Im Hyperraum
sicher, ob
sie bereits wieder so weit war, durch den Flux zu reisen, denn die
Erinnerung an Mogurn quälte sie nach wie vor.
Während
sie in der Gesellschaft der anderen Rigger ihr Frühstück aÃ, fühlte sie
sich irgendwie befangen; sie fragte sich, ob sich die besonderen
Umstände ihres Eintreffens schon herumgesprochen hatten ⦠ob man hinter
ihrem Rücken über sie tuschelte. Wenn ja, dann fand es diskret statt.
Sie versuchte, nicht daran zu denken, was man über sie tratschte.
Das
Frühstück bestand aus einer Art geröstetem Brot, welches aus gefalteten
Blättern einer einheimischen Pflanze hergestellt war; als Beilage gab
es Hili, eine lokale Obstsorte. Ein Schild warnte vor möglichen
allergischen Reaktionen auf diese Frucht. Ist ja toll, dachte sie. Sie
beäugte ein kleines, orangerotes Stück und pellte mit einer Gabelzacke
vorsichtig die Haut ab. Stirnrunzelnd führte sie die Gabel an den Mund
und lieà einen Tropfen des Saftes auf die Zunge fallen.
Er
schmeckte süÃ-sauer, ein wenig nach Zitrone. Im nächsten Moment begann
ihr Gaumen zu jucken. Fluchend trank sie ein paar Schluck Tee. Das
Jucken verstärkte sich noch. Mit der Zunge bearbeitete sie den Gaumen,
dann tränten ihr die Augen. Als sie aufstand, um sich ein Glas Wasser
zum Trinken zu besorgen, hörte der Juckreiz plötzlich auf.
Seufzend
setzte sie sich wieder hin, tupfte sich die Augen trocken und blickte
verstohlen in die Runde, um zu sehen, ob andere Rigger die gleichen
Probleme hatten. Offenbar war sie die Einzige, die diese Frucht nicht
vertrug. Sie schob das Obst zur Seite, wischte die Gabel ab und
knabberte vorsichtig an der Brotmahlzeit, die sättigend war, wenn auch
ein bisschen zu fett für ihren Geschmack. Sie trank ihren Tee aus,
brachte ihr Tablett zum Reinigungsprozessor und begab sich nach drauÃen
zu einem Erkundungsgang.
Im Untergeschoss gab es
mehrere Aufenthaltsräume und eine Bibliothek; alles hier glich auf
deprimierende Weise den Einrichtungen auf Gaston's Landing. Aus
irgendeinem Grund hatte sie sich ein exotischeres Ambiente versprochen.
Ãber eine Treppe gelangte sie auf die erste Etage und trat ins Freie;
ein eisiger Windstoà traf sie. Fröstelnd zog sie sich ins Innere des
Gebäudes zurück und schlang die Arme um sich. Tags zuvor war es so
milde gewesen, dass man sich hatte ohne Jacke hinauswagen können.
Sie
schüttelte sich, um sich wieder aufzuwärmen, und entdeckte einen
Aufenthaltsraum, dessen Fenster einen Blick über den Raumhafen boten.
Von einem Fenster zum nächsten wandernd, betrachtete sie die
verschneiten Berge und wunderte sich, dass es hier, in der Nähe des
Ãquators, so kalt war. Auf Lexis schien ein merkwürdiges Klima zu
herrschen; sie fragte sich, ob diese Welt von ungewöhnlichen
atmosphärischen Mustern oder Meeresströmungen beeinflusst wurde. In
einer Anwandlung von Nostalgie malte sie sich aus, wie viele
unterschiedliche Welten sie kennen lernen würde, wenn sie ihr Leben
lang als Rigger arbeitete. Und sie stellte sich die Frage, ob sie die
Gelegenheit bekäme, wenigstens Lexis näher zu erforschen; oder ob sie
für immer hier festsitzen würde.
Das Gebirge erinnerte
sie an die Gefilde der Drachen. Drachen ⦠Highwing fiel ihr wieder ein.
Wäre es möglich, dass hier, auf Lexis, der Heimat dieses âºMythosâ¹,
jemand tatsächlich an die Existenz von Drachen glaubte? Oder verwies
man sie in das Reich der Fabel, vergleichbar mit den Hinweisen auf
antiquierten Seekarten, auf denen stand: HIER GIBT ES DRACHEN? Sie wünschte sich, sie könnte die anderen Rigger dazu befragen. »Entschuldigung, aber haben Sie auf der Route durch die Berge Drachen gesehen â ich meine richtige, lebendige Drachen?« Nein, das wäre absurd. Doch vielleicht fand sie in der Bibliothek ein paar Antworten.
Sie
stieg die Treppe hinunter zur Bibliothek und suchte sich ein Terminal
mit Quellenmaterial zur Navigation. Nachdem sie eine Anfrage bezüglich
der galaktischen Südroute nach Lexis eingetippt hatte, erhielt sie eine
Beschreibung, die im Wesentlichen der Schilderung glich, die sie
bereits auf Gaston's Landing studiert hatte:
Fluxbilder
neigen dazu, Gebirgslandschaften zu simulieren. Gelegentliche Anekdoten
über Begegnungen mit drachenähnlichen Manifestationen scheinen
Phantasmagorien zu sein, die bei den Riggern durch Assoziationsmuster
hervorgerufen werden. Es
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