Im Herzen Rein
im Scheinwerferlicht steht, es ihm aber doch nicht nachgewiesen werden kann …« Er nahm die Pfanne, kam damit an den Tisch und legte ihr einen Hering auf den Teller. »Einen oder zwei?«
»Erst mal einen.«
Er setzte die Pfanne zurück auf den Herd, goss beiden Wein nach, hob das Glas und sagte grinsend: »Wenn diese Theorie stimmt, wirst du ihn nie schnappen. Prost!«
»Wenn du so weiterredest, isst du deine Heringe alleine.«
Er lachte. »Aber nicht, wenn du erst mal probiert hast.«
Er hatte recht. Als sie den dritten nahm, dachte sie, Fisch macht ja nicht dick. In dem Moment klingelte ihr Handy, Justus war dran.
»Ein Museum Unter den Linden hat Bombenwarnung gegeben. Die vom SEK haben das Schließfach geöffnet.«
»Was für ein Schließfach?«
»Das Schließfach einunddreißig im Guggenheim.«
»Und was haben wir damit zu tun?«
»Es war keine Bombe drin, sondern eine Puppe im blauen Kleid.«
26
Wegen der Absperrung parkte Paula ihren Wagen schon in der Charlotten-, Ecke Französische Straße und ging die dreihundert Meter bis zur Deutschen Guggenheim zu Fuß. Dort musste sie sich noch einmal ausweisen und ließ sich zum Leiter des Sondereinsatzkommandos bringen. »Der letzte Angestellte hatte beim Rundgang bemerkt, dass eines der Schließfächer für die Besuchertaschen immer noch verschlossen und der Schlüssel nicht aufzufinden war. Das war noch nie passiert, und er hat, angesichts all der Terroranschläge, die Polizei alarmiert. Wir haben das Fach Nummer 31 geöffnet. Der Bombenalarm hat sich zum Glück als falsch erwiesen. Ich habe gerade Entwarnung gegeben.«
Paula sagte: »Das hat man mir schon am Telefon gesagt.«
»Vielleicht habe ich Sie umsonst rufen lassen. Ich gelte manchmal als übereifrig, aber darüber setze ich mich hinweg.«
»Manchmal ist das notwendig.«
Er holte Luft. »Die Zeitungen sind voll mit den ermordeten Frauen im blauen Kleid, und Sie sind die zuständige Leiterin der Ermittlung.«
Paula nickte.
»Dann wird Sie interessieren, was wir in dem Fach gefunden haben.«
Paulas Handy klingelte. Eine Festnetznummer, die sie nicht kannte. Wahrscheinlich irgendein Journalist, dachte sie und meldete sich. »Zeisberg.«
»Paula Zeisberg?«
»Ja. Was gibt’s?«, fragte sie ungeduldig.
»Hier ist noch mal Jonas Schumann.«
»Hallo, Jonas.« Woher hatte er ihre Handynummer? Ulla konnte sie ihm nicht gegeben haben.
»Endlich habe ich dich nun doch noch erreicht. Hast du vielleicht jetzt Zeit?«
»Im Moment ist es ganz schlecht. Ich bin im Guggenheim in einem Dienstgespräch.«
»Oh, tut mir leid, dann rufe ich später noch mal an.«
»Okay.«
Auf Bitte des SEK-Leiters wurde eine durchsichtige Plastiktüte gebracht: Darin lagen eine Barbiepuppe im blauen Kleid und eine kleine Holzbank. »Auf dieser Bank hat die Puppe in dem Fach gesessen.«
»Wer legt denn eine Barbiepuppe ins Schließfach?«
Der Einsatzleiter zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Kinder sind manchmal maulig und wollen ihre Puppe nicht mehr tragen. Ich hab auch so eine Kleine. Das habe ich als Erstes gedacht. Aber blaues Kleid und Bank, diese Kombination aus den Nachrichten hat sich mir eingeprägt. Es könnte ja damit zusammenhängen.«
»Sie haben richtig gehandelt.« Paula dachte daran, was Bach gesagt hatte: Er wird ein Zeichen setzen. Sie drehte und wendete die Plastiktüte, um sich die Puppe genau anzusehen.
Die Barbie hatte blondes, im Nacken gestuftes Haar, das blaue Kleid wurde mit einem weißen Gürtel zusammengehalten, der mit einem roten Knopf verschlossen war. Am Hals trug sie eine Halskette mit rundem Anhänger. Paula wusste, dass die Barbie die bekannteste und meistverkaufte Puppe der Welt war. Als sie in den Sechzigern in Deutschland eingeführt wurde, war sie eine Sensation: eine Puppe als Erwachsene, mit einer Garderobe für Erwachsene, immer nach der neuesten Mode. Die Kinder lieben sie immer noch. Barbie als Reiterin mit Pferd, Barbie als Stewardess mit Flugzeug, und hier die Barbie auf einer Parkbank.
Wieder klingelte Paulas Handy. Sie sah auf das Display. War das wieder dieselbe Nummer wie eben? »Ja?«, fragte sie kurz angebunden.
»Noch mal Jonas. Ich sehe gerade, dass das Guggenheim Museum um die Ecke von mir bist. Ich könnte dich dort abholen. Auf einen kurzen Drink?«
»Gut«, sagte Paula knapp, dann wandte sie sich wieder dem Mann neben ihr zu. »Mehr war nicht in dem Fach - nur diese Puppe und die Holzbank?«
»Nichts anderes.«
Als Paula gehen wollte, hielt
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