Im Heu oder im Bett
verkleiden. Die Arbeit hielt ihn zum Glück davon ab, sich zu viele Gedanken zu machen. Je beschäftigter er war, desto besser für ihn. Es war erst acht Uhr morgens, und trotzdem stand ihm bereits der Schweiß auf der Stirn. Er wischte ihn sich mit dem Handrücken ab und hämmerte weiter.
Nach der letzten Nacht war seine einzige Rettung, sich mit Arbeit zu betäuben. Er würde mit Sicherheit seine Libido nicht unter Kontrolle bekommen, wenn Lauren um ihn herumscharwenzelte und dabei aussah, als wäre sie gerade einem dieser Dessouskataloge entstiegen. Allerdings schien es in seinem gegenwärtigen Zustand auch keine Rolle zu spielen, ob sie wie heute Khakishorts und ein T-Shirt trug oder wie gestern Nacht diesen Fetzen Stoff, der einen Kurzschluss bei ihm ausgelöst hatte. Sie machte ihn so oder so verrückt.
Was hätte er auch tun sollen, als sie ihn um Mitternacht in einem dünnen Seidennachthemd, das ihre Haut nur zu einem Bruchteil bedeckt hatte, in der Küche attackiert hatte?
„Verdammt!” fluchte er lauthals und ließ den Hammer fallen. Er hielt sich den pochenden Daumen, auf den er sich gerade mit voller Wucht geschlagen hatte, und wartete, dass der Schmerz nachließ. Ein solches Missgeschick war ihm das letzte Mal passiert, als er ein sechzehnjähriger, unerfahrener Aushilfsarbeiter gewesen war. Er setzte sich auf einen Holzstapel und besah sich den lädierten Daumen. Lauren schien zu schaffen, was noch keiner Frau gelungen war: Er fühlte sich so konfus und ungeschickt wie ein Teenager.
Aber das Schlimmste war natürlich, dass er für das, was gestern Nacht geschehen war, ebenso verantwortlich war wie sie. Wahrscheinlich sogar noch mehr. Schließlich war er derjenige, der wusste, was hier auf dem Spiel stand. Trotzdem hatte er einfach nicht anders reagieren können. Ihre weichen und hingebungsvollen Lippen auf seinen zu fühlen war der pure Wahnsinn gewesen. Und die Art, wie sie den Kuss erwidert hatte, hatte ihm das Gefühl gegeben, dass sie genauso bereit für ihn war wie er für sie. Als er sich losgerissen hatte, hätte sie den heißen Kuss einfach als leichtfertigen Spaß abgetan. Aber er hatte ihr diese gleichgültige Haltung nicht ganz abgekauft.
Er erhob sich, um die Arbeit fortzusetzen. Egal, wie unbekümmert Lauren tat, für ihn hatte die Begegnung gestern Nacht ganz sicher etwas bedeutet. Er durfte einfach nicht in ihre Nähe kommen. Denn das würde die Situation nur noch verzwickter machen.
Cole hielt sein Gesicht in die erfrischende Luft, die durch das Fenster hereinwehte. Er atmete tief ein und erinnerte sich wieder einmal daran, warum er hier war. Und mit Jem vor seinem inneren Auge, nahm er sich ein weiteres Holzbrett und nagelte es an die Wand des zukünftigen Antiquitätenladens.
Lauren, die sich nach einem langen Arbeitstag damit abmühte, ihren neuen Grill in Gang zu bringen, hieß die bei Sonnenuntergang einsetzende frische Brise sehr willkommen. Sie seufzte frustriert, weil das Feuer einfach nicht angehen wollte, schichtete dann einfach noch mehr Holzkohle aufeinander, schüttete großzügig flüssigen Anzünder über die schwarze Pyramide und startete dann mit einem langen Streichholz einen weiteren Versuch.
Als der Grill förmlich in Flammen aufzugehen schien, wich sie zurück und stieß einen Schrei aus, als sie mit Cole zusammenprallte.
„Wir sollten aufhören, uns auf diese Weise zu begegnen”, meinte er, als Lauren sich in seinen Armen drehte.
Sie bog den Kopf zurück, so dass sie ihn ansehen konnte. „Nun, zumindest habe ich ihn zum Brennen gebracht.”
„Und fast alles andere im Umkreis.” Er fuhr ganz leicht mit dem Daumen über ihre Stirn.
„Ruß”, sagte er. „Kann ich dir vielleicht helfen?”
Aber Lauren wehrte ab. „Nein, danke. Es geht schon.” Sie entwand sich seinen Armen und fing an, nach der langen Gabel zu suchen, mit der sie die Holzkohle zusammenschieben könnte. Die war doch gerade noch hier, dachte sie. „Was habe ich nur mit…?”
„Der hier gemacht?” Er grinste, als er die Gabel hinter seinem Rücken entdeckt hatte.
„Vielleicht bin ich altmodisch, aber da, wo ich herkomme, ist das Grillen Männersache.” Und dann begann er einfach damit, die kaum noch glimmende Kohle zu schüren und blies in die Glut, bis sie Feuer fing.
Muss der Mann eigentlich in allem, was er tut, so gut sein? fragte Lauren sich, als sie ihm anerkennend dabei zusah. Dennoch musste sie zugeben, dass sie ihn gern um sich hatte.
Schon allein, um seinen
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