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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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diesem
Schiff gibt es nur eine Person, die Sie mit dem Pallisp behandeln kann
– und außerhalb des Schiffs finden Sie überhaupt niemand.«
    Jael
starrte geradeaus, seinen Blick meidend. Ich brauche den Pallisp nicht,
dachte sie. Jetzt nicht mehr. Trotzdem erbebte sie unter Mogurns
finsterer Beobachtung. »Von nun an dulde ich keine Fehler mehr, Jael.
Keinerlei Ungehorsam. Und der Pallisp ist gestrichen. So lange, bis Sie
das Schiff endgültig aus der Gefahrenzone geflogen haben.« Mogurn
grinste triumphierend und kreuzte die Arme über der Brust.
    Was
für eine jämmerliche Gestalt, dachte Jael – egal, wie mächtig oder
grausam er sein mag. Welches Druckmittel hatte er gegen sie noch in der
Hand? Gewiss, physisch musste sie ihn nach wie vor fürchten, dennoch …
»Auf den Pallisp kann ich verzichten«, sprach sie laut aus. Dabei
schnürte sich ihre Kehle zusammen, und sie fragte sich, ob dies der
Wahrheit entsprach. Ehe er zu einer Entgegnung ansetzen konnte, fuhr
sie eilig fort: »Und jetzt muss ich wirklich ins Netz zurück.«
    Â»Sie bleiben hier, bis ich Ihnen sage, dass Sie wegtreten dürfen!«, brüllte Mogurn los. Jael erstarrte und wagte kaum zu atmen.
    Ein
Alarmsignal von der Brücke schrillte und zeigte Änderungen im Flux an.
Mogurn erschrak, seine Wut schlug in Bangigkeit um. Er fürchtete sich
entsetzlich vor dem, was im Netz passierte. Mit einem Ruck drehte er
den Kopf. »Hauen Sie schon ab!«, schnauzte er erbittert.
    Jael beeilte sich. Wenn Highwing sie verlassen hatte … oder wenn alles nur ein Traum war …
    Ihre
Sinne dehnten sich ins Netz aus, und dann saß sie rittlings auf dem
riesenhaften Drachen, flog mit ihm in einer frischen, klaren Brise über
niedrige Bergrücken. Vor Erleichterung schrie sie auf. Vor ihr
leuchteten zwei untergehende Sonnen, pinkrosa und orangerot, am
Horizont. Darüber wölbte sich der Himmel als Meer aus flüssigem
Kristall, und sie wusste sofort, dass sie auf diesen Ozean zusteuerten. Sei gegrüßt, meine Kleine, seufzte der Drache und schnaubte eine Feuerfontäne in die Luft.
    Jael
schlang die Arme um seinen Hals, und ihr war zum Weinen zumute. Ihr
Groll gegen ihn war verflogen. Sie wollte nur noch bei ihm bleiben. Highwing, fragte sie leise, hast du mich gerufen?
    Gemächlich ruderte der Drache mit den Schwingen. Ich wollte, dass du zurückkommst, antwortete er. Ob ich dich gerufen habe, weiß ich nicht.
    Ich wusste, dass es Zeit wurde, wieder ins Netz zu steigen. Jael verstummte und wartete darauf, dass der Kloß in ihrer Kehle sich auflöste. Aber er blieb. Sind wir … bald da?
    Ja,
wenn du damit das Ende meines Gebirgszuges meinst. Drachen fliegen
nicht über diese Vorberge hinaus. Ich habe bereits einen Zick-zack-Kurs
eingeschlagen, damit unser Flug länger dauert – trotzdem erreichen wir
demnächst die Grenze, an der ich umkehren muss. Möchtest du, dass ich
eine gerade Route wähle?
    Ihr schauderte bei dem
Gedanken, dass Highwing sie verlassen würde, nachdem sie sich doch
soeben erst näher kennen gelernt und Vertrauen zueinander gefasst
hatten. Gerade hatte sie angefangen, an seine Welt zu glauben, ihn als
Realität zu begreifen. Nein … bitte. Ach, Highwing, kannst du mich nicht noch ein kurzes Stück begleiten? Oder können wir gemeinsam umkehren? Dabei wusste sie genau, dass das unmöglich war. Sie musste ein Schiff
an ein bestimmtes Ziel bringen, und selbst für Mogurn trug sie die
Verantwortung. Die Strömungen des Flux waren unerbittlich; Drachen
mochten gegen sie anfliegen, aber Jael und ihr Schiff mussten auf dem
Kurs bleiben, den der Strom vorgab.
    Highwing wandte sein Haupt und betrachtete sie. Ich wünschte, es ginge, Jael. Ich hatte gehofft – gehofft, du könntest …, seine kummervolle Stimme brach ab.
    Was hast du gehofft, Highwing?
    Der Drache seufzte. Das ist unwichtig.
    Wolltest du, dass ich … bei dir bleibe?, fragte sie, und Tränen brannten in ihren Augen.
    Ja.
    Ihr brach fast das Herz. Das würde ich zu gern tun … aber ich kann nicht, wisperte sie.
    Aus Highwings Kehle löste sich ein Rumpeln. Nein … nein, ich sehe ein, dass du deinen Flug fortsetzen musst, du hast Pflichten zu erfüllen. Er reckte den Hals und pumpte langsam und schwerfällig mit den Flügeln.
    Vorher, als ich unbedingt weg wollte, sagte Jael wie im Selbstgespräch, hattest du nur versucht, mir

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