Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
schnell wiederzusehen. Ich dachte, du brauchst mehr Zeit. Komm doch rein.«
»Dann hast du dich deswegen gestern nicht mehr bei mir gemeldet? Weil ich dir gesagt habe, dass ich Zeit brauche? Aber das habe ich so doch gar nicht gemeint! Und dann bist du einfach so verschwunden.«
Mittlerweile stehe ich in Georgs Diele, und er hat die Tür hinter uns zugezogen. Er scheint also keinen Besuch zu haben.
»Ich war zugegebenermaßen neugierig, wie lange du es wohl aushältst. Aber ich habe gehofft, dass es nicht allzu lange dauert, bis du merkst, dass ich dir fehle«, gibt er unumwunden zu. »Spätestens morgen wäre ich aber zu dir gekommen, um mal zu schauen, wie weit du schon bist.«
»Ich habe ja nicht wirklich lange gebraucht, oder? Du hast mir nämlich in dem Moment schon gefehlt, in dem du zur Tür raus bist.« Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber es ist die Wahrheit.
»Marlene, heute lasse ich dich nicht mehr gehen …«
»Gestern bist du auf und davon, nicht ich …«
Wenn ich in Filmen schöne Liebesszenen sehe, wünsche ich mir oft sehnsüchtig, ich wäre die Frau, die da gerade weiche Knie bekommt, weil der Mann ihrer Träume sich endlich für sie entscheidet. Ich schmelze geradezu dahin, wenn er liebevoll mit beiden Händen ihr Gesicht umfasst, ihr noch einmal tief in die Augen blickt, um sie erst zärtlich, dann immer leidenschaftlicher zu küssen. Wenn er sie hochhebt, sie auf Händen trägt, was immer spielend leicht aussieht, weil in den Filmen die Frauen federleicht und die Männer sehr stark sind. Wenn er sie in sein Schlafzimmer tragen möchte, dort aber nicht mit ihr ankommt, weil er schon in der Diele nicht von ihr lassen kann. Wenn er sie gegen die Wand drückt und sie ihre Beine um seinen Körper schlingt, sich ihre Bluse herunterreißt und fast wahnsinnig wird, als er durch den seidigen Stoff ihres BHs an ihren Brustwarzen knabbert. Und weil sie Halt sucht, greift sie in den Raum und bekommt dabei den Garderobenständer zu fassen, der daraufhin umkippt und mit einem lauten Knall zu Boden fällt.
»Autsch!«
Ich bin die Frau aus dem Film – und es fühlt sich noch besser an, als ich es mir vorgestellt habe. Nur hat Georg gerade den Aufschrei getan und erschrocken innegehalten, weil ihn der Kleiderständer am Kopf getroffen hat.
»Tut es weh?«, frage ich kleinlaut.
Grinsend reibt sich der Mann, der wirklich verdammt gut aussieht und geradewegs aus einem Liebesfilm in mein Leben gefunden hat, über die schmerzende Stelle.
»Nein, geht schon«, sagt er tapfer, greift nach meiner Hand und zieht mich mit in sein Schlafzimmer.
Ein guter Liebesfilm läuft etwa hundert Minuten und hat in der Regel ein Happy End. Eine einzige Liebesszene mit Georg dauert bedeutend länger – und endet auch glücklich. Ich habe keine Ahnung, wie spät wir es haben, es dürfte aber bestimmt drei Uhr nachmittags sein. Mein Magen knurrt, weil ich seit dem Süßkram gestern Abend nichts mehr gegessen habe.
»Ich hol uns was zu essen«, beschließt Georg und setzt sich auf die Bettkante.
Er hat wirklich einen sehr schönen Rücken, den ich bei der Gelegenheit eingehend mustere. Er dehnt und streckt sich, sodass ich seine Muskeln bewundern kann.
»So wie du aussiehst, gehst du regelmäßig in die Muckibude.«
»Nein, aber ich trainiere ab und zu in der Praxis. Außerdem gehe ich schwimmen oder joggen, manchmal auch Fahrrad fahren. Früher bin ich Triathlon gelaufen, aber an Wettkämpfen nehme ich nicht mehr teil.«
Verschmitzt lächelt Georg mich über die Schulter hinweg an. »Gefalle ich dir?«
»Ja.« Anscheinend hatte Ben recht. Ich stehe wirklich auf ältere Männer. Allerdings sollten sie nicht dicklich, sondern so gut gebaut sein wie der, mit dem ich mich gerade im Bett gewälzt habe. Aber Georg ist ja auch eigentlich nicht so viel älter.
Was Ben wohl dazu sagen würde?, schießt es mir plötzlich durch den Kopf.
»Was ist los? Warum siehst du plötzlich so ernst aus?« Georg nimmt innerhalb von Sekunden wahr, wenn meine Stimmung sich ändert.
»Vielleicht weil ich eben nicht so der lustige Typ bin?«
Zärtlich streicht Georg mir das Haar aus dem Gesicht. In diesem Punkt unterscheidet er sich von Ben. Der würde jetzt irgendeinen Spaß machen, um mich wieder zum Lächeln zu bringen. Georg nimmt mich einfach so, wie ich bin. Er küsst mich sanft und steht auf.
Gerade in dem Moment brummt mein Handy, das irgendwo auf dem Boden liegt. Noch bevor ich etwas sagen kann, hebt Georg es auf und drückt
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