Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
gemeint, aber offenbar ist die Botschaft bei Ihnen angekommen.«
    »Das klingt einleuchtend«, räumte Jane nachdenklich ein. »Normalerweise mag ich Sahnegebäck gar nicht. Was machen Sie hier überhaupt? Wollen Sie, daß ich Ihnen meine Seele verkaufe oder so was?«
    Die Stimme lachte und brachte damit Janes Haare leicht zum Zittern. »Mein liebes Mädchen«, sagte die Stimme mit aufrichtiger Belustigung, »warum in aller Welt sollte ich das wollen? Seelen kann ich jederzeit bekommen, nachgeschmissen sogar. In der Öffentlichkeit herrscht diese seltsame Vorstellung, wir würden uns für nichts anderes als Seelen interessieren. Also, ich mache mir nicht besonders viel daraus.«
    »Was wollen Sie dann?« hakte Jane nach.
    »Ich möchte Ihnen eine Stelle anbieten«, antwortete die Stimme.
    Verblüfft schnappte Jane nach Luft. Unglücklicherweise bekam sie dabei den Rest der Sahne in die Nase, schnaufte kurz und mußte schließlich heftig niesen. Als sie sich von dem Schrecken erholt hatte, war die Stimme verschwunden.
     
    Der Personalchef blickte auf die Uhr.
    »Na, wie sieht’s aus?« fragte er.
    Ein lautes Platschen war zu vernehmen, und Gänger nahm auf der anderen Seite des Schreibtischs Gestalt an. Daß er ausnahmsweise einmal nicht wie auf einem Werbefoto für Designerhemden aussah, erfreute und befriedigte den Personalchef zugleich. Gänger war naß und zitterte leicht, und der kümmerliche Rest seiner mit Haarfestiger gestylten Frisur war ihm vor die Stirn geblasen worden.
    »Entschuldigen Sie die Verspätung«, sagte er. »Ich bin weggeniest worden.«
    »Ist schon in Ordnung«, reagierte der Personalchef gelassen. »Wie sind Sie vorangekommen?«
    »Ich würde sagen, sie läßt es sich durch den Kopf gehen«, antwortete Gänger, während er sich mit einem Taschentuch abtrocknete. »Entweder entscheidet sie sich für den Job, oder sie meldet sich in einer dieser Anstalten an, wo es keinen interessiert, ob man sich für einen Baum hält, solange man kein Laub auf die Treppe fallen läßt.«
    Der Personalchef klopfte sich mit dem Bleistift gegen die Zähne. »Aber einen Entschluß hat sie Ihnen nicht mitgeteilt?«
    »Du lieber Himmel, nein!« antwortete Gänger. »Hatte ich auch gar nicht von ihr erwartet. Eigentlich hatte ich das Thema gerade erst angeschnitten, als ich mich von ihr trennen mußte. Für die Schwierigkeiten, die ich mit Frauen habe, ist das wieder mal typisch«, fügte er hinzu. »Die haben jedesmal ganz schnell die Nase von mir voll.«
    Prima, dachte der Personalchef, ich habe mich immer gefragt, wer die Drehbücher für Spitting Image schreibt – jetzt weiß ich’s. »Aber von der Stelle haben Sie ihr erzählt, oder? Ich meine …«
    »Na ja, ich habe nur am Rande etwas davon erwähnt.« Gänger zuckte die Achseln. »Solche Dinge darf man nicht überstürzen. Das ist eine der Lektionen, die wir aus unserem eigenen Programm zur Anwerbung von Sterblichen gelernt haben. Jeder, der den Job wirklich haben will, wird sich als ungeeignet erweisen.«
    Der Personalchef nickte. »Ach, wirklich?«
    »Ja«, antwortete Gänger und griff in die Tasche, um nach einem Kamm zu suchen. »Die nächste Phase besteht darin, dem armen Kind einen derartigen Schrecken einzujagen, daß es sich vor Angst in die Hose macht. Wenn Sie wollen, können Sie das gerne mir überlassen.«
    Der Personalchef schürzte die Lippen. »Ist das denn unbedingt erforderlich?« erkundigte er sich zurückhaltend. »Wie ich weiß, wird Ihnen und Ihresgleichen bei der Vorgehensweise ein gewisser Spielraum zugestanden, aber hier bei uns muß man sich vorsehen.«
    Gänger ruckte energisch. »Ich weiß, dennoch ist es unbedingt erforderlich, um bei ihr die richtige Atmosphäre für eine leichte Paranoia zu schaffen«, beharrte er. »Es heißt nämlich, daß niemand, der noch recht bei Trost ist, diese Arbeit machen würde.«
    »Also gut«, willigte der Personalchef ein, dann zog er die oberste linke Schreibtischschublade auf und entdeckte ein Pfefferminzbonbon. »Halten Sie mich über Ihre Fortschritte auf dem laufenden.«
    »Mache ich.« Der Stuhl wurde von allein frei. Eine ganze Weile lang saß der Personalchef nur stumm da und betrachtete ihn. Dann langte er mit einer schwungvollen Bewegung lässig in die geöffnete Schublade, ergriff einen Inhalationsapparat und atmete heftig durch die Nase ein. Es gab ein eigenartiges knallähnliches Geräusch, und Gänger lag mit dem Gesicht nach unten neben ihm auf dem Boden. Der Personalchef legte

Weitere Kostenlose Bücher