Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
runtergefallen und in einem kleinen Spalt in der Bodenleiste verschwunden.«
»Lorenzo, wenn ich Hilde das erzähle, flippt sie aus vor Freude!« Aber dann kommt mir ein unschöner Gedanke. »Was mache ich, wenn Hilde gar nicht mehr leben möchte, weil sie lieber sofort zu dir in den Himmel will? Du weißt, dass sie wegen einer schweren Blutvergiftung im Koma liegt?«
»Ja, aber das wird niemals passieren. Hilde hat eine große Lebensfreude und viel Geduld. Und das habe ich an ihr besonders geliebt. – Du erinnerst mich übrigens ein wenig an sie. Ihr seid euch vom Wesen her nicht unähnlich.«
»Vielleicht verstehen wir uns deswegen so gut. Hilde hat mir sehr geholfen die letzten Monate, und dafür bin ich ihr sehr dankbar.«
»Du hast ihr auch geholfen, Marly. Du hast Schwung in ihr Leben gebracht, ihr eine Aufgabe gegeben. Sie hat immer sehr darunter gelitten, keine Kinder zu haben. Es tut ihr gut, dass sie sich um dich kümmern darf. Und du hast ihr den Garten zurückgegeben. Er hat ihr gefehlt.«
»Jetzt muss sie nur ganz schnell wieder gesund werden. Vielleicht hilft es ihr ja, wenn ich erzähle, dass ich weiß, wo der Ring steckt. Wo genau ist die Stelle denn? Hast du den Film da?«
»Nein, ich habe ihn im Archiv gesehen.«
»Du warst im Nebenhimmel? Aber ich dachte, der sei für Menschen tabu, die sich für den Himmel auf Erden entschieden haben. Außerdem gehört Hilde zu deinem persönlichen Umfeld.«
»Ich wurde zu einer Infoveranstaltung in den Nebenhimmel eingeladen, weil ich für die Schutzengelausbildung in Betracht kam. Ich nahm daran teil, entschied mich allerdings dagegen. Einer der Schutzengel war aber so nett, mir seine Zugangsdaten anzuvertrauen. Und so habe ich mich nachts heimlich an einen der PCs gesetzt. Das Archiv wird glücklicherweise niemals abgeschlossen.«
»Ach wirklich? Und weißt du zufällig die Zugangsdaten noch?«
»Ja, aber die kann ich dir leider nicht verraten. Das wäre sehr unfair Liane gegenüber.«
»Liane?«
»Ja, sie war früher Schutzengel.«
»Das weiß ich. Lorenzo, wann war die Infoveranstaltung?«
»Das ist jetzt so ungefähr sechs Wochen her. Warum fragst du?«
»Ach, nicht so wichtig … Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich heute die Gelegenheit hatte, dich hier zu besuchen.«
Schon wieder Liane! Hätte ich nicht mit eigenen Augen die vielen anderen Schutzengel in der Bibliothek gesehen, könnte man fast meinen, im Himmel gäbe es nur sie – und natürlich Ruby. Zumindest stecken die beiden unter einer Decke.
28
Und wenn wir erwischt werden?
»Marly? Marly!«
»Was ist …« Verschlafen reibe ich mir meine Augen. Es dauert einen Moment, bis ich begreife, wo ich mich befinde. Ich bin zu Besuch im Nebenhimmel, übernachte in Rubys Schutzengel- WG , und zwar in Lianes Bett. Die ist irgendwo unterwegs und hat mir netterweise ihr Zimmer zur Verfügung gestellt. Und jetzt steht Gabriel vor mir und rüttelt mitten in der Nacht an meiner Schulter.
»Du musst mir helfen, Marly. Jetzt ist meine Stunde gekommen! Ruby hat mir vorhin ganz stolz einen total verrückten Automaten präsentiert, mit dem man angeblich herausfinden kann, wie groß der Seelenverwandtschaftsgrad zwischen zwei Menschen ist.«
»Wie bitte?«
»Als du dir vorhin im Archiv deine Filme angesehen hast, bin ich mit Ruby noch durchs Gebäude gelaufen. Dabei hat er mir noch ein paar ganz interessante Sachen gezeigt. Mit dem Soulmater kannst du zum Beispiel herausfinden, wer für dich bestimmt ist. Es ist aber auch möglich, nach bestimmten Personen zu suchen und sie auf den Übereinstimmungsgrad zu überprüfen. Ich muss auf jeden Fall noch mal rüber in die Bibliothek, die Maschine befragen. Kommst du mit?«
Sofort bin ich hellwach. Normalerweise würde ich jetzt fragen, ob Gabriel vielleicht Amnesia Haze gekifft hat, aber wir sind ja hier im Himmel. Und hier ist anscheinend alles möglich.
»Du willst also wissen, wo deine Traumfrau steckt, oder besser gesagt, wer sie ist?«
»Nein, ich habe da eine ganz bestimmte Frau im Sinn. – Was ist nun?«
»Du meinst aber nicht etwa mich damit, oder?«, frage ich stirnrunzelnd, denn Ben kommt mir wieder mit seiner Theorie in den Sinn.
»Dich? Wie kommst du denn darauf?«
»Danke! Bin ich so schlimm?«
»So habe ich das doch nicht gemeint, Marly. Du siehst echt toll aus, aber …«
»Lass gut sein«, unterbreche ich ihn. »Ehrlich gesagt beruhigt mich das ungemein … Und du meinst, wir können da einfach so reinmarschieren, um mal
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