Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
nachgesehen?«
»Da habe ich nix gefunden. Und im Internet auch nicht, falls du das gleich fragen solltest. Aber er müsste meine Handynummer haben. Ich habe sie ihm gegeben, als wir uns zu diesem Hofkonzert gestern verabredet haben.«
»Frag doch Hilde, die ist doch mit ihm verwandt.«
»Ja, vielleicht hat sie die Nummer. Aber ich will ihn doch sowieso nicht anrufen. So weit kommt es noch! Was mach ich denn jetzt?«
»Setz dich ins Auto und komm zu mir. Ich kann nicht weg, Christoph ist mit seinen Kumpels unterwegs, da wird es mit Sicherheit spät. Wir könnten einen Film gucken, das bringt dich auf andere Gedanken.«
»Nein, das geht nicht.«
»Warum denn nicht? Du bleibst doch nicht etwa zu Hause sitzen, weil du denkst, er könnte bei dir aufkreuzen?«
»Doch.«
»Krass! Dann kann ich dir auch nicht helfen. Darf ich ihm erzählen, wie liebeskrank du dich heute aufgeführt hast, wenn ihr irgendwann mal glücklich verheiratet sein solltet?«
»Haha, sehr witzig.«
»Ja, finde ich auch.«
Meine Freundin macht sich tatsächlich lustig über mich. Und das Schlimme an der ganzen Geschichte ist, dass ich sie sogar verstehen kann. Ich führe mich auf, als wäre ich wirklich total durchgeknallt. Sogar Caruso hat Reißaus genommen, weil ich vorhin die ganze Zeit auf ihn eingeredet habe. Dabei habe ich ihn nur mehrmals höflich gebeten, nach Tilda Ausschau zu halten, um sie dann ein bisschen zu jagen – möglichst bis vor meine Haustüre. Aber er wollte sich partout nicht auf die Lauer legen, so wie er es früher gemacht hat. Lieber sitzt er nun beleidigt auf seinem Ast und weigert sich, wieder zurück zu mir in die Wohnung zu kommen.
»Weißt du was?«, sage ich zu Caruso. »Ich gehe zu Hilde. Vielleicht hat sie Zeit und zeigt mir, wie sie die tolle Tomatensoße macht, die mir so gut geschmeckt hat.«
Von ihrer Küche aus bekomme ich wenigstens mit, falls mich jemand besuchen will.
War ja irgendwie klar. Hilde ist natürlich nicht zu Hause. Wir haben gleich sieben Uhr. Wo sie nur steckt? Ich hole aus meiner Wohnung einen Klebezettel, schreibe darauf Marlene war hier und pappe ihn an ihre Tür. Dann schnappe ich mir mein Handy und das mobile Gerät des Festnetzanschlusses und gehe in den Garten. Ich rufe mich von meinem Handy aus selbst an, um zu überprüfen, ob der Festnetzanschluss auch draußen funktioniert. Kaum halte ich den Hörer an mein Ohr, klopft jemand in der Leitung an. Es ist meine Mutter. Sie hat das seltene Talent, mich immer dann zu erwischen, wenn ich gerade mit jemand anderem telefoniere. Da ich mich diesmal allerdings selbst an der Strippe habe, nehme ich das Gespräch an.
»Du hast dich noch gar nicht gemeldet. Ich dachte, du rufst mal an und erzählst mir, wie es war. Ich hab den ganzen Tag darauf gewartet.«
»Warum hast du mich nicht angerufen?« Meine Stimme klingt ganz unschuldig, als ich das frage. Aber es freut mich ungemein, dass meine Mutter anscheinend auch bis eben wie auf heißen Kohlen sitzend auf einen Anruf gewartet hat.
»Ich wollte dich nicht stören. Dein Vater hat mir erzählt, du hattest heute Morgen Herrenbesuch. Ist er noch da?«
Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich fast denken, das war die Retourkutsche für die Schadenfreude, die ich eben verspürt habe. Aber meine Mutter kann ja nicht wissen, dass Georg nicht mehr hier ist und ich auf ein Zeichen von ihm warte .
»Papa hat dir doch sowieso schon alles erzählt. Warum sprichst du überhaupt wieder mit ihm?«
»Er hat mir eine SMS geschickt, und darin stand, dass du nicht alleine warst. Er hat wohl damit gerechnet, dass ich neugierig bin und ihn deswegen anrufe. Habe ich aber nicht. Jetzt erzähl schon, lass dir doch nicht immer alles aus der Nase ziehen.«
Zum Glück gibt meine Mutter sich mit wenigen Informationen über Georg zufrieden. Sie interessiert sich viel mehr für meinen Vater und seinen Nachwuchs. Also berichte ich ihr in allen Einzelheiten, wie der Vormittag gelaufen ist. Sie hört zu, ohne mich zu unterbrechen, was absolut untypisch für sie ist. Als ich meine Ausführungen mit der Information beende, dass ich am Dienstag auf Lukas aufpasse, schweigt sie erst eine Weile, dann fragt sie: »Und wie sah er aus? Dein Vater, meine ich …«
»Wow! Das darf doch jetzt echt nicht wahr sein! Du hängst tatsächlich immer noch an ihm?«
Das kleine Geplänkel mit meiner Mutter hat mich abgelenkt, und ich beschließe, den Pinsel zu schwingen.
»Caruso?«, rufe ich. »Komm, du musst Model
Weitere Kostenlose Bücher