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Im Himmel ist die Hölle los

Im Himmel ist die Hölle los

Titel: Im Himmel ist die Hölle los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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aber sie ist …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn der Vorgesetzte. Dann drückte er sich die Mütze fest auf den Kopf, hob die hängenden Schultern und kritzelte mit solcher Kraft auf seinem Klemmbrett herum, daß die Bleistiftspitze brach. Das Stück Graphit flog in weitem Bogen davon, fiel durch das Firmament hindurch nach unten, traf direkt außerhalb von Petrograd auf die Erde und endete schließlich mit der Aufschrift ›zerbrechlich‹ im Geologischen Staatsmuseum. »Ich denke, wir sollten jetzt lieber damit beginnen, die Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Zuerst brauchen wir den Vordruck KRB eins, zudem fordern wir sicherheitshalber noch ein blaues Formular sowie den Vordruck vier an.«
    Der Vorarbeiter machte sich in seinem Notizbuch einen Vermerk. »Verstanden, geht in Ordnung.«
    »Danach benötigen wir zwei Eimer und einige Aufnehmer«, fuhr der Vorgesetzte fort.
    »Zwei … Eimer«, wiederholte der Vorarbeiter beim Schreiben langsam, »und etliche … Aufnehmer. Noch was?«
    »Für den Anfang wird das reichen«, sagte der Vorgesetzte. »Ich überlasse die Sache dann Ihnen, in Ordnung?«
    »Aber …«
    »Schließlich sind Sie der Vorarbeiter«, fuhr der Vorgesetzte fort, durch dessen Körper mittlerweile deutlich erkennbar ein Regenbogen hindurchschimmerte. »Jedenfalls steht das so auf Ihrem Abzeichen. Viel Glück!«
    Er entfernte sich rasch und war bald nicht mehr als ein winziger Fleck, der in dem Schwarm Ibisse, die den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach der First Consolidated Bank umkreisten, nicht mehr wahrzunehmen war.
    Eine Zeitlang stand der Vorarbeiter da und blickte in die Richtung, die sein Vorgesetzter eingeschlagen hatte, dann runzelte er die Stirn und murmelte etwas vor sich hin. Es könnte ›Eimer‹ gewesen sein, zumindest aber etwas sehr Ähnliches.
    »Entschuldigen Sie vielmals …«
    Der Vorarbeiter drehte sich verdutzt um und sah eine recht kleingewachsene Sterbliche hinter sich stehen. Wie er mit einer Mischung aus Überraschung und Abscheu feststellte, trug sie am Kragen ein leuchtendblaues Abzeichen, auf dem ›Inspekteurin‹ stand.
    »Woher haben Sie das?« wollte er wissen.
    »Das Abzeichen meinen Sie? Ach, das hat mir ein Mann gegeben. Ein Mann namens Perso, falls Ihnen das irgendwas sagt.«
    Der Vorarbeiter blinzelte viermal, sagte »Oh« und nahm dann die Mütze ab. »Womit kann ich Ihnen helfen, Miß?« erkundigte er sich vorsichtig.
    Jane warf einen Blick auf die unter ihr liegende Stadt. Aus purer Macht der Gewohnheit lagerte der gewaltige Strom gerade seine riesige Ladung Schwemmsand durch die Fenster im dritten Stock der Bürogebäude ab. Sie war sich zwar nicht sicher, womit die Menschen in diesen Büros ihren Lebensunterhalt bestritten, aber sie hätte jeden Betrag gewettet, daß sie keinen Reis anbauten.
    »Es geht wohl eher darum, wie ich Ihnen helfen kann«, entgegnete sie. »Dazu bin ich nämlich hier eingestellt worden.«
    »Wozu?«
    »Na, um zu helfen«, stellte Jane klar. »Wissen Sie, ich bin neu hier. Es handelt sich um …« Im hintersten Winkel ihres Gehirns suchte sie nach den passenden Worten. »Es handelt sich um eine Art Schulungsprogramm für Führungskräfte. Ich bin hier, um die Arbeit verschiedener Abteilungen kennenzulernen, bevor ich endgültig den Posten erhalte, für den man mich am geeignetsten hält.«
    »Ich verstehe«, murmelte der Vorarbeiter. »Dann … ähm … verstehen Sie etwas von Flüssen, die dem Wechsel der Gezeiten unterliegen?«
    »Nicht besonders viel«, gestand Jane ein. »Jedenfalls hatte ich bis heute immer die Vorstellung gehabt, daß Flüsse normalerweise nicht mitten durch Hauptverkehrsstraßen von Großstädten fließen sollen, aber vielleicht hinke ich den neuesten Entwicklungen ein bißchen hinterher.«
    Der Vorarbeiter setzte sich auf einen Wolkenfetzen, steckte sich den Zeigefinger ins Ohr und wackelte damit hin und her. »Falls das eine ironische Bemerkung sein sollte, dann ist das nicht erlaubt«, klärte er Jane auf. »Bezüglich ironischer Bemerkungen gelten strenge Vorschriften.«
    Jane ging nicht weiter darauf ein und blickte auf die Stadt hinunter. »Ich denke, wir sollten lieber etwas unternehmen, finden Sie nicht?«
    »Schon gut, ich habe verstanden«, seufzte der Vorarbeiter. »Ich hole die Eimer.«
    Jane musterte ihn argwöhnisch und spielte bereits mit dem Gedanken, ihn an die Ironiebestimmungen zu erinnern, als ihr einfiel, daß er seinen Vorschlag vielleicht ernst gemeint hatte.
    »Nein, lassen Sie

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