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Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Titel: Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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eimerweise Wasser einfach aus dem Fenster nach draußen in den Garten gekippt. Und da die Küche gefliest ist, hat das Wasser keinen weiteren Schaden anrichten können.
    Es ist Viertel vor sechs, als wir erschöpft am Küchentisch sitzen.
    »Wisst ihr was?«, schlage ich vor. »Ihr kocht Kaffee, und ich hole Brötchen. Der Bäcker hat doch sicher schon auf.«

11
    Bestimmt ist Tilda eifersüchtig
    Schon von Weitem sehe ich die große Dogge Tilda, die brav vor dem Bäcker auf ihr Herrchen wartet. Ich bin also nicht die Einzige, die heute Morgen in aller Früh schon auf die Idee gekommen ist, Brötchen zu kaufen.
    »Mist«, denke ich und schaue an mir herunter. Ich trage meine blauweiß gestreifte Pyjamahose, dazu ein altes, weißes T-Shirt, und alles ist feuchtnass. In meinem Schmuddellook sehe ich so aus, als wäre ich gerade schweißgebadet aus dem Bett gefallen. Aber da lag ich ja gar nicht lange drin. Ich habe maximal eine Stunde geschlafen, trotzdem bin ich kein bisschen müde.
    Ich überlege kurz, ob ich schnell umdrehe und mir was anderes anziehe, gehe dann aber weiter.
    »Na, du Schissbuxe«, begrüße ich die Hundedame, die sich daraufhin erhebt und mit dem Schwanz wedelt. »Heute schon Caruso getroffen?« Unvorstellbar, dass so ein großer Hund Angst vor einem Kater hat, selbst im Sitzen ist ihr Auftreten imposant. Vorsichtig strecke ich meine Hand aus und lasse Tilda daran schnuppern. Als sie mit ihrer rauen Zunge über mein Handgelenk leckt, ziehe ich die Hand schnell zurück. In dem Moment geht die Tür auf und der Duft frisch gebackener Brötchen findet den Weg direkt in meine Nase.
    »Hallo, guten Morgen!«
    Vor mir steht der blonde Mann, der mich gestern so vorbildlich in die stabile Seitenlage gebracht hat. Er trägt seine schlabberige graue Jogginghose und ein schwarzes T-Shirt, sieht also auch nicht schicker aus als ich.
    »Wie geht es Ihnen? Alles wieder in Ordnung?« Dass er mich siezt, fühlt sich irgendwie komisch an. Er ist bestimmt gut zehn Jahre älter als ich, aber wir sind hier schließlich nicht beruflich unterwegs.
    »Mir geht’s ganz gut. Mein Kopf brummt zwar noch ein kleines bisschen, aber sonst ist alles okay.« Dass der dicke Kopf ganz sicher vom Grappa brummt, verschweige ich. Soll er ruhig ein schlechtes Gewissen haben.
    »Und wie geht es Ihrem Kater? Er ist doch wieder aufgetaucht, oder?«
    »Ja, der war sogar vor mir zu Hause und hat so getan, als wäre nix geschehen. Ihm geht’s gut. Ich hatte gestern wirklich kein Glück. Erst der Zusammenprall mit Tilda, und dann ist die Heizung sozusagen einfach von der Wand gefallen, und wir hatten mitten in der Nacht einen Wasserschaden. War echt kein toller Tag«, sage ich und seufze theatralisch. Es klingt fast ein wenig wehleidig, obwohl ich ja selbst schuld bin an dem nächtlichen Dilemma. Genau genommen habe ich das Ding von der Wand getreten. Auf der anderen Seite hätte der blöde Heizkörper nicht sofort abfallen dürfen, auch wenn er alt und verrostet ist. Dafür muss doch der Vermieter sorgen. Dieser Gedanke mildert meine Schuld ein kleines bisschen, finde ich.
    »Meine Freundin und ich«, beende ich meine Ausführungen, »haben bis eben das Wasser aufgewischt. Zum Glück wusste Frau Schuster, wo man den Haupthahn zudreht, sonst hätte ich wahrscheinlich die ganze Straße unter Wasser gesetzt.«
    »Soll ich mir das mal ansehen? Sozusagen als Wiedergutmachung für den Zusammenprall mit Tilda? Mein Vater hatte einen Betrieb für Heizungs- und Sanitärtechnik, da habe ich früher oft ausgeholfen. Ich kenn mich damit also ganz gut aus.«
    »Ja, gerne. Jetzt gleich?« Aber Moment, der Kerl hat gerade Brötchen gekauft. Es stecken mindestens sechs Stück in der prall gefüllten Tüte. Bestimmt warten seine Frau und die Kinder zu Hause auf ihn – und das Frühstück. »Es geht natürlich auch später. Ich bin den ganzen Tag da«, räume ich also ein.
    »Nein, jetzt gleich ist schon in Ordnung. Die große Runde mit Tilda habe ich schon hinter mir, und ich muss erst um neun in der Praxis sein.«
    Wie hieß er noch gleich? Hatte er mir gestern nicht seine Visitenkarte in die Hand gedrückt und gesagt, sie sei für alle Fälle, falls es mir schlechter gehen sollte und ich vorhätte, doch noch zum Arzt zu gehen? In der Praxis , sagte er, ob er vielleicht selbst Arzt ist? Das Ding mit der stabilen Seitenlage hatte er ja ganz gut drauf. Es hilft nichts, ich muss ihn fragen.
    »Es tut mir leid, aber ich war gestern etwas benommen, deswegen

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