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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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sie diesen Laut beruhigend. Während sie
sich entspannte, sah sie in der Ferne etwas, das allmählich an Kontur
gewann. Buchstaben.
    Ein Gefühl sagte ihr, dass sie
langsam und ruhig durchatmen musste, um den Zustand der Gelöstheit zu
vertiefen, damit die Schrift für sie einen Sinn ergab. Und indem sie
sich weiterhin entkrampfte, schwebten die Worte klar und deutlich im
Holoraum vor ihr, dreidimensionale Vokabeln, eingerahmt von elegant
geschwungenen Balken:
    ENVIRONMENTS ALPHA
1. VOM WINDE GLATT GESCHLIFFENE TAFELBERGE
2. GEBIRGSLANDSCHAFTEN
3. TROPISCHER REGENWALD
4. MEERESBUCHT MIT GLETSCHER
    Einen Moment später erschien eine Zeile mit weiteren Instruktionen:
    WENN
SIE SICH FÜR EIN ENVIRONMENT ENTSCHIEDEN HABEN, RICHTEN SIE DEN BLICK
AUF DIE BEZEICHNUNG UND DRÜCKEN SIE DEN KONTROLLKNOPF. ZUM BEENDEN DES
PROGRAMMS EIN ZWEITES MAL DRÜCKEN.
    Aha.
Worauf hatte sie Lust? Sie wollte etwas Stimulierendes und
Entspannendes. Der Regenwald wäre nicht schlecht – viel Grün und Tiere.
Sie fixierte Punkt 3 und drückte auf den Kontrollknopf.
    Das
Menüfeld verschwand und hinterließ ein zyanblaues Nachglühen. Sie
wartete. Dann merkte sie, dass sie ein Geräusch hörte. Vielleicht
spürte sie es auch. Es klang – oder fühlte sich an – wie Regen, ein
leise prasselnder Regen. Es gab keinen Eindruck von Nässe, lediglich
ein sanftes, rhythmisches Trommeln umgab sie, als würde ein Schauer auf
ein Dach niederrauschen, derweil sie gemütlich darunter saß und dem
Geräusch lauschte.
    Sie konnte sich beinahe einen tropischen Urwald vorstellen, der das Wasser aufsog …
    Nach
und nach tauchten verschwommene, schemenhafte Formen aus dem blaugrünen
Glast auf. Als lichte sich ein feiner Nebel, der sie umgab, erkannte
sie zuerst die Umrisse, dann die vollständigen Formen von Büschen und
Bäumen. Schließlich löste sich der Dunst vollends auf. Sie stand unter
einem Schutzdach und blickte auf wild wuchernde Vegetation; von allen
Seiten drängte üppiger Regenwald auf sie ein. Das sachte Trommeln des
Regens hielt noch ein Weilchen an; dann verstummte es, und Sonnenschein
überzog den Himmel. Das unsichtbare Schutzdach schien sich zu öffnen,
und sie stand im Freien; eine mit Chlorophyll und Ausdünstungen von
Erde übersättigte Brise streichelte ihr Gesicht.
    Sie
überlegte, ob sie an diesem Ort einen Spaziergang unternehmen konnte.
Noch während sie daran dachte, glitt sie unversehens über die winzige
Lichtung, schwebend wie ein Geist. Als sie an einem Baum vorbeikam, sah
sie, dass Regenwasser von den Spitzen der breiten grünen Blätter
perlte. Oben auf einem großen Blatt hockte ein kleines, grün
schillerndes, froschähnliches Lebewesen mit orangegelben Zehen und
roten Augen. Reglos fixierte es sie mit starrem Blick, lediglich die
Kehle zuckte in pulsierenden Bewegungen.
    Ãœber ihrem
Kopf kreischte eine Vogelschar und flatterte mit bunten Schwingen vor
dem Hintergrund des Himmels. Eine Zeit lang schaute Jael ihnen zu, dann
ging sie weiter. Vor ihr tanzten zwei große, blau-weiß gemusterte
Schmetterlinge in Pirouetten umeinander. Sie streckte die Hand aus, um
sie zu berühren. Die Schmetterlinge gaben ein helles Kichern von sich
und segelten davon. Jael gluckste vergnügt in sich hinein.
    Sie
glaubte, als Antwort ein Lachen zu hören, dann spürte sie eine Bewegung
in einem Baum in der Nähe. Neugierig drehte sie sich um. Ein großer
Vogel mit flammend roten und grünen Flügeln, einem riesigen goldenen
Schnabel und smaragdfarbenen Augen neigte den Kopf schräg, um sie zu
mustern. Als sie sich ihm näherte, verfolgte er jeden ihrer Schritte,
dann hüpfte er auf einen niedrigeren Ast und krächzte einen
Willkommensschrei. Sie streckte die Hand aus, mit dem Handrücken nach
oben, und der Vogel beknabberte vorsichtig mit halb geöffnetem Schnabel
ihre Finger. »Bist du aber hübsch«, sagte sie. Etwas an dem Vogel kam
ihr bekannt vor. Es dauerte eine Weile, bis sie eine Verbindung
herstellte. Einen ähnlichen Vogel hatte sie als Kind oft gesehen, in
einem Streichelzoo unweit ihres Wohnortes. Er war eines ihrer
Lieblingstiere gewesen, damals, in glücklicheren Zeiten.
    Â»Awwk – yawws«, erwiderte der Vogel munter.
    Verdutzt rief Jael: »Ach, du kannst sprechen?«
    Â»Krrechen – Krrechen«, krächzte der Vogel und zwinkerte ihr mit einem Auge zu.
    Â»Na
so

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