Im Herzen Rein
nicht locker. Merkwürdig. Wahrscheinlich hatte er inzwischen einen Bauch, eine Mutti mit drei Kindern neben sich, und sie würde sich mit ihm langweilen. Dazu hatte sie weiß Gott keine Zeit.
Sie wurde vom Verkehr nicht aufgehalten, kam zügig durch und betrat schon nach zehn Minuten den Sektionssaal.
Sie war erstaunt, dass Chris zwar dort war, sie aber vorher nicht darüber informiert hatte. Sie ärgerte sich, dass keiner von ihren Leuten sie verständigt hatte, auch Ulla nicht.
Posch begrüßte sie kurz und setzte seine Arbeit fort, wobei er wieder alles, was er zu sagen hatte, auf seine Stenorette sprach oder der Staatsanwältin erklärte.
Mit einem kurzen Lächeln begrüßte sie Scholli, der gerade Fotos machte, den Kollegen Dr. Weinert und den Sektionsassistenten Wenk.
»Mit der äußeren Leichenschau sind wir durch«, sagte Chris. »Das Besondere hier ist, dass sie nicht ganz nackt unter dem blauen Kleid war, sondern einen Slip trug. Der Slip enthält getrockneten Ausfluss, und Professor Posch meinte, wenn wir Glück haben und der Täter Johanna Frenzi sexuell missbraucht hat, könnte es sich dabei um Spermien handeln. Dann hätten wir die DNA.«
Eine DNA-Spur haben wir auch durch die Baseballkappe mit den Haaren, dachte Paula, aber natürlich könnte die auch einem anderen gehören. Sie trat etwas näher an den Sektionstisch. Dies war nun die zweite junge Frau, die so verkrümmt auf dem Tisch lag, bevor eine Woche vergangen war. Sie hoffte inständig, dass sie den Täter hätten, bevor mehr passieren würde.
Posch hob sein Diktiergerät und beugte sich über den Oberkörper der Toten. »Es befinden sich typische Strommarken im Bereich beider Brüste.«
Paula trat etwas näher und sah schärfer hin. Diese zweite Tote hatte zusätzliche Qualen ertragen müssen. Kreisförmige Brandspuren liefen um beide Brüste. Der Täter hatte sie offensichtlich mit glühenden Stahlringen gefoltert.
»Um den Warzenvorhof herum gibt es zwei ringförmige Verbrennungszonen mit oberflächlicher schwärzlicher Hautankohlung, zum Teil auch Blasenbildung der Haut mit rötlicher Verfärbung im Randsaum. Die insgesamt acht Zentimeter durchmessende Verletzungszone ist begrenzt durch einen porzellanartigen Rand. Die Breite der bandförmigen Strommarke beträgt etwa einen Zentimeter. Es gibt symmetrische Veränderungen an beiden Brüsten.« Posch gab dem Fotografen ein Zeichen für Nahaufnahmen und ging zwei Schritte zum Unterleib der Toten, während die Kamera ein paarmal klickte. »Ähnliche Hautverbrennungen, aber dreieckförmig, befinden sich direkt oberhalb der Schambehaarung zwischen Nabel und Scham«, fuhr er fort, während Scholli auf seinen Einsatz wartete. Der Täter hatte Johanna Frenzi auch dort mit einem glühenden Eisen gefoltert.
»Die Basis des Dreiecks verläuft parallel zur Schamhaargrenze und ist acht Zentimeter lang.« Er wartete, bis der Kollege mit seinem Messschieber die beiden anderen Seiten des Dreiecks gemessen hatte.
»Beide Schenkel des Dreiecks messen jeweils 5,5 Zentimeter.« Er gab dem Fotografen ein Zeichen und deutete für seinen Kollegen auf die beiden Handgelenke der Toten. »An beiden Handgelenken lassen sich eindeutige Fesselungsspuren feststellen.«
Während er die Beschreibung fortsetzte, fragte sich Paula, ob ein Künstler - für seine schockierende Installation - die von ihm getöteten Frauen vorher noch mit glühenden Eisen foltern müsste. Oder nutzte er zusätzlich die Chance, um seine bestialischen Triebe zu befriedigen? Wenn sie Bachs Gedanken der Unterteilung des Verbrechensablaufs in einen ersten und einen zweiten Teil folgte, konnte man sagen, dass der erste Teil das Zerstören war und der zweite Teil das Restaurieren. So gesehen war die Idee nicht abwegig, dass es sich um zwei Täter handeln könnte. Zwei, die symbiotisch zusammenarbeiteten. Das gab es sicherlich. Anschließend würde sie ins Büro fahren und Bach anrufen.
Posch war nun dabei, den Unterleib zu untersuchen, und konnte keine weitere Auffälligkeit in der Genitalregion und am After entdecken; die großen und kleinen Schamlippen waren unverletzt und zeigten weder Rötung noch Abschürfung. Er ließ den Kollegen Abstriche von After, Scheideneingang und Scheidengewölbe nehmen und wünschte auch einen Abstrich aus dem Gebärmutterhalskanal.
Posch wies auf eine Tätowierung hin, die Johanna Frenzi auf dem linken Oberschenkel hatte.
»Es ist das astrologische Symbol für Schütze«, sagte Paula.
Scholli machte
Weitere Kostenlose Bücher