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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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den Inhalationsapparat in die Schublade zurück und schloß sie.
    »Das geschieht Ihnen ganz recht«, sagte er. »Ich dachte, ich hätte Ihnen deutlich klargemacht, daß ich dieses Herumgestöbere in fremden Gedanken nicht haben will, aber vermutlich haben Sie nicht zugehört. Zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus, wie?«
    Gänger grinste reumütig und rieb sich das Knie. »Macht der Gewohnheit«, entschuldigte er sich. »Wird nicht wieder vorkommen.« Er stand auf, klopfte sich den Staub ab und ging zur Tür.
    »Übrigens«, sagte er, während er die Klinke hinunterdrückte und schon zur Hälfte im Türrahmen stand, »als ich da oben bei Ihnen drin war, konnte ich es einfach nicht übersehen. Ich meine, diese Geschichte mit den blauen Strümpfen und dem Eisbären. Wirklich, sehr originell.«
    Kurz bevor die Heftmaschine die Tür traf, hatte Gänger sie hinter sich zugeworfen.
     
    In den Blauen Bergen, hoch über der Ebene ringsum, legte ein Holzfäller eine Arbeitspause ein und stützte sich auf seine Axt. Auf seinem lockigen roten Haar und in den furchtlosen blauen Augen funkelte die Sonne, die nur noch auf zwei Zylindern und mit einer Strumpfhose als Keilriemenersatz dahintuckerte. In weiter Ferne sang ein Vogel.
    »Grüß dich, Vetter Björn«, sagte eine Stimme hinter ihm. »Wieder mal ein wirklich herrlicher Tag, nicht wahr? Angenehm mild, und doch weder zu heiß zum Arbeiten noch zu kalt, um einfach einen Augenblick lang dazustehen und der Stimme des Flusses zu lauschen, während er sich seinen Weg lustig plätschernd den Berghang hinab in unser friedliches Dorf bahnt.«
    »Ach, scher dich zum Teufel, Olaf«, erwiderte Björn.
    Olaf zuckte die Achseln. »Es ist schon ein Jammer, wie ein solch junger und von der Natur gesegneter Mensch im Herzen so bitter wie ein unreifer Apfel sein kann«, stellte er verständnisvoll fest. »Dennoch bin ich mir sicher, daß du früher oder später deine inneren Qualen überwinden und wahren Frieden finden wirst. Bis dahin gibt es allerdings noch eine Menge Holz zu schlagen.« Er schulterte seine Axt und ging, eine Volksweise vor sich hin pfeifend, den Berg hinab davon.
    Björn hatte den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden. Er hob die Axt, schwang sie über dem Kopf und schlug sie mit voller Wucht nach unten gegen den Fuß des Baumstamms. Die Schneide löste sich dabei vom Stiel und landete im kristallklaren Wasser des Flusses.
    »Wie bedauerlich«, stellte ein weißhaariger Holzfäller mit rosigen Wangen fest, der sich hinter einer ehrwürdigen Ulme den Schuh zugebunden hatte.
    »Ja«, pflichtete Björn ihm bei. »Einen halben Meter weiter nach links, und die Klinge hätte dir das Bein abrasiert.«
    Der ältere Holzfäller namens Karl seufzte, ließ sich auf einem Baumstumpf nieder und forderte den jungen Mann durch einen Wink auf, sich zu ihm zu setzen.
    »Feindseligkeit ist wie eine grob geführte Axt«, sagte er und bot Björn einen Apfel an. »Sie verwundet diejenigen, gegen die man sie gebraucht, und ruft Blasen bei dem hervor, der sie benutzt. Versuch, in deinem Innern ein bißchen friedlicher zu werden, Vetter Björn, denn das Leben ist etwas Wunderbares.«
    »Von Äpfeln kriege ich Bauchschmerzen«, entgegnete Björn. »Besonders von den verdammten Cox Orange.« Er warf den Apfel nach hinten über die Schulter. »Wärst du jetzt so freundlich, dich woanders hinzusetzen? Wenn du das nicht tust, liegst du nämlich direkt unter diesem Baum, wenn ich dieses Prachtexemplar hier fälle.«
    Karl schüttelte den Kopf und lächelte. »Zuerst mußt du die Schneide deiner Axt wiederfinden, Vetter. Vergiß das nie«, fügte er hinzu, während er aufstand und sich entfernte. »Immer erst die Schneide der Axt finden, bevor du dich daran machst, einen Baum zu fällen.«
    Björn stieß einen derben Laut aus und stampfte hinüber zum Fluß. Die Schneide zu finden dauerte eine ganze Weile, und als er sich schließlich erschöpft am Ufer niederließ, waren seine Schuhe vollkommen durchgeweicht.
    »Guten Morgen, Onkel Björn«, begrüßte ihn eine Stimme über seinem Kopf. Er sah auf und erblickte ein etwa zehn Jahre altes kleines Mädchen, das ein hübsches blaues Kleid trug. »Mutter meinte, du hättest vielleicht Hunger, und hat dir deshalb etwas zu essen geschickt. Falls du einen erfrischenden Schluck Faßbier möchtest, kann ich zurück zum Haus laufen und dir welches holen.«
    Björn hob die Serviette hoch und verzog das Gesicht. »Stell das Zeug da drüben hin«, ordnete er

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