Im Herzen Rein
ich dann vergrößerte, von einem Pressefotografen gekauft, Hermes. Er kann das bestätigen. Die drei Kleider habe ich von C&P, die Nadeln bekam ich in dem Eisenwarenladen am Savignyplatz. Das Pressematerial und die TV-Aufzeichnungen auf der Festplatte für den Computer brauche ich auch für die Installationen.« Er hielt inne. »Über den Mord an Antonia bin ich tief betroffen. Aber ich habe schon in meiner Kindheit gelernt, meine Gefühle einzusperren. Jemand hat sie umgebracht, ich weiß nicht, wer, und ich weiß nicht einmal, ob er sie meinte oder mich. Natürlich bin ich voller Hass und habe mich nicht ständig in der Gewalt.«
Paula sah ihn eine Weile an. »Das ist die Wahrheit?«
»Das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.«
»Gut. Dann bitte ich Sie noch um einen Moment Konzentration. Sie erinnern sich, dass Sie in Hamburg beim Auktionshaus Ketterer waren, um eines Ihrer Bilder zu ersteigern?«
»Aber sicher. Sehr genau. Liebende in Flammen . Aber der Preis ging zu sehr in die Höhe - ich hatte mir ein Limit gesetzt.«
»Das hatten Sie mir bei unserem ersten Gespräch darüber nicht gesagt. Sie haben mir nur gesagt, Sie hätten Ihre Verabredung mit Frau Gregor im Guggenheim Museum nicht einhalten können, weil Sie in Hamburg dieses Bild ersteigern wollten.«
»Okay, ich wollte es zurückkaufen und hab’s nicht gekriegt. Das wollten Sie wissen?«
»Nein. Ich wollte wissen, wann Sie die Auktion wieder verlassen haben.«
»Gleich danach. Das Bild war weg, und ich bin zurückgefahren. Ich habe mich nicht geärgert, denn der Preis, der für die Liebende in Flammen gezahlt wurde, war schmeichelhaft, aber ich habe mich auch nicht gefreut. Es gab keinen Grund, da noch länger zu bleiben.«
»Wofür zahlen Sie?«
»Für Risiko.«
»Sie haben eine Barbiepuppe in eine Ihrer Installationen eingebaut.«
»Ja.«
»Wissen Sie, wo die Schließfächer im Guggenheim Museum sind?«
»Ja, ich kenne das Ausstellungshaus sehr gut.«
»Wissen Sie, wo das Schließfach Nummer 31 ist?«
Er überlegte einen kurzen Moment. »Oben links.«
Paula zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Nicht schlecht.«
»Ich habe ein fotografisches Gedächtnis.«
»Das bewundere ich. Wann haben Sie nach Verlassen der Auktion das nächste Mal zur Uhr geschaut?«
Er überlegte wieder einen Moment. »Um 13.25 Uhr.«
»Wunderbar. War es der Moment, als Sie das Guggenheim Museum betraten?«
Er grinste breit und musterte Paula. »Mit einer Barbiepuppe unter dem Arm? Nein, ich war auf der Autobahn.«
»Und wo dort?«
»Kann ich nicht genau sagen. Etwa eine halbe Stunde vor Berlin.«
»Warum haben Sie dann zur Uhr geschaut?«
»Es war nach dem zweiten Satz einer Hindemith-Symphonie. Ich wollte sehen, ob ich die noch zu Ende hören kann.«
»Sie hörten sie im Auto?«
»Ja, auf der Fahrt von Hamburg nach Berlin.«
»Sie fuhren alleine, oder?«
»Ja.«
Das waren die typischen Ausreden. Ich war alleine zu Hause, ich war alleine im Kino, ich war irgendwo alleine im Auto. Allerdings konnte sie überprüfen lassen, ob es zwischen dreizehn und vierzehn Uhr irgendwo im Radio eine Hindemith-Sinfonie gegeben hatte. »Wissen Sie noch, welche Sinfonie?«
»Mathis der Maler.«
»Wie beziehungsreich.«
»Ja. Der Maler ist Mathias Grünewald. Ich mochte ihn als Kind.« Er grinste. »Und als Erwachsener mag ich Hindemith, der ja auch Kokoschkas Drama Mörder, Hoffnung der Frauen vertont hat.«
Entweder fühlte er sich so sicher, dass er meinte, sich solche Anspielungen leisten zu können, oder er war der irrtümlichen Meinung, dass kleine Witze ihn unschuldig erscheinen lassen würden. Aber sie wollte nur die Fakten. »Konnten Sie die Musik noch zu Ende hören?«
»Ich wusste, wenn ich noch ein bisschen am Schlachtensee entlangfahre, habe ich den ganzen Genuss bis zum Schluss.«
»Sind Sie generell interessiert an moderner Musik?«
»Es ist die musikalische Beschreibung des Isenheimer Altars. Das ist für mich etwas Besonderes.«
»Ich finde es etwas Besonderes, dass Sie ein Foto von Johanna Frenzi im Kinosessel besitzen. Woher haben Sie das? Niemand von der Presse hatte Zutritt. Das können Sie nur selbst gemacht haben, nachdem Sie die Tote dort abgesetzt hatten.«
»Sehen Sie, es gibt immer noch eine andere Möglichkeit. Es ist ein Handyfoto, das mir einer Ihrer Polizisten verkauft hat.«
»Wie heißt er?«, fragte Paula kühl.
»Das sage ich nicht. Solche Informationsträger müssen geschützt werden.« Er fügte höhnisch
Weitere Kostenlose Bücher