Im Herzen Rein
Sätzen aus ihrem Leben und blendeten Kindheits- und Jugendfotos ein. Anschließend wurde die Bevölkerung zur Mithilfe aufgerufen und die Telefonnummer genannt, unter der sachdienliche Hinweise gemeldet werden konnten. Chris schaltete ab und rief Bach an.
»Hallo, Hubertus. Hast du die Nachrichten gesehen?«
»Ja. Nichts Neues.«
»Ich habe in dem Gespräch mit Heiliger keine Anzeichen gefunden, die uns weiterbringen.«
Bach lachte. »Das ist eine Kunst. Dazu braucht man jemanden wie mich, der Erfahrungen auf diesem Gebiet mitbringt.«
»Deswegen würde ich dich gern treffen. Am besten gleich morgen. Du hast angekündigt, dass der Täter wieder morden wird. Wir dürfen also keine Zeit verlieren.«
»Gut. Dann fahre ich morgen ausnahmsweise später zu meiner Mutter. Der Sache zuliebe und dir zuliebe. Wie wär’s um elf bei dir im Büro?«
»Sehr gut, danke. Ich weiß aber nicht, ob Paula Zeisberg dabei sein kann.«
»Das würde ich empfehlen.«
»Offen gestanden, ist es mir peinlich, dass ich sie nicht über meine Verabredung mit dem Jogger informiert habe und nicht über unser Telefonat.«
»Gerade deswegen. Wir sollten das morgen nachholen. Es gibt eine Menge Missverständnisse, wenn wir sie nicht einbeziehen. Stell dir vor, der Jogger ist tatsächlich der Täter, dann wird sie dir das nie verzeihen. Seid ihr nicht befreundet?«
»Ja. Und daher weiß ich auch, dass sie nicht so leicht zu überzeugen ist. Stell dir das nicht so einfach vor.«
»Ich weiß - die eingefahrenen Wege, die alten Methoden. Alles klar.«
»Du meinst, du könntest sie davon überzeugen, dass der Täter auch ein Künstler sein könnte, der aus Menschen Skulpturen macht? Dass zumindest die Möglichkeit besteht?«
»Ich denke schon.«
»Sie lebt seit vielen Jahren mit einem Künstler zusammen.«
»Das wird es nicht leichter machen. Aber dieser hochexplosive Fall ist dein erster Fall, und wenn du auf irgendwelche Empfindlichkeiten von Mitarbeitern Rücksicht nimmst, bist du verloren.«
»Du hast recht. Also um elf in meinem Büro.«
16
Paula war früh auf den Markt gegangen und hatte eingekauft, weil Ralf morgen zurückkommen würde und sie als Geste der Versöhnung für ihn kochen wollte.
Als sie heute früh aufgewacht war, hatte sie solche Sehnsucht danach, seine Stimme zu hören, dass sie ihn angerufen hatte, obwohl sie wusste, dass er noch schlief. Aber er freute sich, so liebevoll geweckt zu werden. Es war ein Telefonat mit wenigen Worten, nur um sich nahe zu fühlen. Er wollte danach weiterschlafen, und sie war aus dem Bett gesprungen, um vor ihrem Termin noch zum Markt zu gehen. Vor allem brauchte sie Fleisch zum Grillen, Rucola, schwarze Oliven - die Ralf besonders mochte - und andere Leckereien, mit denen sie ihn überraschen wollte.
Während sie die Sachen im Kühlschrank verstaute, erklärte sie ihrem Kater: »Stell dir vor, meine Staatsanwältin will, dass ich zu ihr ins Büro komme. Am Samstag!« Chris hatte darauf gedrängt, dass auch Bach mit dabei sein würde. Er hielt Gastvorlesungen an internationalen Universitäten und war als Profiler und Gerichtsgutachter tätig. Chris versprach sich Hilfe von ihm, vermutlich weil sie meinte, die Dekoriertesten wären die Besten. Paula war in dieser Einschätzung schon manches Mal enttäuscht worden. Sie gab nichts auf Titel und Ehrenbezeichnungen, sie verließ sich auf ihre Wahrnehmung und die konkreten Ergebnisse.
Als sie Richtung Moabit fuhr, dachte sie an den gestrigen Tag. Marius war bis zur Abendvorstellung im Kino geblieben und hatte den Angestellten Fotos von Silvia Arndt gezeigt, aber niemand hatte sie erkannt. Auch das Ergebnis der Spurensuche in der Wohnung war enttäuschend. Es waren keine Fremdspuren gefunden worden. Silvia Arndt hatte offenbar nie Besuch gehabt. Die Aufrufe in den Medien, wer sie in der fraglichen Zeit gesehen hatte, waren ohne Ergebnis geblieben. Es hatten sich nur Wichtigtuer gemeldet, die keine ernst zu nehmenden Hinweise geben konnten. Auch die letzten gerichtsmedizinischen Untersuchungen hatten nichts Neues gebracht, es gab kein Sperma, keine Haar- oder Schweißspuren vom Täter. Es war, als hätte er sein Opfer gar nicht berührt. Selbst die Nachricht aus dem kriminaltechnischen Institut über das Mordwerkzeug war enttäuschend. Die rote Glaskugel war ausgebohrt und an der Nadel mit einem Klebstoff befestigt worden, den es in jedem Baumarkt gab. Den Stahlstift hatte der Täter wahrscheinlich selbst auf die gewünschte Länge
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