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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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sie
erhaschte Blicke auf finstere Mächte, die emsig daran arbeiteten, diese
herrlichen Gefilde zu zerstören.
    Sie hörte einen Namen, der klang wie Tar-skel, ein sonderbarer Name, furchtsam gewispert, wenn man sich allein wähnte,
niemals ausgesprochen im Beisein anderer; sein Timbre jagte ihr einen
Schauer über den Rücken, und sie fühlte eine unerklärliche Angst. An
einem Ort, welcher der Berg der Träume hieß, sah sie einen Drachen
namens Skytouch, ein fragiles Geschöpf, beinahe transparent, mit
Schuppen und Schwingen aus Glas. Worte, deren Sinn sich ihr entzogen,
hallten als Echo um diese Erinnerung; sie begriff nur, dass sie
befrachtet waren mit Ungewissheit und Erwartung, mit uralten Hoffnungen
und Ängsten. Eine entsetzliche Qual schien an dieser Erinnerung zu
haften – eine Leere und eine tiefe, bittere Sehnsucht.
    Mit
einem Schrei wandte sie sich von diesem Martyrium ab; ihr Horror
pflanzte sich in Schwingungen fort, bis er ans Licht gelangte und von
dem Drachen voller Mitleid und Überraschung aufgefangen wurde. Panik
übermannte sie, und am liebsten hätte sie sich irgendwo versteckt. Das
Band, das zwischen ihrem und Highwings Geist geknüpft war, flackerte
ein paarmal und zerriss. Verdutzt befreite sich Jael von dem
hypnotischen Blick des Drachen und lehnte sich blinzelnd zurück.
    Was war passiert?
    Sie
war sich nicht sicher. Aber die Nachwirkungen der gekappten Verbindung
dröhnten in ihrem Kopf wie eine dumpfe Glocke; einer Tatsache war sie
sich indessen mit absoluter Klarheit bewusst, obschon sie diesen
Umstand während der Verknüpfung kaum wahrgenommen hatte. Dieser Drache
betrachtete sich als ihren Freund und Gefährten. Bedingungslos.
    Ãœber
sein Motiv vermochte sie nur zu spekulieren. Entstand diese
Freundschaft, weil sie ihre Namen ausgetauscht und auf einen Kampf
verzichtet hatten? Zum Teil mochte das stimmen, aber es war nicht die
ganze Wahrheit. Highwing hatte tief in ihre Seele hineingeschaut; und
obwohl er nicht alles verstand, was er dort entdeckte, schien er genug
gesehen zu haben. Nun zählte er sie zu seinen Freunden. Und damit
verstieß er gegen die Tradition seiner Artgenossen. Irgendwie, auf
einer Ebene, die ihr schleierhaft blieb, schien er mit ihrer Ankunft
gerechnet zu haben.
    Sie schloss die Augen und
versuchte, sich an das Gesehene zu erinnern. Denn so wie er sich ihre
Erinnerungen einverleibt hatte, nahm sie Anteil an den seinen. Und sie
war mit etwas konfrontiert worden – wenn auch nur flüchtig –, das in
Highwings Welt die Drachenehre genannt wurde.
    Mit
dieser Ehre der Drachen, mit dem gesamten Reich, das diese Geschöpfe
bewohnten, stimmte etwas nicht. Die Dinge waren aus dem Ruder gelaufen.
Und Highwing glaubte fest daran, dass sie, Jael, nicht durch einen
Zufall in seiner Welt gelandet war. Doch er verschwieg ihr seine
Mutmaßung, weil er sie nicht erschrecken wollte.
    Aber
was hatte sie mit den Geschehnissen in diesem bizarren Reich zu tun? Ob
er sie vielleicht mit einer anderen Person verwechselte? Ihre Aufgabe
bestand darin, ein Sternenschiff zu fliegen; dieser Umstand wäre ihr
beinahe entfallen. Prüfend tastete sie mit ihren Sinnen das Rigger-Netz
ab; sie spürte das Schiff und den Fluxkern, der das Netz mit Energie
versorgte und sie in der Realität des Flux verankerte. Und der Flux war
eine Realität. Sollte sie sich zurückziehen, aus der Gefahrenzone
bringen, solange es noch ging? Sie dachte an den Pallisp und an die
Wonnen, die er ihr verschaffte. Sollte sie Mogurn entgegentreten und
ihm ihre Torheit erklären, seinen Zorn erdulden in der Hoffnung, er
möge ihr verzeihen und eine zweite Chance geben – um sie dann mit dem
Pallisp zu belohnen? Später konnte sie zurückkehren und versuchen, das
Bild zu modifizieren. Doch zu welchem Zweck? Diese Gefilde erschienen
ihr völlig anders als die üblichen Regionen des Flux; der Ort, in dem
Highwing existierte, blieb, wie er war, trotzte ihren Bemühungen, ihn
zu verändern. Außerdem war Mogurn sehr wütend auf sie. So schnell würde
er sie nicht wieder mit den Segnungen des Pallisp beglücken.
    Und
was sollte aus Highwing werden – dem Drachen, der nun ihr Freund war?
Anscheinend quälte ihn irgendein großer Kummer. Ihr Herz klopfte
heftig, als sie sich an seinen Schmerz erinnerte. Sie schlug die Augen
wieder auf und sah den Drachen an. Er kehrte ihr immer noch sein
massiges Haupt zu und sah sie

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