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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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den Rock sauber«, schlug Jane vor. »Solange Sie hier sind, ob nun sichtbar oder nicht, werde ich Ihrer verschrobenen Vorstellung von Humor keinesfalls nachkommen.«
    Lange herrschte Schweigen, dann meldete sich die Stimme wieder zu Wort, doch diesmal kam sie eindeutig von innen.
    »Sind Sie jetzt zufrieden?« fragte die Stimme.
    »Ganz bestimmt nicht«, antwortete Jane. »Verschwinden Sie!«
    »Das habe ich ja gerade getan«, rechtfertigte sich die Stimme. »Ich bin zurück ins Büro gegangen und koche mir jetzt eine Tasse Tee. Was um Himmels willen wollen Sie denn noch?«
    »Wagen Sie es ja nicht, sich in meinem Kopf eine Tasse Tee zu kochen!« zischte Jane. »Das dulde ich auf keinen Fall, kapiert?«
    »Was wollen Sie denn dagegen machen? Sich etwa kräftig die Nase putzen?«
    Hitzig rutschte Jane auf der Bank hin und her, um zu versuchen, den Doughnut loszuwerden. Im Kopf nahm sie schallendes Gelächter wahr.
    »Lassen Sie das!« protestierte sie heftig. »Davon kriege ich Kopfschmerzen.« Gleich darauf hörte ihr Schädel auf zu vibrieren. Soweit sie es beurteilen konnte, war der Doughnut immer noch da.
    »Wer sind Sie überhaupt?« wollte sie wissen.
    Ihr brummte der Schädel, und die Antwort war – als sie schließlich durchdrang – wortlos und unklar; abstoßend, zugleich aber auch anziehend. Das, was von ihrem Abwehrmechanismus übriggeblieben war, veranlaßte Jane, die Antwort nicht zu verstehen.
    »Na gut«, sagte die Stimme, die sich wiederum in Janes Kopf vernehmen ließ. »Ich gebe Ihnen drei Hinweise. Sobald man von mir spricht, bin ich auch schon da; in meine sprichwörtliche Küche sind sie bestimmt das eine oder andere Mal geraten; und außerdem stecke ich gern im Detail. Zumindest sollten Ihnen diese drei Hinweise helfen, unseren Abteilungsleiter zu identifizieren«, berichtigte sich die Stimme. »Obwohl wir eigentlich eher ein Team sind. Aber der Personenkult …«
    »Ich habe Sie durchaus verstanden«, wies Jane die Stimme in gouvernantenhaftem Tonfall zurecht. »Leider muß ich trotzdem darauf bestehen, daß Sie verschwinden.«
    »Solange Ihnen nichts Besseres einfällt, können Sie auf gar nichts bestehen«, widersprach die Stimme. »Was wollen Sie denn mit mir machen, wenn ich nicht verschwinde?«
    »Ich werde ein Kreuz schlagen«, murmelte Jane verlegen. »Das haben Sie davon.«
    Die Stimme lächelte – selbst das konnte sie. Einen Radiohersteller hätte sie dazu gebracht, vor lauter Freude einen Handstand zu machen.
    »Das können Sie gerne tun«, antwortete die Stimme. »Allerdings wird Ihnen das kein Stück weiterhelfen, allenfalls bin ich dann schwer beleidigt. Sie müssen nämlich wissen, daß wir durchaus Gefühle haben. In einer wirklich aufgeklärten Gesellschaft würden diese ganzen spirituellen Klischees längst der Vergangenheit angehören. Doch haben wir uns an diesen Blödsinn gewöhnt und gehen entsprechend nachsichtig damit um.«
    »Kann ich Sie irgendwie loswerden?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete die Stimme. »Meiner Ansicht nach könnten Sie sogar eins von diesen tragbaren Stereodingern mit Kopfhörer nehmen und versuchen, mich aus Ihrem Schädel zu blasen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das etwas brächte. Ich meine, ich bin ja nicht eingebildet, aber wen möchten Sie in Ihrem Kopf lieber Krach machen lassen, mich oder Def Leppard?«
    Jane dachte darüber nach. »Haben Sie vor, lange zu bleiben?« fragte sie. »Sollte das nämlich der Fall sein, wäre es vielleicht einen Versuch wert. Außerdem gibt es neben Heavy Metal noch andere Musik, die man laut hören kann. Neulich ist ein Mann im Zug gefahren, der sich unterm Kopfhörer die Götterdämmerung angehört hat. Das Zischeln drang aus dem Speisewagen bis zu mir herüber.«
    »Nur Leute, die sich ihrer Aufgabe nicht gewachsen fühlen, glauben, mit Drohungen besser weiterzukommen«, erwiderte die Stimme kühl. »Haben Sie vorhin bei der Götterdämmerung übrigens an die Einspielung von Solti gedacht? Alles in allem ziehe ich die nämlich der von Karajan vor.«
    »Wieso kann ich Sie denn nicht loswerden?« verlangte Jane zu wissen. »Ihretwegen komme ich noch zu spät zur Arbeit.«
    »Sie haben mich hineingelassen«, antwortete die Stimme. »Sie hatten für die Versuchung ein offenes Ohr.«
    »Tatsächlich?«
    »Das, worauf Sie sitzen, ist der Beweis«, fuhr die Stimme selbstgefällig fort. »›Na los, sei des Teufels und riskier was!‹ habe ich zu Ihnen gesagt. Im Grunde hatte ich das natürlich nicht so

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