Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
hat.«
»He!«, beschwere ich mich, wenn auch etwas halbherzig, denn Ben hat recht. Mein XS -Mann hat damals versucht, die fehlende Größe mit Schnelligkeit auszugleichen. Nicht, dass er zu schnell gekommen ist – nein, Richard hatte Ausdauer. Das Problem war nur der schnelle Takt, in dem er seine Bewegungen ausgeführt hat.
»Na ja, deine Dolly Buster war aber auch nicht ohne. War das nicht auch die, die dir so offensichtlich was vorspielt hat?«
»Das habe ich verdrängt!«
Und genau wie die 20-jährige Marly damals erheitert mich die ganze Diskussion. Es ist schön, noch einmal zu sehen, welche Tipps in Liebesangelegenheiten wir uns bei diesem Treffen gegeben haben. Am Ende und nach einer weiteren Mass Bier entschieden wir uns für die einzig wahre Radikallösung: nie mehr Doppel-F oder XS . Ich für meinen Fall hielt eine Mindestgröße von M jedoch für angebracht.
4. Treffen vor sechs Jahren: Düsseldorf
Es ist ein Freitag, der Dreizehnte im Oktober. Fast eineinhalb Jahre sind seit unserem letzten Treffen in München vergangen. Ich war also damals knapp einundzwanzig, Ben zweiundzwanzig. Zum ersten Mal kann man deutlich erkennen, dass auch er älter geworden ist. Er hat etwas von seiner Schlaksigkeit verloren und wirkt männlicher.
Wir sitzen im Kino und sehen uns Der Teufel trägt Prada an . Der Film war erst einen Tag vorher angelaufen, doch ich hatte rechtzeitig gute Plätze reserviert. Meinen Kopf habe ich an Bens Schulter gelehnt. Wir sitzen nebeneinander, genießen schweigend den Film und futtern eine große Portion Popcorn. Ab und an lachen wir – meistens dann, wenn die anderen still bleiben. Was Filme angeht, waren wir uns immer einig. Ich kenne keinen einzigen Streifen, der Ben gefällt, aber mir nicht. Und umgekehrt ist es genauso.
Nach dem Kino spazieren wir durch die Düsseldorfer Altstadt und trinken in einer Kneipe ein Altbier.
Hier wird der Film ausgeblendet. Meiner Erinnerung nach ist an diesem Abend auch nichts weiter Aufregendes passiert. Es war einfach ein sehr schönes, harmonisches Wiedersehen.
»Hast du Hunger?«, holt mich Ben in die Gegenwart zurück. »Soll ich uns vielleicht was zum Knabbern holen?«
»Einen noch, dann machen wir Pause.«
5. Treffen vor fünf Jahren: Berchtesgaden
Auf diesen Teil habe ich schon die ganze Zeit gewartet. Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob ich mich wirklich in dieser umnebelten Nacht mit einer Kuh unterhalten habe.
Die Aufnahme beginnt in dem Moment, als das Auto mangels Benzin auf der Landstraße stehen bleibt. Wir beziehen die Scheune, trinken den hochprozentigen Schnaps, üben Schlussmachen und schreiben die berühmten Traumpartner-Zettel. In Nahaufnahme!
Als mein Zettel den gesamten Bildschirm ausfüllt, springe ich von der Couch auf: »Das ist unfair!«, rufe ich empört. Doch es ist zu spät, Ben drückt auf den Pausenknopf und liest sich in aller Ruhe durch, wie ich mir meinen Traummann damals gewünscht habe.
»Soso, braune Haare und braune Augen. Hat ja gut geklappt bisher!«, amüsiert er sich.
Das stimmt allerdings. Genau genommen hatte ich noch keinen einzigen Freund, der diesem Bild entspricht. Sie waren alle immer blond und hatten helle Augen.
Endlich lässt Ben den Film weiterlaufen. Aber es ist nicht die Studentin Marly in Berchtesgaden, die ihre Wünsche in den nächtlichen Himmel funkt, sondern ich bin es vor nicht allzu langer Zeit. Ich sitze in meinem Neusser Wohnzimmer auf dem Fußboden, um mich herum verstreut Stücke aus der Erinnerungskiste, Wodkaflasche und Multivitaminsaft, und brülle mit meinem Traummann-Zettel in der Hand die Zimmerdecke an …
»Das war aber jetzt wirklich gemein«, beschwere ich mich, als der Film endlich zu Ende ist. »Irgendwie habe ich in dem Moment tatsächlich gehofft, du schwebst auf einer Wolke und schaust zu mir herunter. Ich konnte ja nicht ahnen, wie abgedreht der Himmel ist und dass man sich hier oben das normale Leben als Realityshow reinzieht.«
»Komm her«, sagt Ben zärtlich und zieht mich an sich ran. »Lass uns eine Pause machen und später weitergucken.«
Eine Weile liegen wir still nebeneinander und halten uns fest, dann küsst Ben zart meine Stirn und steht auf.
»Ich mach uns was zu essen«, sagt er und bleibt im Türrahmen noch einmal stehen. »Die erste Szene mit dem paranoiden Finger war eindeutig am besten.«
Ich greife nach einem Kissen und ziele damit auf Ben, aber er springt zur Seite und verschwindet lachend in der Küche.
Bisher habe ich mich immer
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