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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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esoterischen Sehnsüchten. Im Suff faselten Rigger von
derlei Begegnungen, weil sie sich wichtig machen wollten. Aber … in
diesem Moment schwebten tatsächlich Drachen am Himmel. Und einige steuerten direkt auf sie zu.
    Jael
erforschte ihre Gedanken und fragte sich, ob ihre eigene
Vorstellungskraft dieses Bild erzeugt haben konnte. Sie fühlte nichts,
nicht einmal einen Hauch von Bestätigung. War es möglich, dass die
Drachen doch real waren … lebendige Wesen, die den Flux
bewohnten? Sie lenkte den Gleiter mit knappen, energischen Griffen und
beobachtete, wie die Drachen näher kamen.
    Vom Mond
beschienen, wuchsen die Kreaturen beständig an. Sie kamen Jael in der
Tat real vor; robuste, wild aussehende Echsen, die Feuergarben spien
wie die Drachen aus den alten Mythen. Die meisten drehten wieder ab und
zogen in sicherer Entfernung der Tragflächen ihre Kreise. Sie spürte
einen kurzen Moment der Erleichterung. Doch drei dieser Kreaturen
schlugen einen Abfangkurs ein und flogen in engen Kurven um das
Segelflugzeug. Sie vollführten so flinke Wendemanöver, dass sie ihren
Luftkapriolen mit den Augen kaum zu folgen vermochte.
    Einer
schwenkte erschreckend dicht an sie heran, und dabei erhaschte sie
einen ausgiebigen Blick auf ihn. Der Drache wirkte absolut echt, die
Schuppen glitzerten im Mondlicht wie poliertes Zinn, das unter der
Oberfläche jedoch in allerlei zarten Farben changierte. Der Kopf wies
derbe Züge auf, als sei er aus gewachsenem Stein gemeißelt. Die Nüstern
glommen wie glühende Kohlen, als er seinen Hals nach ihr ausstreckte;
in den Augen glitzerte ein gespenstisches grünes Licht. Breite, an den
Rändern gezackte Schwingen peitschten mit kraftvollen Schlägen die
Luft. Als das Tier sich auf seiner Kreisbahn hinter ihr befand, kreuzte
ein anderer Drache beängstigend nah ihren Weg. Danach zogen sich die
urtümlichen Kreaturen ein wenig zurück, und Jael konnte wieder aufatmen.
    Sie
blieb auf Kurs und dachte fieberhaft nach. Wie verhielt man sich, wenn
man Drachen begegnete? Die Schwadronierer in den Raumfahrerkaschemmen
erzählten von Kämpfen. War es möglich, dass diese Geschichten mehr
waren als nur angeberisches Geschwafel? Die Drachen sahen erschreckend
substanziell aus, ungezähmt und kampfeslustig.
    Sie gehört mir, schien eine Stimme in ihrem Kopf zu sagen.
    Ihr schauderte, und sie wünschte sich, sie wäre eine andere Route geflogen.
    Fürchtest du dich? Dieses Mal wusste sie, dass sie sich die Stimme nicht eingebildet hatte.
    Verängstigt
blickte sie um sich, weil sie es nicht ausschloss, dass Mogurn sich auf
die Brücke begeben hatte und sie für ihren Ungehorsam büßen ließ. Doch
das Murmeln, das sie im Geist hörte, kam nicht vom Captain.
    Du hast Angst, konstatierte die Stimme. Sollen wir gnädig sein und dir einen raschen Tod bescheren?
    Einer
der Drachen sprach mit ihr. Sie war bestürzt und über alle Maßen
verblüfft. Sie blickte über ihre linke Schulter und entdeckte einen
Drachen, der auf gleicher Höhe wie sie flog, lediglich ein kurzes Stück
hinter ihr. Die blitzenden Augen und die feurigen Nüstern leuchteten so
durchdringend wie Signallichter. Was willst du von mir?, fragte sie mit bebender Stimme.
    Zu
ihrem Schrecken blies der Drache eine Flammengarbe aus. Er schob sich
näher heran, wobei seine Augen funkelten wie grüne Laternen. Sie
schwenkte nach rechts und dachte: Das kann nicht wahr sein! Mühelos
folgte der Drache jeder ihrer Bewegungen. Die Augen glitzerten in einem
strahlenden Smaragdgrün. Von den pumpenden Schwingen gingen Turbulenzen
aus, die das Segelflugzeug durchschüttelten, und sie musste kämpfen, um
dagegenzusteuern. Was tust du da?, protestierte sie. Lass mich in Ruhe!
    Der Drache schnaubte eine Funkenwolke aus. Heißt das, dass ich dich nicht auf der Stelle töten soll? Die Kreatur fiel zurück – um mit einer Reihe von wuchtigen
Flügelschlägen einen engen Looping um sie zu fliegen; nachdem der
Drache sie aufmerksam angeschaut hatte, ging er in Schräglage und
tauchte nach unten ab. Bald darauf schwebte er wieder zu ihrer Linken. Möchtest du lieber im Kampf sterben?
    Nein!, schrie Jael. Ich will nichts weiter, als in Frieden gelassen zu werden! Wer bist du und warum belästigst du mich? Was willst du von mir? In geduckter Haltung kauerte sie auf dem Flugzeug und holte langsam das Netz ein.
    Kind!, rief der Drache.

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