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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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darauf programmiert zu erkennen, ob jemand
für sich bleiben will oder Gesellschaft akzeptiert.«
    Jael
runzelte die Stirn; sie fragte sich, warum sie im ersten Moment so
unwirsch reagiert hatte. Sie überlegte sich eine neue Antwort.
    Ars
Kopf war zur Seite geneigt, der Mund ein gerader Strich. »Nun, wie ich
schon sagte, es tut mir Leid. Ich werde es nicht noch einmal tun.«
Seine Augen trübten sich ein. »Ich wollte dich nur um Verzeihung
bitten. Jetzt gehe ich wieder.« Er zog sich zurück.
    Sie holte tief Luft. »Warte.«
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
    Jael
schwindelte, sie fühlte sich äußerst unsicher. »Ich – möchte mich bei
dir entschuldigen. Es ist schon in Ordnung. Wenn das System annahm, ich
hätte gegen Gesellschaft nichts einzuwenden, dann war es nicht deine
Schuld.«
    Â»Ich habe gehört, dass du … äh … keinen ganz
leichten Start hier hattest«, sagte er in ruhigerem Ton, wobei seine
Stimme klang wie poliertes Holz.
    Sie schüttelte den
Kopf. »Wie bitte?« Plötzlich verstand sie, und als ihr die Bedeutung
seiner Bemerkung voll zu Bewusstsein kam, starrte sie ihn entsetzt an. Jeder im Raumhafen weiß Bescheid, dass ich Mogurn getötet habe! Alle sind informiert!
    Â»Tja,
ich …«, murmelte er verlegen, als habe er ihre Gedanken erraten. »Die
Behörden gehen nicht immer so diskret vor, wie man es sich wünschen
würde. Doch, du hast Recht, die meisten von uns wissen, dass du das
Schiff in den Hafen brachtest, nachdem du … dich gegen deinen Captain
zur Wehr setzen musstest.« Er tat einen langen, säuselnden Atemzug. »Es
ist, wenn ich so sagen darf, eine sowohl erschreckende wie auch
inspirierende Geschichte.«
    Jael vermochte nicht zu
antworten. Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet.
Alle wussten Bescheid. Alle beobachteten sie.
    Â»Ich spüre, wie unangenehm dir dieses Thema ist«, murmelte er. »Ich bitte nochmals um Vergebung.«
    Sie
wandte den Blick ab und erwiderte mit rauer Stimme. »Wenn du ohnehin im
Bilde bist, dann brauche ich ja nichts mehr dazu zu sagen …«
    Mit
bebender Stimme entgegnete Ar: »Bitte – ich weiß durchaus nicht
sämtliche Fakten. Und ich kann auch nicht deine Gedanken lesen, ich
spüre nur deine Angst.« Jael verspannte sich, als er sie konkret auf
ihre Ängste ansprach. Bedächtig schüttelte der Clendornaner den Kopf.
»Ich empfange lediglich Emotionen, und diesen Umstand kann ich nicht
einmal verhindern. Aber ich verarbeite sie – analytisch, würdet ihr
Menschen wohl sagen. Zum Beispiel fühle ich, dass dich etwas quält.
Doch ich vermag weder in deine Seele zu blicken noch erfahre ich deine
Geheimnisse. Leider kann ich auch nicht viel tun, um deinen Schmerz zu
lindern.«
    Jaels Kehle schnürte sich zusammen. »Nun, ich hatte ohnehin nicht die Absicht, einen Counselor aufzusuchen.«
    Â»Nein,
nein, nein, so hatte ich das nicht gemeint.« Ar schöpfte Atem, und es
klang wie ein lang gezogener Seufzer. »Entschuldige, ich hätte das
nicht sagen sollen …«
    Â»Du hast es aber gesagt!«
    Ar
richtete sich zu seiner vollen Größe auf; sein eckiger Kopf schien
schief auf den Schultern zu sitzen. »Lass es mich anders ausdrücken,
wenn ich darf«, wisperte er. Er zögerte eine geraume Zeit lang, dann
fuhr er fort: »Ich … fliege nicht solo. Ehe ich wieder ein
Sternenschiff steuern kann, muss ich einen Rigger-Partner finden. Und
deshalb …«
    Jael hielt den Atem an.
    Â»Na
ja – ich suche nicht nur einen Schiffskameraden zum Riggen. Ich brauche
auch einen Freund. Und ich dachte … ich spürte eine … Resonanz, wenn man so will.« Zischelnd entwich sein Atem, und er blickte mit seinen klaren, glänzenden Augen auf sie herab.
    Â»Nun
…« Jael räusperte sich. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten
sollte. Hatte dieser … dieser Clendornaner denn keine Ahnung, was für
ein Nervenbündel sie war? Sie fühlte eine Anwandlung von Schwäche; sie
dachte an den Pallisp, und wie sehr sie sich dieses Ding wünschte, dass
sie selbst jetzt noch danach gierte. Und sie erinnerte sich an Mogurn,
wobei der bloße Gedanke an diesen Kerl ihr Übelkeit verursachte; doch
was sie am meisten bewegte, war die Vorstellung: Ich habe ihn getötet! Ich habe einen Menschen umgebracht. Sie lehnte den Kopf gegen die

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