Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
jetzt mit Sicherheit noch dranhängen«, sagt sie mit unschuldigem Gesichtsausdruck.
Ich werfe meiner Freundin einen strafenden Blick zu. Immerhin will Georg mir helfen, da sollten wir ihn nicht verärgern. Aber er reagiert gar nicht auf Ricis anzügliche Bemerkung. Entweder hat Georg sie gar nicht als solche empfunden oder er ignoriert sie einfach. Also widmet sich Rici nun wieder Tilda, die genüsslich alle viere von sich streckt und das unerwartete Verwöhnprogramm in vollen Zügen genießt.
Ich bin auf jeden Fall froh, als Georg mir erklärt, es sei kein Problem, die Heizung wieder an die Wand zu schrauben. Dafür brauche er nur ein bisschen Werkzeug. So gegen neunzehn Uhr könne er wieder da sein und das erledigen.
Erleichtert begleite ich Georg zur Tür. Im Türrahmen dreht er sich noch einmal um. »Vielleicht solltest du lernen, ein bisschen vorsichtiger mit alten Dingen umzugehen. Sie sind sehr empfindlich und fallen schnell mal ab.« Dann ist er verschwunden.
Hat Georg etwa gerade versucht, einen Scherz zu machen? Zumindest hat er bis über beide Ohren gegrinst. Oder hat er wirklich nur die Heizung gemeint? Nachdenklich gehe ich zurück in die Küche.
Ich erwische Rici dabei, wie sie gerade Holunderblütengelee pur aus dem Glas löffelt.
»Schmeckt fast besser als Nutella«, nuschelt sie, und ich werfe ihr einen strafenden Blick zu. Sie sieht mich forschend an. »Was ist passiert? Warum guckst du so?«
»Ach nix.« Georg sieht eigentlich richtig nett und sehr charmant aus, wenn er lächelt.
Rici scheint meine Gedanken zu erraten. »Sieht gut aus, der Typ, breitschultrig und groß gewachsen. Ein richtiges Leckerchen! Wär das nicht was für dich?«
»Nein, glaube ich nicht. Der ist bestimmt zehn Jahre älter als ich!«
»Neun«, mischt sich Hilde nun ins Gespräch ein. »Georg ist sechsunddreißig – und Single.«
»Wenn er in dem Alter noch Single ist, hat das bestimmt seine Gründe. Vielleicht vertreibt seine Riesendogge alle Frauen, die ihm zu nahe kommen. Bestimmt ist Tilda eifersüchtig.«
»Die Dogge ist von seiner Exfrau. Rebecca hat sie bei ihm gelassen, nachdem sie ihn von einem Tag auf den anderen verlassen hat. Das war vor ziemlich genau zwei Jahren.«
»Ach so, dann ist er wieder Single. Hätte mich auch gewundert, wenn er noch nie eine Beziehung gehabt hätte. Und inwieweit seid ihr miteinander verwandt?«
»Er war mit meiner Nichte verheiratet.«
Die Sache mit den Verwandtschaftsgraden war noch nie so mein Ding. Zumindest muss ich immer erst überlegen, bevor ich solche Familienkonstellationen verstehe. Aber das hier scheint ganz offensichtlich zu sein.
»Mit der Tochter deiner Schwester?«, frage ich nach.
»Nein, mit der Tochter von Lorenzos Schwester.«
Jetzt muss ich wirklich nachdenken. »Dann war Georg also mit einer Italienerin verheiratet?«
»Mit einer Halbitalienerin.«
»Dein Schwager ist Deutscher?
»Ja, du kennst Manfred. Ihm gehört das Haus. Mit ihm hast du wahrscheinlich deinen Vertrag gemacht. Oder mit Antonio, seinem Sohn.«
Ich brauche eine ganze Weile, bis ich durchblicke. Irgendwie scheinen hier alle irgendwie miteinander verwandt zu sein. Rici hat die ganze Zeit am Tisch gesessen, zugehört und in aller Ruhe ihren Kaffee geschlürft. Jetzt mischt sie sich grinsend in unser Gespräch ein.
»Hör mal zu, das ist doch ganz einfach: Hilde ist die angeheiratete Tante von Georgs Exfrau. Somit ist oder war sie auch Georgs Tante. Außerdem ist sie die Schwägerin deines Vermieters und somit auch die Tante von diesem Antonio, dem Sohn deines Vermieters, also dem Bruder von Rebecca.«
»Schon klar«, sage ich und beschließe, später ganz in Ruhe noch mal darüber nachzudenken. Aber dann fällt mir doch noch etwas ein.
»Hat Georg Kinder?«
»Nein, keine Kinder.«
Dass Hilde auch keine Kinder hat, weiß ich schon. Das hat sie mir mal erzählt. Sie und Lorenzo wollten zwar, aber es hat einfach nicht geklappt. Irgendwie ungerecht, bei anderen funktioniert es anscheinend auf Anhieb, so wie bei meinem Vater. Und der war schon sechsundfünfzig, als er noch einmal ein Kind gezeugt hat.
»Das Beste weißt du ja noch gar nicht«, sage ich zu meiner Nachbarin und neuen Vertrauten. »Ich habe einen kleinen Halbbruder, von dem ich bisher noch nichts wusste …«
»Oh, das ist aber schön«, sagt Hilde gerührt. »Und, hast du ihn schon kennengelernt?«
»Nein, ich weiß es doch erst seit gestern. Er ist gerade mal drei Jahre alt.«
»Vielleicht versteht er sich
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