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Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Titel: Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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spielen, wir malen jetzt das Bild für Hilde, das ich ihr versprochen habe.« Manchmal scheint der blöde Kater mich doch zu verstehen. Vorhin hat er sich keinen Zentimeter gerührt, als ich ihn gebeten habe, sich unter einem Auto zu verstecken. Aber jetzt kommt er sofort vom Baum herunter, läuft ins Gewächshaus und rollt sich gemütlich in meinem Sessel zusammen. Das erinnert mich daran, als Ben bei mir mit ihm zu Besuch war, und das erste Mal seit heute Mittag fühle ich so etwas wie Ruhe in mir. Wäre Ben noch am Leben, würde er mich auslachen, weil ich gerade wegen eines Kerls den Kopf verliere. Oder er würde mich in sein Auto verfrachten und irgendwo mit mir hinfahren, um mich abzulenken. Aber vielleicht hätte ich Georg gar nicht erst kennengelernt, wenn er noch leben würde.
    Nachdenklich tauche ich den Pinsel in graue Farbe. Dann skizziere ich in groben Zügen Carusos Umrisse auf der Leinwand.
    »Das wird dir gar nicht gerecht«, stelle ich fest, als ich kurz zurücktrete und das Ergebnis kritisch betrachte. »Warum immer bei der Wahrheit bleiben? Du brauchst eindeutig eine peppigere Farbe.«
    Meine Wahl fällt auf eine Tube kräftiges Pink. Lächelnd drücke ich die zähflüssige Masse direkt auf die Malfläche. Danach bereite ich Grün, Schwarz und Lila aus meinem Fundus vor und lege los. Tatsächlich vergesse ich dabei, auf die Straße zu achten und auch die beiden Telefone interessieren mich nicht mehr. Beim Malen konnte ich schon immer gut abschalten.
    Als ich fertig bin, grinst mich ein zusammengeringelter pinkfarbener Kater mit grünen Augen frech von einer lilafarbenen Leinwand aus an. Die Umrisse habe ich noch einmal in Schwarz herausgearbeitet.
    »Das gefällt Hilde nie im Leben«, bemerke ich. Dabei sehe ich aus den Augenwinkeln eine Gestalt, die am Gartentor steht. Sofort fängt mein Herz laut an zu klopfen, und ich trete aus dem Atelier. Aber es ist nur Hilde, die mir zuwinkt.
    »Ich habe deinen Zettel gefunden.«
    »Kommst du mal? Ich möchte dir gerne etwas zeigen.« Zwar bin ich enttäuscht, dass es nicht Georg ist, aber trotzdem möchte ich gerne wissen, wie sie reagiert, wenn sie mein farblich doch sehr ausgefallenes Kunstwerk zu Gesicht bekommt. »Warte, ich schließ dir das Tor auf.«
    Kurze Zeit später stehe ich kopfschüttelnd mit Hilde im Atelier. Die Staffelei ist umgestürzt und liegt samt Leinwand auf dem Boden. In der noch feuchten Farbe kann man deutlich fahrige Kratzer und mehrere Pfotenabdrücke erkennen.
    »Caruso!«, schimpfe ich. »Ich lasse dich irgendwann ausstopfen!« Doch der Kater hat längst das Weite gesucht. Als Hilde das Bild vom Boden aufhebt und es wieder auf der Staffelei platziert, halte ich überrascht den Atem an.
    »Das sieht toll aus, Marlene!«
    Hilde hat recht. Caruso hat aus einem knallbunten Bild unabsichtlich ein kleines Kunstwerk gezaubert.
    »Aber etwas zu grell für meine Wohnung, meinst du nicht auch?«, fügt sie zaghaft hinzu.
    »Ich male dir ein neues Bild, mit etwas sanfteren Farben«, entgegne ich verständig. Das Bild hänge ich gedanklich schon über meiner Couch auf.
    »Wolltest du noch etwas anderes von mir vorhin? Oder warst du nur wegen des Bildes da?«
    »Nein, ich wollte dich bitten, mir das Rezept für deine leckere Tomatensoße zu erklären. Und ehrlich gesagt wollte ich dich auch etwas fragen.«
    »Na, dann raus mit der Sprache.«
    »Sag mal, hättest du irgendetwas dagegen, wenn Georg und ich, du weißt schon …«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil Georg heute Mittag auf einmal so komisch war, als du gesagt hast, dass sein Vater bei dir angerufen hat. Immerhin bist du die Tante seiner Exfrau.«
    »Nein, keine Sorge, ich habe überhaupt nichts dagegen! Das steht mir doch gar nicht zu. Außerdem freut es mich, dass Georg endlich wieder eine nette Frau gefunden zu haben scheint. Und für dich freut es mich auch. Ihr passt gut zusammen, ihr beiden. Das ist mir gleich aufgefallen, als wir neulich gemeinsam beim Frühstück saßen.«
    »Und warum passen wir deiner Meinung nach gut zusammen?«
    »Gleich und Gleich gesellt sich gern, Gegensätze ziehen sich an. Auf euch trifft das Erste zu. Ihr seid euch in vielen Bereichen ähnlich.«
    »Findest du? Wie war denn Rebecca so? Warum hat sie ihn denn überhaupt verlassen? Du hast gesagt, sie sei von einem Tag auf den anderen verschwunden.« Gespannt warte ich auf Hildes Antwort. Dabei kann ich ganz genau sehen, wie sie innerlich mit sich kämpft. Und ich weiß schon, bevor sie

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