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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Größe einer mittleren bis großen Parkbank auf sie zu. Jane warf ihm ein Pfefferminzbonbon in den Rachen, und es zog sich hustend zurück. »Die Sterblichen natürlich«, antwortete Jane. »Kommen Sie jetzt mit?«
    Der Vorarbeiter runzelte die Stirn. »Wollen die dafür bezahlt werden? Nachdem wir einen neuen Stiel für den Schrubber gekauft haben, ist nämlich nicht mehr viel Geld in der Portokasse, und das Kakaogeld können Sie dafür garantiert nicht verwenden, das ließen sich die Jungs niemals gefallen.«
    »Die machen das umsonst«, beruhigte ihn Jane. »Jetzt beeilen Sie sich, und werfen Sie die Eimer weg, und dann sollten wir lieber mal kurz in Ägypten vorbeischauen.«
    Der Vorarbeiter kratzte sich am Kinn. Er wollte kein zweites Mal reinfallen.
    »Sie meinen Ägypten in Afrika, richtig?« erkundigte er sich vorsichtshalber.
    »Mehr oder weniger«, antwortete Jane. »Bisher haben die Ägypter zwar noch keine Ahnung, aber sie stehen kurz vor der Entdeckung, daß es sich um eine buchstäblich vom Himmel gesandte Gelegenheit handelt, demnächst Wasserkraftwerke zu bauen, ohne daß das Wasser im Weg ist. Alles klar?«
    Der Vorarbeiter runzelte skeptisch die Stirn, doch dann fiel sein Blick auf das Abzeichen an Janes Kragen, und seine Miene erhellte sich. »Ja, alles klar. Das halte ich wirklich für eine gute Idee.«
     
    »Genial!« freute sich Gänger, während er sich vorbeugte und den Monitor ausschaltete. »Finden Sie nicht auch?«
    »Gewiß, auf jeden Fall mal etwas Neues«, stimmte ihm der Personalchef zu. Er setzte die Fingerspitzen gegeneinander und runzelte die Stirn.
    »So neu nun auch wieder nicht«, widersprach Gänger. »Das hat es früher auch schon gegeben. Im Grunde sind die Sterblichen bloß dazu bewegt worden, aus unseren Fehlern einen Vorteil zu ziehen. Und man kann kaum in Abrede stellen, daß es in der Vergangenheit recht gut funktioniert hat. Denken Sie nur an das Manna«, fügte er mit unfreiwilligem Grinsen hinzu.
    Auch der Personalchef mußte unwillkürlich grinsen. In den meisten Abteilungen war die Manna-Geschichte bereits eine uralte Kamelle; sie handelte davon, wie einst eine in Containern transportierte Ladung Manna über der Wüste Sinai verschüttet worden war, als gerade eine Gruppe Sterblicher heranmarschiert kam und geradewegs hineinlief. Das Schöne an der Geschichte war, daß die Sterblichen, obwohl die Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst schon damals wußten, was Manna war (daher die in den Abteilungen kursierenden Redensarten ›überall sein Manna finden‹ und ›anderer Leute Manna essen‹), noch nie auf diese Substanz gestoßen und ganz außerordentlich davon angetan waren.
    »Vielleicht haben Sie recht«, gestand der Personalchef ein. »Ich will auch gar nicht bestreiten, daß das Mädchen« – er machte eine Pause, während die Archivare in seinem Gehirn in wilder Hast die Karteikarten durchblätterten – »Talent hat, aber das ist nicht mein Hauptproblem. Dort draußen gibt es viele Leute mit Talent, von denen einige auch sterblich sind …«
    »Die meisten sogar«, warf Gänger leise ein.
    Der Personalchef widersprach ihm nicht und fuhr fort: »Andererseits ist Talent unnütz, wenn es destruktiv eingesetzt wird. Wenn es, na ja, das Boot, in dem wir alle sitzen, zum Kentern bringt.«
    Gänger runzelte die Stirn. »Ich habe den Eindruck, daß es niemandem besonders auffällt, wenn man ein Boot zum Kentern bringt, das bereits mit hoher Geschwindigkeit sinkt.«
    »Das sehe ich aber anders«, antwortete der Personalchef in scharfem Ton. »Ich habe einmal ein Buch gelesen«, fügte er hinzu, und Gänger stellte überrascht fest, daß die Stimme des Personalchefs ganz leise geworden war, bis sie sich am Rand der Heimlichtuerei befand. »Soziale Interaktion am Arbeitsplatz lautete der Titel. Darin wird eine Regel aufgestellt.«
    »Ach, Regeln sind dazu da, daß man sie bricht.«
    Der Personalchef machte ein böses Gesicht. »Seien Sie nicht so verdammt komisch«, zischte er. »Das ist ein verbotenes Buch, das möchte ich betonen.«
    Gänger nickte. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich hatte ganz vergessen, wo ich bin. Bedenken Sie, dort, wo ich früher immer gearbeitet habe, waren uns überhaupt nur verbotene Bücher erlaubt. Ich erinnere mich noch an den Skandal, als einmal jemand eine Ausgabe von Der schweizerische Robinson, oder der schiffbrüchige Schweizerprediger und seine Familie eingeschmuggelt hatte. Wie haben uns alle wie die Irren ins Zeug

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