Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
Ding selbst für seine Herzensdame zu entwenden. Als einer der beiden mir droht, das könne eine Strafanzeige zur Folge haben, fange ich an zu heulen, weil mir in diesem Moment klar wird, dass ich meinen Job als Lehrerin auch Jahre später vergessen kann. Trotzdem erzähle ich nichts von Ben.
Die Aufnahme endet mit einer Szene, die ich bisher nicht kannte. Gebannt beobachte ich, wie sich die Polizisten im Nebenraum beraten.
»Lassen wir sie noch eine Weile zappeln.«
»Nein, ich glaube, das reicht.«
»Süß, die Kleine!«
»Ruf sie an, ihre Nummer hast du ja« …
»Boah, wie gemein!«, rufe ich aus. »Die haben mich absichtlich hingehalten, und ich bin fast gestorben vor Angst!«
»Und? Hat er dich angerufen?«, sagt Ben grinsend.
»Sei du froh, dass ich dicht gehalten habe!«
Das war das einzige Mal, dass ich in Konflikt mit dem Gesetz geraten bin. Das Peinliche an der Sache war, dass ich meine Mutter anrufen musste, um sie zu bitten, mich vom Revier abzuholen. Ben hätte ich ja schlecht herzitieren können.
»Ich weiß es noch genau, ich hatte damals große Angst um dich. Ich hab mein Auto verflucht, weil es nicht gleich angesprungen ist. Dann habe ich versucht, dich auf deinem Handy zu erreichen, aber es klingelte in meinem Auto – du hattest es dort liegen lassen. Als ich dann endlich losfahren konnte, warst du natürlich weg, und ich hab dich überall gesucht. Ich hab sogar überlegt, ob ich die Polizei anrufen soll.«
»Womit du ja gar nicht so falsch gelegen hast. Das wäre bestimmt interessant geworden.«
»Ich war auf jeden Fall heilfroh, als ich hinterher erfahren habe, dass es dir gut geht.«
»Na ja, unter dem verstauchten Knöchel habe ich noch ein Weilchen gelitten … Wir haben wirklich ganz schön verrückte Dinge zusammen angestellt.«
Unser zweites Treffen habe ich also überwiegend auf einer Düsseldorfer Polizeistation und danach in der Röntgenstation eines Krankenhaus verbracht. Meine Mutter tauchte innerhalb einer Viertelstunde auf der Wache auf, nachdem ich sie angerufen hatte.
»Ganz die Mutter«, begrüßte sie die beiden Beamten. »Baut Mist und lässt sich prompt dabei erwischen.« Und dann hat sie die beiden rund gemacht, weil sie mich nicht gleich ins Krankenhaus gefahren haben, hat mich untergehakt und ist mit mir abgedampft.
Bis heute hat sie mir nicht verraten, was sie damit gemeint hat, ganz die Mutter . Aber ich weiß, dass sie immer zu mir gehalten hat und mich notfalls auch mit einer Feile aus dem Knast befreit hätte. Ich beschließe, dass ich, sobald ich wieder zu Hause bin, ihr sagen werde, wie froh ich bin, dass sie meine Mutter ist.
Aber jetzt liege ich hier eng an Ben gekuschelt, was ich sehr genieße. Wir hatten immer viel Körperkontakt. In den Filmausschnitten gehen wir oft Arm in Arm – oder Ben krabbelt irgendwie an mir rum. Man sieht, wie er mir den Nacken massiert, mit meinem Haar spielt oder in meinen Bauchspeck kneift und dabei grinst.
3. Treffen vor sieben Jahren: München
Es war ein warmer Frühsommertag, genau richtig für einen Besuch im Biergarten. Ich sehe mich, wie ich genießerisch einen herzhaften Schluck aus einer Mass Bier nehme. Doch dann werfe ich einen misstrauischen Blick auf die Weißwürste, die vor mir auf dem Teller liegen. »Die kann ich unmöglich aufessen, die schmecken fürchterlich! Und der komische süße Senf macht sie auch nicht genießbarer«, beschwere ich mich. Ben scheinen sie zu schmecken, und er bestellt mir ersatzweise eine Breze, die uns der Kellner kurz darauf an den Tisch bringt.
»Gibt es hier alles nur in Übergröße?«, staune ich.
»Ja, scheinbar schon. Und da wir gerade beim Thema sind … Ich bräuchte mal deinen weiblichen Rat.«
Kauend warte ich ab, was jetzt kommt.
»Ich weiß nicht, was ich mit Annikas Brüsten anstellen soll. Die sind so riesig, dass sie mir richtig Angst machen.«
Ich nehme gerade einen großen Schluck Bier und verschlucke mich.
»Und das, obwohl der Rest an ihr total schlank ist. Sie trägt BHs in fünfundsiebzig Doppel-F, falls dir das was sagen sollte. Und ich habe keinen Plan, wie ich die Dinger anpacken soll.«
»Das Beste wäre wohl, wir könnten das irgendwie ausgleichen. Ich habe nämlich gerade einen Kerl mit Größe XS im Bett.«
»An den erinnere ich mich«, ruft Ben neben mir auf der Couch dazwischen. »Das war doch das Karnickel!«
»Er hieß Richard«, antworte ich mit strengem Blick.
»Dann eben der Richard, der dich wie ein Karnickel rangenommen
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