Im Herzen Rein
hinzu: »Vielleicht brauche ich ihn noch einmal.«
»Nicht bei lebenslänglich. Und das bekommen Sie als dreifacher Mörder.«
»Ich bin unschuldig! Das werden Sie als gute Polizistin herausfinden. Ich nenne den Namen nur, wenn es nicht mehr anders geht. Ich verpfeife keinen Informanten. Sie können mir nicht beweisen, dass ich das Foto gemacht habe.«
»Das werden wir sehen.« Paula ließ sich nicht provozieren. »Wo waren Sie Montag, den 18. September, ab 17 Uhr?« Sie hatte ihn schon mal befragt, aber vielleicht bekam sie jetzt eine andere Antwort.
»Das weiß ich nicht aus dem Kopf.«
Paula fasste in die Tasche und legte Heiligers BlackBerry auf den Tisch.
»Oh, schau einer an.« Er stellte ihn an. Eine Weile suchte er, dann sagte er: »Den Nachmittag mit Antonia zusammen und abends war ich im Atelier und habe gearbeitet.«
»Wie lange?«
»Die ganze Nacht.«
»Haben Sie Zeugen dafür?«
Er schüttelte den Kopf.
»Und wo waren Sie am darauffolgenden Mittwoch, morgens gegen fünf?«
»Im Bett. Da hat Antonia bei mir geschlafen.«
Paula blickte ihn skeptisch an. »Das sieht nicht gut für Sie aus. Und wo waren Sie Donnerstag, den 21., nachts, so ab eins?«
Er fummelte an seinem BlackBerry herum und erklärte, die Tage bis Sonntag habe er bei einem Sammler in Potsdam verbracht. Dafür habe er unter anderem Ralf Kleen als Zeugen, der ebenfalls dort war. Wilhelm Peetsch, der Sammler, habe ein großes Grundstück mit einzelnen Gästehäusern.
»Wann sind Sie zu Bett gegangen?«
Er überlegte konzentriert. »Nach dem Dinner. So gegen 23 Uhr, glaube ich. Mein Haus hieß Miró, und da bin ich nach dem Abendessen verschwunden.«
»Und von da an hat Sie niemand mehr gesehen?«
»Nein.«
In einer halben Stunde hätte er in der Berliner City sein können.
»Und am nächsten Tag?«
»Man traf sich gegen 14.30 Uhr zum Tee und trennte sich vor den Abendnachrichten so gegen 18.30 Uhr. Peetsch hatte irgendwo ein wichtiges Treffen.«
Das bedeutete, dass er auch für den Mord an Johanna Frenzi kein Alibi hatte. Für die Zeit, die er gebraucht hätte, um sie zu kidnappen, zu foltern, umzubringen, wollte er in dem Gästehaus gewesen sein. Und auch für die Zeit nach 18.30 Uhr, um sie ins Kino zu transportieren, hatte er kein Alibi. Paula hatte plötzlich Neuenfelds strahlendes Gesicht vor Augen, als er sagte: »Das wird ein großer Fall.«
Paulas Handy surrte. Sie ging sofort ran, weil sie hoffte, dass es endlich Chris war. Aber es war Neuenfeld. Er hatte gerade per Kurier aus dem Adlon einen Umschlag mit einem Foto erhalten.
»Was für ein Foto?«, fragte sie.
Neuenfeld erklärte, es sei im Fahrstuhl zur Präsidentensuite gefunden worden. »Da ist Frau Gregor drauf. Sie sitzt auf der Parkbank in dem gleichen Kleid wie die Opfer. Es könnte aber auch eine Montage sein. Ich bin mir nicht sicher. Das Hotel hat es eben geschickt.«
»Ein Foto? Und was ist mit ihr? Hat man was von ihr gehört?«, fragte Paula aufgebracht. »Wo ist sie?«
Neuenfeld hatte mit dem Hotel telefoniert, und ihm war gesagt worden, der Staatsanwältin sei gestern Nacht im Fahrstuhl schlecht geworden, sie habe die Besinnung verloren, Gäste hätten sie gefunden. Als sie wieder bei Bewusstsein war, habe sie ärztliche Hilfe abgelehnt und darauf bestanden, mit dem Taxi nach Haus zu fahren.
Nach dem Telefonat ordnete Paula an, Heiliger in die Arrestzelle zu bringen, und drohte: »Wir brauchen nicht mehr lange, der Fall ist bald gelöst.«
Auf dem Weg zum Adlon fuhr sie bei der Staatsanwaltschaft vorbei, um von Neuenfeld das Foto abzuholen. Es war eine Vergrößerung des Fotos aus dem Medaillon.
52
An der Rezeption wurde Paula von dem Hotelmanager erwartet. Herr Meienburg berichtete ihr, dass ein Hotelgast das Foto heute abgegeben habe. Er hatte es in der vergangenen Nacht in der Tiefgarage gefunden, nachdem Frau Gregor mit dem Taxi weggefahren war. Sie musste es verloren haben, es war ihr Gesicht darauf.
»Wieso Tiefgarage? Hat man Frau Gregor nicht in einem Fahrstuhl gefunden?«
»In dem Sicherheitsfahrstuhl von der Tiefgarage zur Präsidentensuite.«
Paula wollte sich das vor Ort ansehen. Meienburg führte sie an dem plätschernden Brunnen vorbei quer durch die Lobby zu den Fahrstühlen.
»Ist dies der Fahrstuhl?«
»Nein, den benutzen alle Gäste des Hauses. Frau Gregor wurde in dem Fahrstuhl gefunden, der direkt zur Präsidentensuite rauffährt. Um ihn zu öffnen, muss man den Code kennen. Ich nehme an, Herr Heiliger hat ihn
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