Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
habt ihr denn morgen vor?«, frage ich.
»Nichts Bestimmtes. Wir haben überhaupt keine Pläne gemacht und wollten einfach von Tag zu Tag spontan entscheiden. Und ihr?«
»Wir haben auch noch nichts vor – es sei denn, Marly bekommt ein Visum für den Nebenhimmel. Dann ist sie erst einmal weg.«
»Cool, wie kommt man denn da dran?«, fragt Gabriel. »Da würde ich auch nicht Nein sagen. Frag doch mal, ob ich mitkommen kann, nur so zum Spaß.«
»Ich weiß ja noch gar nicht, ob es klappt«, winke ich ab. »Ruby wollte mir morgen Bescheid geben. Kennst du ihn? Er hat mich am Flughafen abgeholt.«
»Nein, ich glaube nicht. Mich hat eine verdammt attraktive Blondine abgeholt. Beine bis zum Himmel, wenn ich es mal so ausdrücken darf.«
»Heißt sie Liane?«, frage ich nach.
»Genau, Liane.«
»Sieh einer an.« Ben grinst von einem Ohr zum anderen. »Da hatte wohl eine die Fäden in der Hand.«
»Wieso das denn?«, fragt Gabriel.
»Ach, nix!«, versuche ich schnell das Geplänkel zu beenden, bevor Ben seinen Gedanken noch weiter ausführt, aber ich habe mir ganz umsonst Sorgen gemacht. Er fängt nicht etwa wieder mit seinen Traummann-Vermutungen an, sondern bringt das Gespräch in eine ganz andere Richtung.
»Wann hast du eigentlich an der Lotterie teilgenommen?«, fragt er Sarah.
»Welche Lotterie?«
»Na, um die Einladung für deinen Bruder in den Himmel zu gewinnen.«
»Ich habe einen ganz normalen Antrag gestellt, weil Gabriel sich die Schuld an meinem Tod gegeben hat. Er hatte nämlich an dem Abend getrunken, und ich habe angeboten, ihn in der Kneipe abzuholen, weil er selbst nicht mehr fahren konnte. – Ich wusste gar nicht, dass man die himmlischen Fahrkarten auch gewinnen kann.«
»Du hast einfach einen Antrag gestellt? Hm …«
Wie sagte Liane doch gleich? Ben muss von alleine darauf kommen, dass der Himmel nicht bestechlich ist. So wie er gerade aussieht, scheint er in diesem Moment schwer darüber nachzudenken. Er runzelt die Stirn und reibt mit dem rechten Zeigefinger an seinem Nasenflügel. Das hat er früher auch schon immer so gemacht. Es ist ein Zeichen dafür, dass er versucht, logische Zusammenhänge zu erstellen.
»Na ja, mit der Lotterie hat es jedenfalls auch geklappt. Und ich musste den ganzen Papierkram für den Antrag nicht erledigen.«
»Den konnte man online eingeben. Normalerweise dauert es allerdings Jahre, bis alles durch ist.«
»Da haben wir ja Glück gehabt.«
»Sieht ganz danach aus.«
Ganz egal, ob es Glück war oder von einer himmlischen Blondine beabsichtigt, ich bin froh, dass ich hier sein darf.
24
Irgendwie verhalten sich hier alle verdammt menschlich
»Marly, Ruby ist dran für dich.«
Ben hält mir das Telefon entgegen, als wir gemeinsam am Frühstückstisch sitzen und es uns schmecken lassen. Das schottische Frühstück soll ja allgemein sehr üppig ausfallen, aber Ben hat mal wieder den Vogel abgeschossen. Neben seinem leckeren Haferbrei gibt es Pancakes, Würstchen, gebeizten Lachs, geräucherte Forelle und frisches Brot. Der himmlische Duft des im Steinofen gebackenen Brotes hat mich heute Morgen schon früh aus den Federn gelockt. Im Schlafanzug habe ich mich die Treppe heruntergeschlichen und Ben eine Weile durch die einen Spalt breit geöffnete Küchentür beobachtet, wie er summend die Speisen zubereitete. Als er mich entdeckte, strahlte er übers ganze Gesicht, und mir ging das Herz auf. Ich weiß jetzt, dass es ihm hier oben gut geht. Er scheint wirklich glücklich zu sein. Eigentlich schade, dass er seinen Traum erst im Himmel verwirklicht hat. Er hätte schon viel früher einen Pub eröffnen sollen, einen irdischen sozusagen.
»Ja, Ruby?«, sage ich nun in den Telefonhörer und lausche, was er mir zu berichten hat. Hilde geht es schon viel besser. Als ich das erfahre, atme ich erleichtert auf. So kann ich mich auch über die Neuigkeiten freuen, die ich danach erfahre.
»Ja, mach ich. Ich freu mich, bis später!« Als ich auflege, schaue ich in gespannte Gesichter.
»Also, ich habe ein Visum bekommen!«, erkläre ich fröhlich. »Und du auch, Gabriel. Wir fahren zusammen.«
»Ich auch?«, fragt er ungläubig.
»Ich denke, dafür musst du dich bei Ben bedanken. So wie es aussieht, hat er Ruby gestern Abend noch bezirzt, damit du mich begleiten darfst. In einer Stunde geht es los. Wir sollen zu dem Paternoster an der Biegung der Straße kommen. Ich weiß, wo das ist. Da bin ich angekommen.«
Da Gabriel anscheinend seine Sprache verloren
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