der Killer arrangiert . Mit dem baumelnden Schuh! Paula

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