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Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Titel: Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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mit Emma. Also, wenn du vorhast, dir den Kleinen mal anzugucken«, schlägt Rici vor, »sind wir gerne dabei. Die beiden könnten gemeinsam spielen.«
    Eigentlich habe ich mir immer vorgestellt, dass meine Kinder mal mit Ricis zusammen spielen würden, aber meine Freundin war mit ihrer Familienplanung eindeutig zu schnell für mich. Jetzt bin ich eigentlich im besten Alter, um Kinder zu bekommen, aber ich trete gerade erst mal meine erste Stelle an und verdiene endlich Geld. Davon mal ganz abgesehen, gehören dazu ja bekanntlich zwei, und momentan ist weit und breit kein Mann für mich in Sicht.

12
    Ben konnte Herbert Grönemeyer nicht ausstehen
    Ich gebe zu, es interessiert mich, wie der Sohn meines Vaters aussieht. Es ist zwar ein ganz merkwürdiges Gefühl, aber der Gedanke, einen kleinen Bruder zu haben, gefällt mir.
    Mit meiner Mutter habe ich auch noch einmal telefoniert. Sie ist wirklich total angesäuert, hätte aber nichts dagegen, wenn ich meinen Vater kontaktieren würde. Der Kleine lebt momentan von seiner Mutter getrennt – und er ist der Einzige, der dabei absolut unschuldig ist. Trotzdem zögere ich noch, mich bei meinem Vater zu melden. Erst einmal muss ich das alles sacken lassen.
    Den ganzen Vormittag habe ich damit verbracht, nichts zu tun. Mir fehlt der Schlaf der letzten Nacht, aber ich bin zu aufgewühlt, um mich einfach ins Bett zu legen und ein Mittagsschläfchen zu halten. Also lasse ich die Wanne voll Wasser laufen und gebe etwas vom Mohnblütenbad hinzu, das Rici mir letztens geschenkt hat. Mit geschlossenen Augen genieße ich den herrlichen Duft und beginne mich zu entspannen.
    Früher habe ich oft mit Ben telefoniert, wenn ich in der Badewanne lag. Manchmal haben wir uns sogar zu einem regelrechten Schaumbadgespräch verabredet – er lag dabei in seiner Wanne, ich in meiner. Danach war meine Haut meistens ganz aufgeweicht und schrumpelig.
    Wir konnten stundenlang miteinander telefonieren, ohne dass uns die Gesprächsthemen ausgingen. Und wenn wir dann aufgelegt hatten, fiel einem von uns meistens doch noch etwas ein, was wir vergessen hatten, und es ging wieder von vorne los. Wir redeten über unsere Beziehungen, unsere Jobs, über Bücher, Filme, sogar über Fußball. Ben tippte regelmäßig irgendwelche Ergebniswetten, für die er von mir Vorhersagen haben wollte. Ich hatte keine Ahnung, lag aber mit meinen Prophezeiungen meist gar nicht so falsch. Das führte dazu, dass ich irgendwann selbst anfing, mir die Spiele anzuschauen und geradezu zum Profi in Fußballfragen wurde. Nur gewettet habe ich nie. Dazu war ich zu vernünftig und mir mein Geld zu schade.
    Wehmütig lasse ich etwas heißes Wasser nachlaufen und wünsche mir, Ben würde noch leben und mich jetzt einfach anrufen. Da klingelt wie auf Kommando mein Handy – es liegt im Wohnzimmer auf dem Couchtisch. Bis ich drüben bin, hat es sicher aufgehört. Außerdem mache ich dann alles nass. Ich beschließe, es läuten zu lassen, und bleibe noch eine gute halbe Stunde im warmen Wasser liegen. Dann trockne ich mich ab, creme mich ausgiebig ein, wickele mich in meinen kuscheligen Bademantel und gehe rüber ins Wohnzimmer.
    Auf meinem Handy blinkt ein Anruf in Abwesenheit . Ich rechne fest mit Rici – und halte im nächsten Moment den Atem an. Dann bleibt kurz mein Herz stehen, mir wird schwindelig, und ich lasse mich auf die Couch fallen. Auf dem Display steht ein Anrufer, mit dem ich nie im Leben gerechnet habe: Ben.
    Mit klopfendem Herzen rufe ich zurück.
    »Marly, bist du es?«, schluchzt eine Frau am anderen Ende der Leitung.
    Es ist Karin, Bens Mutter. Sie hat in den Erinnerungsstücken ihres Sohnes gestöbert, und dabei war ihr sein Telefon und das Aufladegerät in die Hände gefallen. Sie hat gar nicht damit gerechnet, dass es noch funktionieren würde. Doch als das Display, ohne eine PIN eingeben zu müssen, aufleuchtete, wollte sie nur sehen, mit wem Ben telefonisch Kontakt gehabt hat. Dabei hat sie festgestellt, dass ich die letzte Person war, die von Ben angerufen wurde – und dass ich ihn seit seinem Tod ungefähr hundert Mal zurückgerufen habe.
    Und nun wolle sie mich einfach fragen, warum ich das getan habe.
    Es stimmt, Ben hat mich kurz vor seinem Tod angerufen. Aber ich habe mir in dem Moment unglücklicherweise die Haare geföhnt und das Klingeln nicht gehört. Als ich zurückgerufen habe, ging er nicht ran, also habe ich ihm eine Nachricht auf Band gesprochen.
    Nachdem ich erfahren habe, dass Ben bei einem

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