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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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darüber aufklärte, dass das Schiff außer Gefahr
sei. Dann begab sie sich in ihre Kabine, warf sich auf die Koje und
sank beinahe sofort in einen tiefen Schlaf.
    â–ˆ
    S IE BLINZELTE , ALS IHRE T RÄUME SICH VERFLÜCHTIGTEN ,
Visionen aus fauchenden, mythischen Kreaturen sich in golden
strahlendes Gewölk zurückzogen. Ihr Blick heftete sich auf die
schlichte, blassgrüne Kabinendecke. Sie bemühte sich, ihre Gedanken zu
ordnen …
     â€¦ und erinnerte sich plötzlich an Highwing.
    Scharf
sog sie den Atem ein, als die Erinnerungen wie ein Wasserschwall in
ihren Geist zurückströmten. Highwing! Oder hatte sie alles nur
geträumt? Einen Moment lang zweifelte sie an der Realität ihrer
Erinnerungen – oder vermeintlichen Erinnerungen. Drachen im
Flux? Lebende Wesen, die sich mit Menschen unterhielten, in ihre Seelen
hineinschauten … und diese Personen als ›Freunde‹ bezeichneten? Das war
schier unmöglich; es widersprach sämtlichen Vorstellungen von Realität.
Doch ihre Erinnerungen vibrierten, so real kam in ihnen Highwing vor.
    Mogurns Stimme schreckte sie auf. »Werden Sie fürs Schlafen bezahlt?« Er klang zornig. Sehr zornig.
    Sie
drehte den Kopf, und zu ihrem Entsetzen sah sie ihn in der Tür zu ihrer
Kabine stehen. Mit seinen geröteten, verbrauchten Augen stierte er sie
an, und sie verabscheute ihn. Sie stellte sich vor, wie er in dem
Flammenatem des Drachen verbrannte.
    Â»Machen Sie sich fertig und kommen Sie zu mir in die Kombüse«, herrschte er sie mit bebender Stimme an. Dann verdrückte er sich.
    Verdrießlich
zwang sie sich dazu aufzustehen. Mogurns Tonfall bereitete ihr Sorgen.
Dem Skipper schien es nicht gut zu gehen, vielleicht stand er am Rande
eines Nervenzusammenbruchs. Möglicherweise hatte er den synaptischen
Verstärker zu hoch dosiert; sie war nicht da gewesen, um ihn
einzustellen, und sie wusste nicht, was ein Übermaß an Stimulation
anrichten konnte. Sie musste vorsichtig sein – das Beste wäre es, sich
so rasch wie möglich ins Netz zu begeben. Außerdem wartete Highwing auf
sie. (Oder nicht? Oder doch – wenn er real war.) Ein merkwürdiges
Gefühl legte sich auf ihre Brust, als sie an Highwing dachte; sie
sehnte sich nach ihm, wie sie sich früher nach dem Pallisp verzehrt
hatte. Nun jedoch vermochte der Pallisp sie nicht mehr zu reizen; sie
wollte nur noch mit Highwing zusammen sein.
    Benommen
durch reichlich wirre Empfindungen, duschte sie, zog sich frische
Kleidung an und ging durch den Korridor zur Messe. Mogurn war bereits
beim Essen. Unter seinen hasserfüllten Blicken richtete sie sich ein
Frühstück her. Schweigend setzte sie sich ihm gegenüber an den Tisch.
Sie fühlte, wie er sie fixierte, während sie an einer Scheibe Toast
knabberte, doch sie vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen. Es kostete
sie Mühe, Gelassenheit zu mimen; sie wollte sich ihre Angst nicht
anmerken lassen oder sich die Blöße geben, dass sie danach trachtete,
sich schnellstmöglich wieder ins Netz zu flüchten.
    Â»Zweimal
haben Sie meine Befehle missachtet«, grollte er, »und sich ohne meine
Erlaubnis ins Netz begeben. Und Sie haben uns einer Gefahr ausgesetzt –
den Drachen.« Rasselnd sog er den Atem ein. Seine Stimme schwankte ein
wenig und verriet seine eigene Furcht. »Ihrer Notiz nach sind die
Drachen mittlerweile verschwunden?«
    Jael würgte ihren
Toast hinunter. Highwing, verbrenne ihn!, dachte sie verzweifelt und
wünschte sich, der Drache sei hier, um sie zu beschützen. »Nicht alle.
Vielleicht gibt es noch ein paar Probleme.« Endlich rang sie sich dazu
durch, ihm in die Augen zu blicken. »Aber wir nähern uns der letzten
Strömung nach Lexis. Bald dürften wir dort sein.« Sie nickte zur
Bestätigung und strich bedächtig ein bisschen Dreifrucht-Marmelade auf
den Rest ihrer Toastscheibe. »Ich sollte lieber gleich ins Netz
zurückgehen«, schloss sie und biss einen großen Happen ab.
    Wieder
zuckte der nervöse Tic in Mogurns Gesicht; der linke Augenwinkel
entwickelte ein Eigenleben, flackerte und pulsierte. Er zwinkerte, um
den Tic zu unterdrücken, jedoch ohne Erfolg. »Sie mögen mich nicht,
Jael, hab ich Recht?«, fragte er mit gepresster Stimme. Ihre Antwort
wartete er gar nicht erst ab. »Sie haben mich nie gemocht. Oder? Aber
der Pallisp scheint Ihnen zu gefallen, nicht wahr? Nun, auf

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