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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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dann müßte er sich womöglich die nächsten zweitausend Jahre lang jeden Morgen selbst den Kaffee kochen. Schwierig.
    »Herzlichen Glückwunsch, Chef.« Das war Denzil aus der Postdienststelle mit einem eindeutig flaschenförmigen, in braunes Packpapier gewickelten Geschenk. Der Personalchef lächelte herzlich. Zwar trank er nicht, aber er wußte wenigstens, was das Geschenk darstellte, und konnte annähernd abschätzen, wieviel es gekostet hatte. Es handelte sich um eines jener Geschenke, das die Autoren von Soziale Interaktion am Arbeitsplatz von ganzem Herzen befürworteten, und er kam auf die Idee, die Flasche dem Fensterputzer zur Sonnenwende zu schenken.
    »Mitteilung an den Leiter der Abteilung für Allgemeinbedarf«, sprach er in das Diktiergerät. »Betrifft, Doppelpunkt, Wahrheit mit großem W, unterstrichen, neue Zeile. Mit Besorgnis nehme ich zur Kenntnis, Komma, daß der Rohstoffpreis für Schönheit schon wieder gestiegen ist, Komma, diesmal um mehr als sechs Komma vier zwei Prozent, Komma, wohingegen die bewilligten Haushaltsmittel für Neuanschaffungen in diesem Bereich um zwei Komma acht Prozent gekürzt worden sind, Punkt. Aus diesem Grund muß ich Sie darum ersuchen, Komma, das bestehende Schönheit, Schrägstrich, Wahrheit, Bindestrich, Verhältnis zum Ersten des nächsten Monats zu revidieren, Punkt. Bis auf weiteres schlage ich vor, Komma, daß die Schönheit Sechsundsechzig Komma sechs Prozent der für die Wahrheit bewilligten Mittel erhält, Komma, begleitet von der entsprechenden Angleichung im umgekehrten Wahrheit, Schrägstrich, Schönheit, Bindestrich, Verhältnis, Punkt. Neuer Absatz, punktierte Linie. Personalchef et cetera. Vielen Dank. Diktatende.«
    Er legte die Kassette für die Sekretärin zum Abholen in den Ablagekorb und seufzte schwer; bestimmt würden von allen Seiten Vorwürfe auf ihn hereinprasseln, dabei war er völlig schuldlos. Egal, das war nun auch nicht mehr zu ändern. Niemals würde sich etwas ändern. Schließlich machte er sich niedergeschlagen daran, in der Ablage für Eingänge herumzuwühlen, und suchte vergebens nach etwas, das er seinem Gefühl nach bewältigen konnte.
    »Hallo!«
    Er sah auf und erblickte Gänger, der in üblicher Manier halb drinnen, halb draußen stand.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich habe Ihnen etwas mitgebracht. Ist ziemlich lustig.« Gänger warf ein kleines Päckchen durch die Luft.
    Der Personalchef fing es auf und packte es mit unbehaglichem Gefühl aus. »Danke schön«, sagte er nach einer langen Pause, während er das Geschenk untersucht hatte. »Das ist wirklich … ähm …«
    »In der Schachtel befindet sich ein Faltblatt, aus dem hervorgeht, worum es sich handelt«, klärte Gänger den Personalchef lächelnd auf.
    »Aha.«
    Der Personalchef entdeckte das kleine Blatt Papier und faltete es auseinander. PÄPSTLICHE BLANKOBULLE war dort zu lesen. EXKOMMUNIZIEREN SIE EINE PERSON IHRER WAHL. Darunter standen zwei Spalten Kleingedrucktes mit Anleitungen.
    »Die Quittung ist auch dabei«, fuhr Gänger fort. »Wenn Ihnen das Geschenk nicht gefällt, können Sie es umtauschen. Nun, haben Sie schon einen Plan geschmiedet?«
    »Ach ja, ich habe mir da so meine Gedanken gemacht«, antwortete der Personalchef, während er die Schachtel sorgfältig in der obersten Schreibtischschublade verstaute.
    »Ich mir auch«, merkte Gänger an.
    »Das, wozu ich mich entschlossen habe«, fuhr der Personalchef mit leicht erhobener Stimme fort, »ist diesmal ein bißchen weniger riskant und hat einen etwas direkteren verwaltungsmäßigen Anstrich. Ich meine, wir wollen ihr ja nicht die Lust nehmen, indem wir sie nur die Notfälle ausbügeln lassen, oder?«
    »In Ordnung«, pflichtete ihm Gänger bei, der auf der Kante des Schreibtisches saß und das praktische Geschenk in die Hand nahm. »Woran haben Sie denn gedacht? Hey, ein Kumpel von mir hat auch so ein Ding. Die sind sehr gut, wenn man sie anständig eingestellt bekommt.«
    »Ich weiß«, sagte der Personalchef mit fester Stimme und fuhr dann fort: »Ich habe dabei an die Registratur gedacht.«
    Gänger blickte ihn erstaunt an. »Ach, kommen Sie …« Mehr fiel ihm dazu nicht ein, denn das übrige ließ sich mühelos aus dem Zusammenhang entnehmen.
    »Jaja, ich weiß«, gestand der Personalchef ein. »Aber wir wollen bei ihr doch keinen falschen Eindruck erwecken, oder? Ich meine, zu siebzig Prozent besteht unsere Tätigkeit bloß aus einfacher, nicht besonders aufregender Büroarbeit;

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