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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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nicht? Am unteren Rand
des Dokuments entdeckte sie ein Datum und eine Uhrzeit: der Termin für
die Hauptverhandlung. Neben dem Datum sah sie einen hingekritzelten
Ausruf: Ha!
    Zitternd drehte sie sich um und
schaute Mogurn an, der in seinem Sessel zuckte und sich selbst
betätschelte; der Mann, dessen Schiff sie flog, hatte seine
Anklageschrift gerahmt und an die Wand gehängt wie eine Ehrenurkunde.
War er von Eridani Prime geflüchtet, ehe man ihn vor Gericht stellen
konnte?
    Das erklärte eventuell seinen unregistrierten
Status auf Gaston's Landing – obwohl dort vermutlich niemand von dieser
Klage wusste oder sich auch nur für die Unbescholtenheit eines Skippers
interessierte.
    Vielleicht war dieses schwebende
Verfahren auch der Grund, weshalb Mogurn ein Geheimnis aus seiner
Fracht machte. Sie hatte nicht darauf gepocht, zu erfahren, was er
beförderte, denn es war sein gutes Recht, hierüber die Auskunft zu
verweigern. Doch nun fragte sie sich, weshalb er sich über die Art der
transportierten Güter ausschwieg.
    Mit wild hämmerndem
Herzen stahl sie sich aus der Kabine. Mogurn war immer noch
weggetreten, der Kopf lag schräg, die Augen hielt er geschlossen.
Keuchend lehnte sie sich im Korridor gegen die Wand und dunkelte die
Tür hinter sich ab. Dann taumelte sie in die Messe, setzte sich hin und
lauschte dem lauten Pochen ihres Herzens. In Gedanken betete sie: Lieber Gott – falls es dich gibt – erkläre mir, was ich getan habe!
    Doch alles, was sie hörte, war das Rauschen und Pulsieren ihres Blutes in den Adern.
    Nach
einer Weile stand sie auf, begab sich in den Gang und stellte sich an
die Leiter, die nach unten zu den Maschinendecks führte. Gelangte man
auf diesem Weg auch in die Frachträume? Sie konnte ausforschen, was
dieses Schiff beförderte – wenn sie den Mut dazu aufbrachte.
    An
der offenen Luke stehend, spähte sie nach unten in die Düsternis.
Schließlich seufzte sie gequält und wandte sich ab. Sie verschanzte
sich in ihrer Kabine und sperrte die Tür ab. Zusammengekauert hockte
sie im Dunkeln auf ihrer Koje und brütete vor sich hin. Nachdem eine
geraume Zeit verstrichen war, spürte sie, wie ihr die Augen zufielen;
sie rollte sich zusammen wie ein Embryo und schlief vor Erschöpfung ein.
    â–ˆ
    B EIM F RÜHSTÜCK STELLTE SIE M OGURN ZUR R EDE ,
wenn auch nicht sofort. Ein Weilchen schob sie ein paar Stücke
Pfannkuchen auf ihrem Teller hin und her, dann fasste sie sich ein Herz
und fragte. »Was für eine Fracht haben wir eigentlich geladen?« Als sie
keine Antwort bekam, merkte sie, dass sie zu leise gesprochen hatte.
Mogurn hatte sie nicht gehört. Er kratzte seinen Bart und murmelte
etwas in sich hinein, während er sich in ein Datenpad neben seinem
Ellbogen vertiefte. Jael hatte keinen blassen Schimmer, was er da so
emsig studierte. Sie mampfte einen von Sirup durchweichten Happen.
Zuerst wollte sie ihre Frage wiederholten, dann besann sie sich anders
und platzte mit der Bemerkung heraus: »Ich habe die gerahmte
Anklageschrift an der Wand gesehen.« Sie senkte den Blick und spießte
noch ein Stück Pfannkuchen auf die Gabel.
    Als sie
wieder hochschaute, merkte sie, dass Mogurn sie verständnislos
anstarrte. Sie räusperte sich und setzte zu einem neuen Anlauf an.
»Diese … Gerichtssache …«
    Â»Was sagten Sie?«, fiel er ihr brüsk ins Wort. »Etwas über eine Wand?«
    Jaels
Wangen brannten, und ihr Magen verkrampfte sich. »Ich sah die
Anklageschrift. Die eingerahmt an der Wand Ihrer Kabine hängt.«
    Â»Sie sahen was?«
    Â»Die
…« Ihre Kehle schnürte sich zusammen, und sie holte tief Luft, ehe sie
fortfuhr. »Die Vorladung zu einem Gerichtstermin. Man wirft Ihnen
Schmuggel vor. Und außerdem …« Sie hatte Mühe weiterzusprechen, doch
sie sah, dass ihm die Erkenntnis dämmerte, und wie sehr ihn die Sache
amüsierte. Plötzlich war sie fest entschlossen, aus ihrer Meinung kein
Hehl zu machen. Es ging um den Pallisp, dessen Besitz strafbar war.
»Außerdem sollen Sie mit Diebesgut gehandelt haben«, schloss sie.
    Mogurn legte den Kopf schräg.
    Â»Und man beschuldigt Sie, Sie besäßen Artikel, die als illegal eingestuft sind. Unter anderem …«
    Â»Ja?«, ermunterte er sie, als sie stockte. »Reden Sie ruhig weiter. Was soll ich unter anderem besitzen?«
    Â»Einen Pallisp.«
    Â»Ich verstehe. Und

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