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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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– nur so weit, damit der Ordner
sehen konnte, was es war – den Pallisp. Der Ordner nickte und zwinkerte
Mogurn komplizenhaft zu. Die Männer gaben sich die Hand, und zwischen
ihren Fingern blitzte etwas – ein Bestechungsgeld. Dann rief der Ordner
eine andere junge Frau herbei – Toni Gilen – und flüsterte ihr etwas
ins Ohr. Toni nickte und begab sich zu Jael – die aufwachte und
unsicher von ihrem Platz aufstand.
    Ergrimmt krallte
Jael ihre Finger in Highwings Nacken, während sie zusah, wie sie sich
den Männern näherte, die Transaktion abschloss und den Eid brach, den
sie sich geschworen hatte – niemals für einen unregistrierten Skipper
zu arbeiten. Danach beobachtete sie, wie sie – nichts Böses ahnend –
dem Pallisp verfiel.
    Ihr Magen verkrampfte sich, als
sie zum ersten Mal die Gier und die Arroganz in Mogurn erkannte,
während er ihr seinen Vorschlag unterbreitete. Sie musste blind gewesen
sein, weil ihr sein schlechter Charakter nicht schon früher aufgefallen
war – so beherrscht war sie von dem übermächtigen Wunsch zu fliegen,
dass sie nichts anderes mehr wahrnahm. Dabei war es offensichtlich,
dass er von Anfang an darauf abgezielt hatte, sie mit dem Pallisp an
sich zu binden.
    Der Drache rührte sich, als sie mit
ihrem aufkeimenden Groll kämpfte, sich eingestand, dass der Hass auf
Mogurn in ihr wuchs wie ein bösartiges Krebsgeschwür. Sie kam sich
ungeheuer erniedrigt vor, und dieses Gefühl nahm sie so in Anspruch,
dass sie kaum hörte, wie Highwing wisperte: So fing es also an? Darf ich noch mehr sehen? Ohne ihre Antwort abzuwarten, verstummte der Drache, das Bild flackerte und änderte sich.
    Sie
befanden sich in Mogurns Kabine. Mogurn beugte sich über sie und
lächelte, während er zum ersten Mal mit dem Pallisp ihren Nacken
berührte – er lächelte, weil er trotz seiner Behauptung, das Instrument
sei harmlos, genau wusste, was er da anrichtete.
    Das Gefühl einer Demütigung schlug um in hellen Zorn. Du Dreckskerl! Du gemeiner, verlogener Dreckskerl!, flüsterte sie. Mein Gott, wie ich dich hasse!
    Unter ihr bewegte sich der Drache und murmelte: Ich fange langsam an zu verstehen. Soll ich ihn verbrennen, Jael?
    Ja!, schrie sie und kämpfte mit den Tränen. Sie wusste weder, was sie sagte,
noch was sie dachte, sie hasste diesen Mann, der sie versklavt hatte,
aus tiefstem Herzensgrund. Großer Gott, ja! Verbrenne ihn, Highwing! Verbrenne ihn!
    Highwing
hob den Kopf und spie Feuer aus. Sein Atem glich einem Flammenwerfer,
eine lodernde Fackel schoss aus seinem Rachen und füllte die Höhle aus.
Jael prallte vor der gewaltigen Hitze zurück und hielt sich schützend
die Hände vor die Augen. Die geisterhafte Jael im Spinnennetz
verschwand, doch Mogurns Phantomgestalt wirbelte erschrocken herum. Der
Skipper stieß einen einzigen gellenden Schrei aus, ehe er vom
Höllenfeuer des Drachen eingeäschert wurde.
    Jael
zitterte, während der Schrei verhallte, erschauerte beim Anblick des
Mannes, der auf ihren Befehl hin in diesem Inferno starb. Sie bebte vor
Wut, Angst und Reue, doch sie vermochte die Augen nicht abzuwenden; wie
gebannt starrte sie auf das Feuer, auf die brennenden Fetzen im
Spinnennetz, die einmal Mogurn gewesen waren. Der Gestank von
verschmortem Fleisch biss ihr in die Nase, vor Grauen zitterte sie noch
heftiger und fing plötzlich an zu würgen. Sie weinte und presste ihre
Wange gegen Highwings Hals. Was habe ich getan?, dachte sie. Was habe
ich getan? Sie spürte, wie sich eine große, giftige Wolke aus Hass in
ihrem Herzen zusammenballte, nach außen drängte und sich mit dem Rauch
und der Wut vermischte, welche die Luft verpesteten.
    Doch
als die Flammen erloschen waren und der Qualm sich aus der nunmehr
leeren Höhle verzog, in der sie dem Abbild des Mannes begegnete, der
sie gekauft und missbraucht hatte, merkte sie, dass sich eine andere
Empfindung in ihr ausbreitete und freisetzte – ein kühler, frischer
Luftzug durchströmte ihr Herz. Ein Triumphschrei, der von ihrer
wiedergewonnenen Freiheit kündete, löste sich aus ihrer Kehle – und
danach weinte sie wieder, aber dieses Mal vor Freude und nicht aus
Kummer. Und als der emotionale Sturm sich endlich legte, wurde er von
einem Gefühl völliger Erschöpfung abgelöst.
    Geht es dir jetzt besser, Jael?, fragte Highwing so leise, dass sie ihn beinahe nicht gehört

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