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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Oder etwa nicht?
    Eine Stimme, die weder ihr noch Highwing gehörte, zerriss die Ruhe. Was ist hier los?
    Verdutzt blickte der Drache sich um, doch Jael hatte das grollende Organ erkannt. Ihr schauderte. Ich fliege, Mogurn, antwortete sie mit gepresster Stimme.
    Jael, Sie verlassen auf der Stelle das Netz!, donnerte Mogurn.
    Ich kann nicht, entgegnete sie mit einem Blick auf Highwing. Ganz in der Nähe sind Drachen. Und sie kommen immer dichter heran. Bitte, fang jetzt nicht an zu streiten, dachte sie krampfhaft. Unser
Leben hängt vielleicht davon ab, dass ich diese Situation meistere.
    Mogurns Antwort klang scharf, doch ein Unterton von Furcht schwang darin mit. Können Sie uns aus der Gefahrenzone rausbringen?
    Ich bemühe mich. Aber Sie dürfen mich jetzt nicht stören.
    Strengen Sie sich an, Jael. Wenn alles wieder im Lot ist, kommen Sie in meine Kabine. Sie haben mich sehr enttäuscht. Abrupt kappte Mogurn die Verbindung.
    Jael
lief eine Gänsehaut über den Rücken; sie sah hinaus in die Nacht, ohne
den Drachen dabei anzuschauen. Doch ihr war bewusst, dass er sie durch
die dünne Rauchfahne, die aus seinem Maul kroch, unentwegt taxierte. Ich glaub, ich fange an zu begreifen, murmelte Highwing. In
deiner Welt bist du jemandem Rechenschaft schuldig. Du wirst beherrscht
… von deinem Raumschiff? Und das bereitet dir Unbehagen. Habe ich Recht?
    Jael
antwortete ihm nicht, doch eine unerklärliche Kraft zwang sie, dem
Drachen ihr Gesicht zuzuwenden und in seine riesigen Augen zu sehen.
Sie erschauerte unter seinem eindringlichen Blick. Er schien intensiv
über etwas nachzugrübeln. Jemand wird kommen ohne Freunde, brummte er in sich hinein. Jemand wird kommen und den Namen nennen. Ah, Skytouch! Bekümmert schüttelte er den wuchtigen Kopf. Jael, fuhr er dann mit kaum hörbarer Stimme fort. Du stürzt
mich in einen schweren Konflikt. Was ich dir vorschlagen möchte, ist in
diesem Reich tabu. Nichtsdestoweniger gebietet es meine Ehre, mein
Anstand, dass ich nicht Schindluder treibe mit dem, was du mir
angeboten hast – als du mir deinen Namen und deinen – Garkkondoh – dein
wahres Ich enthülltest.
    Sie blinzelte verblüfft. Was meinst du damit?
    Der Drache gab ein langes, lautstarkes Räuspern von sich. Vielleicht wäre es das Beste, wenn du für eine kurze Weile mit mir kämest. Möglicherweise kann ich dir helfen. Beinahe bedauernd schloss er: Ein Drache hilft einem Rigger! Das hat es noch nie gegeben! Hoffentlich begehe ich keinen Fehler!
    Sie schüttelte den Kopf. Ich verstehe dich nicht.
    Highwings
Augen leuchteten. Ihr schien, als hörte sie ein rumpelndes, finsteres
Gelächter, ein sehr leises Geräusch, das klang, als käme es tief aus
dem Erdinnern. Als der Laut erstarb, erklärte ihr Highwing: Wie es
aussieht, bin ich jetzt dein Freund und dein Diener, Jael. Und du bist
mir verpflichtet – wenn du es willst. Von nun an müssen wir einander
beistehen, sollte einer von uns in Not geraten. So lauten die Worte.
Deshalb ist es ungeheuer wichtig, dass du mit mir kommst.
    Warum sollte ich mit dir gehen, protestierte sie. Wie kannst du von mir verlangen, dass ich dir traue?
    Leise antwortete der Drache: Weil du zu mir gekommen bist. Und weil du außer mir niemanden hast.
    Entgeistert
starrte Jael ihn an. Und sie spürte, wie aus einem unerfindlichen Grund
ihr Misstrauen schwand. Dafür stürmten all ihre alten Sorgen mit
geballter Macht auf sie ein. Sie dachte an Mogurn, an den Pallisp, an
die Sicherheit des Schiffs. Und auf einmal waren auch diese Ängste wie
weggewischt.
    Ein Teil von ihr wollte mit diesem Drachen
mitgehen – egal, wohin er sie führte. Es zählte nicht mehr, dass er
versucht hatte, sie umzubringen. Sie blickte in seine großen, ruhigen
Augen, die in dem höckerigen, mit feinen Schuppen überzogenen Kopf
saßen. Sonderbarerweise war ihre Furcht vor dieser grotesken Kreatur
verflogen. Gewiss, sie konnte dem Drachen nicht gefährlich werden, und
wenn er ihr übel mitspielen wollte, brauchte er keine List zu benutzen. Vermutlich wirst du mir jetzt versprechen, mir kein Leid anzutun, meinte sie. Und da erwartest, dass ich dir diese Beteuerung glaube.
    Versonnen blickte der Drache auf sie herab. Keiner kann versprechen, einem anderen niemals Schaden zuzufügen, hab ich nicht Recht, Jael?
    Jael
schloss halb die Augen und spürte, wie ein stechender Schmerz sie
durchzuckte.

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