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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Gaston's Landing
diskriminierte. Oder bildete sie sich einen Teil von alledem nur ein?
Hatte sie den Leuten unterstellt, sie könnten sie nicht leiden, ehe sie
ihnen die Gelegenheit gab, sich selbst einen Eindruck von ihr zu
verschaffen? Ausschließen konnte sie es nicht. Aber sie entsann sich
auch, dass die Ordner sie bei der Vergabe von Jobs übergangen hatten.
Das war keine Einbildung gewesen.
    Sie setzte sich in
den Aufenthaltsraum, der am schwächsten beleuchtet war, und versuchte,
darüber nachzudenken. Ihre Hände begannen zu zittern, und als sie im
Dämmerlicht saß, gestand sie sich ein, dass sie aus einem ganz
bestimmten Grund so nervös war, und der hing nicht mit ihrem
Heimatplaneten oder ihrem Vater zusammen. Auch nicht mit Drachen. Sie
litt an Entzugserscheinungen – sie brauchte den Pallisp …
    â€¦ den du so schnell wie möglich vergessen musst!
    Aber
wie konnte sie diese unglaubliche Wärme, die besänftigende Energie, den
Rausch des schieren sinnlichen Vergnügens je vergessen … SCHLUSS JETZT!
Ebenso gut konnte sie sich befehlen, nie wieder an Mogurn zu denken,
nie mehr seine Hände um ihren Hals zu fühlen, nicht unentwegt vor Augen
zu haben, wie die chaotischen Nebel des Flux ihn mit sich rissen …
    Sie
erschauerte, stand auf und lief ruhelos hin und her. Es musste eine
Möglichkeit geben, ihre ständige Grübelei zu beenden. Ohne auf die
neugierigen Blicke zu achten, mit denen ein paar Rigger sie musterten,
wanderte sie zwischen Korridor und Lounge hin und her. Eine Auswahl von
holotronischen und psychetronischen Unterhaltungsapparaten erregte ihre
Aufmerksamkeit. Für diese Art von Zerstreuung hatte sie noch nie viel
übrig gehabt, auch damals auf Gaston's Landing nicht. Sie schlenderte
von einer Input/Output-Station zur nächsten und inspizierte die
Konsolen. Einige bestanden lediglich aus einem Headset und einigen
wenigen Kontrollen, andere stellten Displays mit allen Schikanen dar,
die sportlichen Betätigungen oder Lernzwecken dienten.
    Sie
beobachtete einen unglaublich großen, gertenschlanken jungen Mann mit
dem weißesten Teint, den sie je gesehen hatte; selbstvergessen beugte
er sich über ein Spielbrett. Einen Moment lang liebäugelte sie mit dem
Gedanken, ihn zu fragen, womit er sich beschäftigte; doch als er den
Kopf hob und sie anschaute, errötete sie beim Anblick seiner Augen, die
schwarz maskiert waren wie bei einem Waschbär und obendrein gesprenkelt
mit großen purpurfarbenen Sternen. Sie wandte sich ab.
    In
der finstersten Ecke der Lounge (Wieso liebten so viele Rigger die
Dunkelheit?) entdeckte sie eine I/O, welche auf einen Lehnstuhl
montiert war. Sie rutschte auf den Sessel und zog die I/O-Station näher
an sich heran. Das Gerät trug die Aufschrift Environment Alpha und setzte sich zusammen aus einem vollständig verblendeten Helm mit
Schläfenkontakten sowie einer simplen Handkontrolle mit Druckschalter.
    Während
sie mit der Apparatur herumhantierte, bemerkte sie, dass ein paar
Plätze von ihr entfernt jemand saß, der sie beobachtete. Es war
derselbe junge Mann – besser gesagt der Clendornaner, wenn sie richtig
getippt hatte –, den sie tags zuvor im Speisesaal gesehen hatte. In der
Düsternis erkannte sie den beinahe keilförmigen, oben abgeflachten Kopf
und die eckigen Brauenwülste. Seine Anwesenheit und der Umstand, dass
er sie offenkundig bespitzelte, machten sie nervös.
    Du wirst woanders neue Freunde finden, hatte Highwing ihr gesagt. Die Erinnerung daran schien in sehr weite Ferne gerückt.
    Der
Clendornaner bewegte die Augen, die aussahen, als würden sie Funken
sprühen; er schien zu spüren, dass er ihre Aufmerksamkeit erregte und
erwiderte sie, indem er sie noch intensiver ins Auge fasste. Vor
Verlegenheit wurde sie rot. Sie widmete sich angelegentlich der
I/O-Station mitsamt ihren Kontrollen und dem Helm. Einem Impuls
nachgebend, stülpte sie sich den Helm über den Kopf und befestigte die
Kontakte an den Schläfen. Dann holte sie tief Luft und drückte auf den
Schalter.
    Die reale Umgebung konnte sie nicht mehr
sehen, doch vor der Schwärze des Helms gewahrte sie ein blaues Glühen,
das sich erwärmte und zu einem malvenfarbenen Lichtband aufblühte. Ein
sanftes Gefühl, das nicht unbedingt durch einen akustischen Reiz
ausgelöst wurde, vermittelte ihr das Geplätscher von Wellen. Trotz
ihrer gereizten Stimmung fand

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