Im Hyperraum
ausgleichen.«
Argwöhnisch rieb sich Mogurn das
Kinn. »Ich verstehe.« Einen Moment lang studierte er die externen
Instrumente. »Das mag ja so gewesen sein. Aber Sie hielten sich sehr
lange in der Station auf. Und die Daten sehen nicht besonders gut aus,
Jael.« Er richtete wieder den Blick auf sie, und sie sah ihm an, dass
er ihr ihre Ausflüchte nicht glaubte. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht
aus dem einzigen Grund ins Netz gingen, weil Ihnen etwas anderes
fehlte?«
Nervös zuckte sie die Achseln. Sie fragte
sich, was denn so verkehrt daran sein sollte, das Schiff zu fliegen.
Und was dieser Kerl ihr möglicherweise angetan hatte. Gleich darauf
kreisten ihre Phantasien wieder um den Pallisp; sie verzehrte sich nach
ihm.
Mogurn schien ihre Gedanken zu lesen. »Haben Sie
den Pallisp vermisst, Jael? Mussten Sie deshalb fliegen, um sich einen
Ersatz für das entgangene Vergnügen zu verschaffen?«
Sie runzelte die Stirn, nicht geneigt, diese Frage zu beantworten. SchlieÃlich nickte sie unglücklich.
»Ich
verstehe«, wiederholte Mogurn und rieb sich die Schläfe. »Es ist ja
nicht so, dass ich kein Verständnis hätte. Ich kann nachempfinden, was
in Ihnen vorgeht. Möchten Sie den Pallisp jetzt?«
Sie
wollte ihn nicht ansehen, aber sie brachte nicht die Kraft auf, das
Angebot abzulehnen. »Ja«, flüsterte sie. Das Lächeln, das über seine
Züge huschte, jagte ihr einen Angstschauer über den Rücken. Trotzdem
blieb sie bei ihrer Antwort.
Zusammen verlieÃen sie die
Brücke. Anstatt zum Essen in die Messe zu gehen, bugsierte Mogurn sie
in seine Kabine. Er wies sie an, sich zu setzen und den Kopf nach vorn
zu beugen.
Jael gehorchte bereitwillig. Und in dem
Moment, als die kühle Sphäre den Punkt zwischen Schädel und Rückgrat
berührte, wusste sie, dass sie tatsächlich eine Gefangene war; bereits
jetzt war sie eine Sklavin dieses Instruments.
Dann durchströmte sie die wärmende Glut, und alles andere erschien ihr unwichtig.
Kapitel 7
V ERRATEN
A LS SIE DIESES M AL AUS DER E KSTASE ERWACHTE ,
spürte sie eine Anwandlung von Schwindel. Es dauerte eine Weile, bis
sich ihr Kopf klärte, und als sie wieder voll bei Sinnen war, sah sie
Rauchwölkchen; vor ihr saà Mogurn mit seiner Pfeife und beobachtete
sie. Jähe Wut brodelte in ihr hoch, doch anstatt sich ihren Groll
anmerken zu lassen, lächelte sie mit schmalen Lippen.
Die
Erinnerung an den Pallisp klang noch in ihr nach, doch noch lebhafter
erinnerte sie sich an ihren letzten Gedanken, ehe das Instrument ihr
das Bewusstsein raubte â die Erkenntnis, dass sie dem Pallisp ihre
Freiheit geopfert hatte. Und Mogurn war der Besitzer des Pallisp.
Während sie ihn anschaute, krampfte sich ihr Magen zusammen, und sie
fragte sich, ob sie diesen Mann hassen sollte, weil er bestimmen
konnte, wann sie in den Genuss des Pallisp kam und wann nicht.
»Fühlen Sie sich jetzt besser, Jael?«, erkundigte sich Mogurn.
Sie
atmete tief durch und nickte. Sie hütete sich, ihre wahren Empfindungen
zu zeigen. »Ich möchte jetzt ein bisschen schlafen«, sagte sie. Ihre
Stimme klang heiser.
»Natürlich. Wie Sie wollen. Doch
vorher möchte ich Ihnen etwas erklären.« Mogurn paffte seine Pfeife,
eine dicke Rauchwolke kroch in ihre Richtung und reizte ihre
Nasenschleimhäute. »Ich hatte Mitleid mit Ihnen, weil ich weiÃ, dass
sie aus ⦠sagen wir, Ignoranz handelten, als Sie ohne meine
Erlaubnis das Schiff flogen. Sie lieÃen sich dazu hinreiÃen, weil Sie
den Pallisp vermissten und nicht wussten, wie Sie den Entzug
kompensieren sollten.«
Jael wollte zustimmend nicken,
doch im letzten Moment besann sie sich anders. Auf keinen Fall durfte
sie jetzt zugeben, dass er Recht hatte.
»Doch eines
müssen Sie sich stets vor Augen halten: ich dulde keinen Ungehorsam.
Wenn so etwas wieder passiert, entziehe ich Ihnen den Pallisp â nicht
nur für dieses eine Mal, sondern vielleicht für immer.« Er schmauchte
seine Pfeife, wobei er Jael mit tränenden Augen fixierte. Sie bemühte
sich, Fassung zu bewahren. »Solche UnbotmäÃigkeiten nehme ich sehr
ernst. AuÃerordentlich ernst sogar. Und ich gehe davon aus, dass auch
Sie für Ordnung sind.« Paff. Paff. »Wenn wir einander verstehen,
schaffen wir vielleicht ein einvernehmliches und störungsfreies
Arbeitsverhältnis.« Paff.
Reglos saà sie da.
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