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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Lüfte schwang und dabei wie ein Pulk in Zeitlupe fliegender Reiher mit den bedruckten Seiten schlug. Ein aufgespannter Regenschirm flatterte auf seinem Weg zu den Sternen an Janes Fenster vorbei.
    »Verstehen Sie, was ich meine?« fragte eine Stimme über ihr.
    Jane blickte nach oben und sah den Personalchef auf dem Rücken ausgestreckt an der Decke liegen. Sie bemühte sich, nicht zu lachen, doch alles hat seine Grenzen.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich, »aber Sie sehen so …«
    »Ich weiß«, erwiderte der Personalchef betrübt. »Und Sie glauben, Sie hätten Probleme. Seien Sie bloß froh, daß Sie einen materiellen Körper haben. Sie machen sich keine Vorstellung davon, wie schwierig es für mich war hierherzukommen.«
    Jane stieß sich kräftig mit dem Schirm ab, und der Tisch stieg nach oben. Sie konnte gerade noch den linken Fuß des Personalchefs ergreifen, bevor der Tisch wieder in Richtung Boden sank, und zog den Besucher mit sich hinunter. Wie sie erwartet hatte, wog er nichts.
    Durch eine kurze, etwas würdelos wirkende Kletterpartie gelangte der Personalchef zum Tisch, wo er sich sicherte, indem er die Arme um eins der Tischbeine schlang. Dennoch zeigte seine untere Körperhälfte entschieden nach oben, so daß er noch am ehesten wie eine stattliche Riesenkaulquappe aussah.
    »Jedenfalls können Sie jetzt bestimmt nicht mehr leugnen, daß es ein Problem gibt«, stellte er trocken fest.
    »Ganz gewiß gibt es da ein Problem«, pflichtete ihm Jane bei. »Zum Beispiel, wie ich die Kaffeeflecken von der Decke abbekomme. Das ist nämlich Rauhputz.«
    »Habe ich mir gedacht«, entgegnete der Personalchef. »Das Zeug schmirgelt wie Sandpapier, wenn man daran entlangstreift. Sollte verboten werden.«
    »Tut mir leid.«
    »Ist ja nicht Ihre Schuld. Hören Sie«, fuhr er ungeduldig fort, »wenn wir keine Möglichkeit finden, die ganze Geschichte in Ordnung zu bringen, wird alles noch schlimmer werden. Das müssen Sie jetzt einsehen.«
    »Aber ich …«, setzte Jane an, dann berichtigte sie sich: »Sind Sie sich denn sicher, daß ich Ihnen helfen kann?«
    »Ja, und zwar Sie und andere Menschen wie Sie, aber Sie zuerst«, antwortete der Personalchef bestimmt. »Wenn Sie Erfolg haben, dann können wir auch andere Leute anwerben. Die Vorstandsetage wird uns nicht daran hindern können. Wir werden in der Lage sein, sämtliche offenen Stellen zu besetzen und eine anständige Wartung der Betriebseinrichtungen und Maschinen zu gewährleisten; auf diese Weise wären unsere Mitarbeiter und Geldmittel nicht ausschließlich dazu da, um Notfälle zu beheben.« Er hielt kurz inne, um eine Teekanne zu verscheuchen, die ihm anscheinend ins Jackett schlüpfen wollte. »Kommen Sie schon, was sagen Sie dazu?« drängte er Jane zu einer Antwort. »Schlimmer, als es jetzt ist, kann es doch nicht kommen.«
    Plötzlich drehte sich die Welt wieder. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte es Jane ganz deutlich; den gewaltigen Ruck einer unglaublich schnellen Beschleunigung, ganz ähnlich dem scheußlichen Gefühl, das man bekommt, wenn man zum erstenmal in einem startenden Flugzeug sitzt. Von weiteren detaillierten Wahrnehmungen dieser Art lenkte sie dann allerdings das Schauspiel ab, das ihre Habseligkeiten boten, die ohne Ausnahme zu Boden fielen und in tausend Stücke zersprangen.
    »Richtig«, pflichtete sie ihm bei und pflückte sich mit Daumen und Zeigefinger die rasiermesserscharfe Scherbe einer Kasserolle aus dem Haar. Draußen war die Luft auf einmal von den Geräuschen zahlreicher zur Normalität zurückgekehrter Autofahrer erfüllt, die mit Hilfe der Hupen den eingebüßten Schadenfreiheitsrabatt beklagten. Die letzte Illustrierte wirbelte ein paarmal in der Luft umher und plumpste wie eine erschöpfte Taube auf die Erde.
    »Dann schießen Sie mal los«, schlug Jane vor.
     
    »Erzähl mir alles darüber«, bat Gustav mit vor Aufregung zitternder Stimme.
    Das Feuer brannte niedrig, so daß sich der Innenraum von Gustavs kleiner, aber gemütlicher Hütte mit tiefen Schatten füllte, jeder einzelne ein verhüllter Pfad in die feindselige Unendlichkeit. Mit bloßen Zähnen hebelte Björn den Kronkorken von einer Flasche Carlsberg und spuckte ihn genau in den Kamin.
    »Da gibt es wirklich nicht viel zu erzählen«, begann er. »Ich habe mich damals um den Job beworben, ihn bekommen, ihn nicht gemocht, denen gesagt, daß sie mich mal gern haben können, und bin weggegangen. So einfach war das.«
    »Ähm … ja, das

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