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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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was!« Jael lächelte und kitzelte seine Kehle, erfreut, ihn berühren
zu können. Die Halsfedern fühlten sich seidenweich an. »Hast du auch
einen Namen?«
    Abermals blinzelte der Vogel schalkhaft. »Kein Name! Nöö – awwk!«
    Jael
musterte den Vogel, indem sie den Kopf zur einen, dann zur anderen
Seite neigte. Das Tier ahmte ihre Bewegungen nach. »Ich wünschte, ich
könnte dir eine Leckerei anbieten, aber« – Jael zeigte ihm die leeren
Hände – »leider habe ich nichts dabei.«
    Â»Rawwk! Taschee – Taschee!«
    Â»Was?«
Jael fasste in die rechte Jackentasche (Seit wann trug sie eine Jacke?)
und ihre Finger ertasteten etwas. Sie zog es heraus. Es war eine Traube
mit glänzenden purpurroten Beeren. »Nanu, was ist das denn?«
    Â»B-b-beeren!«, kreischte der Vogel. Er legte den Kopf nach hinten und schrie mit weit geöffnetem Schnabel: »Scraw-w-w!« Dann rückte er auf dem Ast näher an Jael heran. »B-b-beeren?«, fragte er und beäugte sie hoffnungsvoll.
    Â»Magst
du die?«, erwiderte Jael und hielt die Traube hoch, damit er sie
inspizieren konnte. Die Beeren sahen reif und saftig aus.
    Â»B-biiitte!«
    Jael lächelte und bot dem Vogel die Beeren an. »Hier, bedien dich.«
    Das
Wesen beugte sich vor und zupfte betont geziert eine Beere aus der
Traube. Die Frucht rollte über die Zunge, der Schnabel klappte zu, und
die Beere war fort. »Whaww!«, schrie der Vogel entzückt und bückte sich
nach der nächsten Beere.
    Â»Nimm dir so viele, wie du
willst«, bot Jael ihm an. Eine überflüssige Bemerkung. Sowie der Vogel
einmal mit Fressen angefangen hatte, machte er kurzen Prozess mit der
Traube. Jael warf den kahlen Stängel weg und streckte wieder die Hand
aus. Das Tier rieb sich den Kopf an ihren Fingerknöcheln und putzte
sich den Beerensaft vom Schnabel. »Tut mir Leid, aber mehr habe ich
nicht«, bedauerte Jael.
    Â»Ark – kkenuug – Dankeescheeen!« Ruckartig hob der Vogel den Kopf und schaute in die Runde. »Werrissdass?«
    Jael wandte sich um. »Was meinst du?«
    Â»Entschuldigung«,
hörte sie jemanden sagen, der hinter einem Baum zu stehen schien. Die
Person trat vor und hob in einer abbittenden Geste die Hände. Es war
der Clendornaner aus der Lounge. »Ich wollte nicht stören«, rief er.
    Jael starrte ihn an. »Verzeihung – aber wie kommst du denn hierher?«
    Â»Nun
ja, ich …« Zögernd kam er näher. »Anscheinend haben wir dasselbe
Environment gewählt. Und …« – er senkte den Blick und hob ihn wieder –
»das System hat mich zusammen mit dir in den Dschungel versetzt.«
    Â»Wie ist das möglich«, staunte Jael.
    Der
Clendornaner legte den Kopf schräg und drehte das Gesicht mit dem
silberblauen Teint zur Seite; die Gebärde erinnerte sie an das
Verhalten des Vogels. »Das ist gar nicht so einfach zu erklären.
Eigentlich kann das Programm entscheiden, ob ein Teilnehmer allein sein
möchte oder nicht.« Er gab ein Geräusch von sich, das wie ein Räuspern
klang, nur dass es seine nächsten Worte untermalte. »Hast du etwas
gegen meine Anwesenheit einzuwenden? Wenn ja, dann entferne ich mich
auf der Stelle. Ich möchte mich nicht aufdrängen.« So etwas wie ein
Seufzer kam aus seinem Mund. »Es ist sehr friedlich hier, nicht wahr?«
Seine Lippen formten eine Zickzack-Linie. Sie fragte sich, ob das ein
Lächeln sein sollte.
    Jael merkte, wie sie eine
abweisende Miene aufsetzte – und entsann sich an Highwings Bemerkung
beim Abschied. Sie spürte, wie sich ihre Nackenmuskeln verspannten. Als
sie sich in das Environment einloggte, hatte sie geglaubt, sie wollte
allein sein. Doch fortschicken wollte sie den Clendornaner auch nicht.
Für den Fall, dass er ihr lästig wurde, konnte sie immer noch aus dem
System aussteigen. Sie legte ein mildes Lächeln in ihre Züge und zuckte
lässig die Achseln. »Es ist schon okay. Von mir aus kannst du bleiben.«
    Â»Danke.«
Als der Clendornaner sich umschaute, versuchte Jael, sich seine Augen
genauer anzusehen. Sie wirkten irgendwie transparent und strahlten in
einem eigentümlichen Licht. »Mein Name ist Ar«, stellte er sich vor,
ohne sie direkt anzublicken. »Und wie heißt du?«
    Ihr
stockte der Atem, als sie sich an eine andere Gelegenheit erinnerte,
bei der Namen ausgetauscht wurden. Damals

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