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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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was ganz nüchtern und realistisch sehen, finden Sie nicht? Dieses ganze Gerede von bösen Vorzeichen, Omen und dergleichen taugt doch nicht die Bohne.«
    »Sie haben recht, das ist wirklich kein Vorzeichen gewesen, aber das wissen Sie ja schon«, stellte der Fremde gelassen fest.
    Jane musterte ihn argwöhnisch. »Haben Sie mir etwa Wanzen ins Gehirn eingebaut oder so was? Wenn Sie das gemacht haben, dann …«
    Der Fremde schüttelte energisch den Kopf. »Nichts dergleichen, bitte glauben Sie mir das«, versicherte er ihr. »Aber wir haben in der Abteilung … na ja, Sie hatten sich das ja schon gedacht, nicht wahr?«
    »Wenn Sie damit meinen, daß die Sonne nicht ihren besten Tag hatte, dann ja.«
    »Das kann man wohl so sagen«, seufzte der Fremde und erschauderte. »Personalmangel.«
    Jane runzelte die Stirn. »Personalmangel?«
    Der Fremde nickte. »Das Ganze ist ein Alptraum, nichts als ein verfluchter Alptraum. Ehrlich, ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo das noch alles enden soll.«
    Aus der Küche hörte Jane das Klicken des Wasserkochers, der sich selbsttätig ausschaltete. Sie entschloß sich, das Geräusch zu überhören.
    »Wie können Sie denn unter Personalmangel leiden?« fragte sie verblüfft. »Ich meine, ich dachte immer, daß Sie und die anderen … Angestellten des öffentlichen Dienstes sich von uns dadurch unterscheiden, daß Sie ewig leben. Sie wissen schon, Unsterblichkeit und so weiter.«
    »Unsterblichkeit bedeutet nicht, daß man bis in alle Ewigkeit arbeitet. Das heißt lediglich, daß man einen sehr langen Ruhestand hat«, klärte sie der Fremde auf. »Und das wiederum bedeutet, daß der vorhandene Etat durch die Auszahlungen der Renten mit jedem Jahr, das vergeht, immer mehr aufgezehrt wird. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt verschlingen die Renten neunundneunzig Komma neun sieben zwei Prozent der verfügbaren Einnahmen. Stellen Sie sich nur mal vor, was das heißt.«
    Jane stellte sich vor, was das hieß, und nickte verständnisvoll. »Ich verstehe.«
    »Sehen Sie, und das ist nur ein Teil des Problems«, fuhr der Fremde fort. »Offen gesagt, gehen uns die Arbeitskräfte aus. Es ist nämlich so, daß jedesmal, wenn ein öffentlicher Arbeitnehmer in Rente geht, eine Stelle frei wird. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ich glaube, schon«, antwortete Jane. »Trotzdem hätte ich das nicht gedacht.«
    »Das können Sie mir ruhig glauben«, versicherte ihr der Fremde. »Also, die Zahl derer, die … Ich weiß ehrlich nicht, wie ich das ausdrücken soll.«
    »Nur Mut«, ermunterte ihn Jane.
    Der Fremde blickte ein wenig ratlos drein. »Das ist eine etwas kitzlige Sache. Mhm … woher kommen alle die Engel – also Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst – Ihrer Meinung nach?«
    Jane spürte, wie sie vor Überraschung eine trockene Zunge bekam. »Ähm … von all den Mamas und Papas im öffentlichen Dienst vielleicht?«
    Der Fremde blickte sie böse an. »Natürlich nicht«, widersprach er. »Das ist eine metaphysische Unmöglichkeit. Nein, die kleinen Engel bringt selbstverständlich der Klapperstorch. Und haben Sie eine Ahnung, was in den letzten fünfzig Jahren mit dem natürlichen Lebensraum der Störche passiert ist?«
    »Nun … ähm …«
    »Also, ich glaube, Sie verstehen, worauf ich hinauswill«, fuhr der Fremde fort. »Die Störche sterben aus, deshalb sind wir … na ja, das macht die Anwerbung zu einem Problem. Zu einem unglaublich großen Problem sogar. Und das ist der Punkt, an dem Sie ins Spiel kommen«, fügte er hinzu.
    Jane spürte, wie sie vor Zorn errötete. »Also hören Sie mal, ich …«
    »Nein, nein«, beschwichtigte sie der Fremde rasch. »Nicht so. Ich meine, wir sind zu dem Schluß gekommen – oder zumindest Mister Gänger und ich sind zu dem Schluß gekommen …«
    »Mister Gänger?«
    »Richtig. Sie haben ihn bereits kennengelernt.«
    »Ich verstehe.«
    »Wir sind zu dem Schluß gekommen«, fuhr der Fremde fort, »daß der einzige Ausweg darin besteht, Sterbliche anzuwerben – natürlich geeignete Sterbliche – und, nun ja …«
    »Und? Na was denn?« fragte Jane. Ihre Stimme hätte, nebenbei bemerkt, Sauerstoff gefrieren lassen. Der Fremde mußte schwer schlucken und tat dann so, als sähe er auf seine Uhr.
    »Ach du liebe Zeit, schon so spät?« gab er sich entsetzt. »Jedenfalls wäre es schön, wenn Sie mal darüber nachdächten. Ich meine, Sie wären … äh … das Versuchs … ich meine, eine Wegbereiterin. Genau, eine Wegbereiterin. Der gesamte Erfolg

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