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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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nun sind Sie beunruhigt?«
    Â»Ja, ich …«
    Â»Sie
genießen den Pallisp doch, nicht wahr?«, unterbrach er sie. »Nur weil
etwas auf irgendeiner Welt illegal ist, muss es nicht gleich etwas
Schlechtes sein, oder?«
    Â»Sie haben … gestohlen«, stotterte Jael. »Sie sind ein Schmuggler.«
    Mogurn
zuckte die Achseln und gab sich nicht einmal die Mühe, die Vorwürfe
abzustreiten. Und anscheinend machte es ihm nicht das Geringste aus,
dass sie die Anklageschrift gelesen hatte. Vielleicht hatte er sie
sogar eigens deshalb an die Wand gehängt, damit jeder Rigger, der für
ihn arbeitete, sie einsehen konnte.
    Â»Genau genommen«,
entgegnete Mogurn schließlich, während er sein Datenpad abschaltete,
»wissen Sie nur, dass man mir all diese Vergehen unterstellt. Ob ich
mich tatsächlich schuldig gemacht habe, ist Ihnen nicht bekannt.« Er
lächelte jovial und strich sich über den Bart, als wollte er ihr eine
Reaktion entlocken.
    Â»Bis jetzt haben Sie sich nicht verteidigt«, erwiderte Jael hitzig.
    Â»Das stimmt«, räumte er ein. Er wölbte seine dunklen Augenbrauen. »Möchten Sie denn, dass ich alles dementiere?«
    Jael
versuchte, ihre Wut zu unterdrücken. Was passierte mit Ihrem letzten
Rigger?, hätte sie gern gefragt, brachte die Worte jedoch nicht über
die Lippen. Sie wollte ihn zur Rede stellen, doch sie war so
angespannt, so zornig, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
»Ich wüsste gern«, begann sie dann frostig, jedes einzelne Wort
betonend, »wo Sie den Pallisp erwarben. Und welche Wirkung er auf mich
hat.«
    Mogurn glättete sein marineblaues Satinhemd und
raffte den mit violetten Paspeln besetzten Umhang zusammen, der lose um
seine Schultern hing. Dann fixierte er sie mit einem harten Blick und
legte die Handflächen vor seinen Lippen zusammen, um seine ergrimmte
Miene zu verbergen. »Nun ja, was soll ich dazu sagen? Dass der Pallisp
ein medizinisches Instrument ist? Völlig harmlos, wenn man ihn mit
Umsicht und Verstand einsetzt?« Er fasste sie lauernd ins Auge.
    Â»Ein medizinisches Instrument?«, wiederholte sie mit neu erwachtem Argwohn.
    Â»Allerdings.«
Mogurn sah sie von der Seite her an. »Genau genommen wird er in der
Psychiatrie verwendet. Zum Beispiel bei der Behandlung von schweren
Depressionen.«
    Und wieso probieren Sie ihn dann an mir aus?, hätte sie am liebsten geschrien.
    Â»Ich
habe festgestellt, dass auch gesunde Menschen ihn gern benutzen.«
Mogurn legte die Fingerspitzen gegeneinander und verschränkte die Hände
vor dem Gesicht. »Natürlich muss man vorsichtig sein. Manche Leute
halten ihn für … Sucht erzeugend, und diese Vorstellung macht ihnen
Angst. Ich hingegen glaube nicht, dass man von ihm abhängig wird. Es
ist nur eine Frage des korrekten Gebrauchs.«
    Â»Sucht erzeugend?«, flüsterte sie so leise, dass er es nicht hören konnte.
    Â»Es
gibt keinen Grund, sich vor dem Pallisp zu fürchten. Immerhin
verschafft er seinem Benutzer doch immenses Vergnügen, hab ich nicht
Recht?« Mogurns Stimme nahm einen versöhnlichen Klang an. »Genießen wir
nicht alle solche Empfindungen, die uns nichts als Lust bereiten? Pure
Glücksgefühle, die nicht von den Verwicklungen und Komplikationen des
realen Lebens geschmälert werden? Schiere Wonnen, ohne die kleinlichen
Eifersüchteleien und Schuldgefühle, welche uns die kargen Freuden
vergällen, die das Schicksal für uns bereithält?« Seine raue Stimme
klang beinahe weich. »Sollte nicht jeder Mensch Zugang zu diesem
Refugium haben? Auch ein Rigger? Haben gerade Rigger nicht das Recht,
sich auf diese einfache Weise Entspannung zu verschaffen?«
    Jael
schluckte; mittlerweile wusste sie nicht mehr, was sie antworten
sollte. Vielleicht war nicht alles verkehrt, was er sagte, doch sie war
sprachlos vor Groll, weil er sie so manipuliert hatte. Und sie war
sprachlos vor Angst. Obwohl sie just in diesem Augenblick den beinahe
übermächtigen Wunsch verspürte, sich unter die Einwirkung des Pallisp
zu begeben. Sie sehnte sich nach der wärmenden Zärtlichkeit, die er in
ihrem Geist entfachte, nach der prickelnden Andeutung von Liebe und
Freundschaft. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als in ihrer
Seele diese goldene Sonne aufgehen zu lassen …
    Â»Möchten Sie sonst noch etwas mit mir besprechen, Jael?«
    Erschrocken klaubte sie

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