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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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ihre Gedanken zusammen. Ja! Was hat es mit den Vorwürfen auf sich, Sie seien ein Dieb, ein Hehler und ein Schmuggler …? Doch keines dieser Worte kam über ihre Lippen.
    Mogurn
war aufgestanden. »Immerhin haben wir noch zu arbeiten. Wir müssen ein
Schiff fliegen und einen Hafen ansteuern.« Er sprach wieder in seinem
üblichen barschen, drängenden Ton. »Sowie Sie mit dem Frühstück fertig
sind …« Mit einer ungeduldigen Geste drehte er sich um und verließ die
Messe.
    Trotz des mulmigen Gefühls im Magen verzehrte
Jael ein großes Stück von dem mit Sirup durchtränkten Pfannkuchen und
leerte ihren Becher Kaffee. Nachdem sie das benutzte Geschirr in den
Reinigungsapparat gestellt hatte, folgte sie Mogurn missmutig auf die
Brücke.
    â–ˆ
    Â»W IESO WOLLEN S IE MICH NICHT HIER HABEN ,
während Sie fliegen?« Mogurn wandte sich von seinen Instrumenten ab und
schaute sie mit finsterer Miene an. Im Dämmerlicht des Cockpits wirkte
sein Blick wütend und bedrohlich.
    Â»Es ist nur, weil …«
– Jael biss sich auf die Lippe – »weil es mich manchmal nervös macht,
wenn jemand mir zusieht. Dann fällt es mir schwer, den Fluss stabil zu
halten, und die Bilder, die ich erzeuge, verlieren an Schärfe und
Klarheit.« Sie atmete tief durch. »Ich bin ein besserer Rigger, wenn
ich weiß, dass ich nicht beobachtet werde. Wenn ich mich allein und
sicher fühle.«
    Â»Sicher?«, versetzte Mogurn überrascht. »Sicher? Habe ich Sie jemals eingeschüchtert oder unter Druck gesetzt, Jael?«
    Jael
schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich … nun ja, besser kann ich es Ihnen
nicht erklären. Ich kann nur sagen, dass ich mich sicherer und
unbefangener fühle, wenn ich hier allein bin.« Sie presste die Lippen
zusammen und zwang sich, Mogurns Blick standzuhalten. Ihr standen nur
wenige Argumente zur Verfügung, wenn sie sich gegen den Schiffseigner
durchsetzen wollte, doch sie hatte ihren größten Trumpf ausgespielt;
wenn es um die Sicherheit des Schiffs ging und um ihre Fähigkeit als
Rigger, konnte sie jeden halbwegs vernünftigen Wunsch äußern und durfte
damit rechnen, dass er erfüllt würde. Denn wenn ihr Geschick als Rigger
versagte, wäre auch Mogurn verloren.
    Die Arme über dem
massigen Brustkorb verschränkt, musterte Mogurn sie mit düsteren,
ernsten Blicken; reglos, wie hypnotisiert, stand sie da und starrte
zurück. Schließlich wandte er sich von ihr ab. »Na schön. Wie Sie
wünschen«, sagte er. Abermals prüfte er die Instrumente, dann deutete
er mit einer Kopfbewegung auf die Rigger-Station. »Dann mal los,
klettern Sie rein und gehen Sie ins Netz. Aber überanstrengen Sie sich
nicht.« Schwungvoll, mit flatterndem Seidengewand, drehte er sich um
und entfernte sich von der Brücke. Hinter ihm verdunkelte sich die Tür,
und Jael blieb allein in dem dämmrigen Raum zurück.
    Vertraut
er mir jetzt nicht mehr?, überlegte Jael, während sie ihm nachschaute.
Und wenn schon, es macht mir doch nichts aus, oder? Sie wiederholte die
Inspektion der Instrumente, die Mogurn gerade vorgenommen hatte, und
erst danach begab sie sich in die Rigger-Station. Sie streckte sich auf
der Liege aus, kontrollierte die Monitore, dann schloss sie die Augen
und versuchte sich zu entspannen; sie musste Mogurn und den Pallisp
vergessen, sich einzig und allein auf das Schiff und den Flux
konzentrieren.
    Ihre physischen Sinne blendeten sich aus, und sie drängte nach vorn, hinein ins Netz.

Kapitel 8
    D IE R OUTE DURCH DIE B ERGE
    S IE FLOG DURCH EINEN WEITEN ,
wolkenlosen, purpurfarbenen Himmel. Wie ein Samenkorn trieb sie hoch
über einer in einem sonderbaren Licht glühenden, blau und grün
gefleckten Landschaft. Rings um sie her funkelte matt das Netz, verband
sie mit dem nicht sichtbaren Raumschiff. Sie breitete die Arme aus, die
im Netz zu großen, segelförmigen Schwingen anschwollen, fing eine
aufwärts führende Windströmung ein und ließ sich in die Höhe tragen.
    Unter
ihr lag das Terrain wie eine eigentümliche Matrix aus Farben, welche
ihre Stimmung, ihre Unsicherheit, widerspiegelten. Eine
phantasmagorische Umgebung, in der rot die Flammen ferner Vulkane
glommen und silbern glitzernde Flüsse sich durch kornblumenblaue Täler
und schattige Ebenen fädelten. Unvorstellbar, dass in einer solchen
Landschaft Leben existierte, ganz gewiss

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