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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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hatte sie damit begonnen.
»Ich … ich heiße Jael«, stotterte sie. »Jael LeBrae.« Eine seltsame
Scheu machte sie befangen, doch dann raffte sie sich zu der Frage auf:
»Entschuldigung – wie war doch noch dein Name …?«
    Â»Ar.«
Wieder bildete sein Mund eine Zick-zack-Linie. »Er schreibt sich A-r,
obwohl eigentlich der Buchstabe R gemeint ist. Mein offizieller
Clendornanischer Name lautet Rarberticandornan. Die meisten Leute geben
sich gar nicht erst die Mühe, ihn auszusprechen, deshalb nennt man mich
überall nur Ar.«
    Â»Gut. Dann halte ich mich auch daran,
Ar.« Jael nickte. »Und jetzt möchte ich dich mit einem Freund bekannt
machen.« Sie deutete auf den Vogel, der während der Unterhaltung stumm
auf dem Zweig hin und her gehüpft war. »Leider scheint er keinen Namen
zu haben.«
    Â»Jayll«, schrillte der Vogel. Er neigte den Kopf zur Seite und spähte sie aus großen Augen an. »Jayl!«
    Â»Richtig, so heiße ich«, bestätigte sie und wandte sich wieder Ar zu. »Er ist sehr freundlich, aber er sagt, er hätte keinen …«
    Â»Arr! Arr!«
    Â»Gut
so. Ar.« Jael musterte den Vogel und fragte sich, ob er sich vielleicht
über sie lustig machte. »Du sagtest, du hättest keinen Namen, stimmt's?«
    Â»Kein Name! Kein – AWWK!« Der Vogel spreizte seine glänzenden Schwingen, als Ar ihm mit dem Finger drohte. Plötzlich quäkte er: »Name Ed! Name Ed!«
    Vor Verblüffung sperrte Jael den Mund auf. »Aha! Ich verstehe!«
    Â»Danke,
Ed. Immer hübsch bei der Wahrheit bleiben«, erwiderte Ar und stellte
sich neben Jael. Mit gekrauster Stirn betrachtete er den Vogel, dann
flüsterte er Jael verstohlen zu: »Er ist ein ziemlich übermütiger
Geselle, dieser Ed.«
    Â»Das sehe ich. Ihr zwei kennt euch
schon von früher?« Jael bemühte sich, sich ihre Enttäuschung nicht
anmerken zu lassen. Ihr hatte die Vorstellung gefallen, dieser Vogel
sei ihre ganz persönliche Entdeckung.
    Ar kehrte ihr nun
sein Gesicht zu und gewährte ihr zum ersten Mal einen direkten Blick in
seine Augen. Vor Staunen verschlug es ihr die Sprache. Die Augen lagen
tief in seinem nahezu dreieckigen Gesicht, glichen Kugeln aus klarem
Kristall und leuchteten von innen heraus in einem blassen Licht. Es
fehlten die Iris, das Weiße und die Pupillen. Doch nachdem sie ihn eine
Weile angestarrt hatte – wobei sie sich ihrer Unhöflichkeit halbwegs
bewusst war – erkannte sie, dass seine Netzhäute – oder was bei ihm als
Äquivalent von Netzhäuten galt – sichtbar waren. Sie erinnerten an
winzige Knäuel aus purpurroter Stahlwolle, welche am Augenhintergrund
hafteten. Plötzlich merkte sie, dass er sich über sie amüsierte, und
sie lief rot an. »Entschuldige bitte, ich wollte nicht …«
    Â»Keine
Ursache. Jeder schaut hin.« Ars Lippen verzogen sich zu einer geraden
Linie, dann begannen sie sich zu kräuseln. »Im Übrigen findet man auf
meiner Heimatwelt, dass ich sehr schöne Augen habe.«
    Sie
wusste nicht, ob er es ernst meinte oder sie aufzog. »Oh. Ja, nun – ich
…« Sie vergegenwärtigte sich, dass sie keinen blassen Schimmer mehr
hatte, worüber sie sich unterhielten, bevor sie einen Blick in seine
Augen erhaschte.
    Ar wandte sich dem Vogel zu. »Es tut
mir Leid, wenn ich den Anschein erweckte, als wäre ich mit Ed besonders
gut bekannt. Zuvor begegnete ich ihm erst zweimal, und in diesem
Environment hielt ich mich schon sehr oft auf.« Er streckte eine
langfingrige Hand nach dem Vogel aus. Ed hackte mit seinem goldenen
Schnabel nach einem Finger.
    Â»Dann zeigt er sich nicht immer?«
    Ar
wiegte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Nein. Ich glaube, das
Environment spürt es, ob er für denjenigen, der hier eintritt, eine
gute Gesellschaft abgibt.« Er schwieg eine Weile. »Schließlich ist es
eine künstlich generierte Umgebung, auch wenn alles sehr echt wirkt.«
    Â»Ja«,
erwiderte Jael. Diesen Umstand hätte sie fast vergessen. Das bedeutete
natürlich, dass auch Ed eine artifizielle Konstruktion war. Sie fand
diese Vorstellung irgendwie enttäuschend.
    Â»Mir kommt Ed
jedoch sehr real vor«, fuhr Ar fort. »Ich denke, man hat die Kopie
eines lebenden Vogels mit einem entwicklungsfähigen, intelligenten
Programm verknüpft. Anscheinend hat er dich in sein Herz

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