Im Hyperraum
die MuÃe, sich anderen Themen zu
widmen â unter anderem Ed.
Es würde nicht leicht sein,
den Papagei zu retten. Während sie Pläne schmiedete, war sie sich
darüber im Klaren, dass ihre Wünsche nicht sonderlich rational waren.
Doch aus irgendeinem Grund hatte sie den Papagei in ihr Herz
geschlossen, und die Gefühle, die sie für ihn hegte, glichen den
Emotionen, die sie Highwing entgegenbrachte. Konnte ein Cyberpapagei
sich überhaupt mit einem Menschen anfreunden â oder mit einem Drachen?
Ein Vogel war wohl eher mit einem Haustier zu vergleichen, nicht mit
einem richtigen Freund. Doch der Unterschied war ihr einerlei. Sie
wollte Ed nicht verlieren â nicht ausgerechnet jetzt â und nicht, ohne
alles zu versuchen, um ihn zu retten.
Leider fand sie
den jungen Mann nicht mehr, der ihr am Abend zuvor geholfen hatte; die
Leute, die an diesem Tag in den hinteren Büros arbeiteten, konnten oder
wollten ihr nicht den genauen Zeitpunkt verraten, an dem man das
Environment-Alpha-System entfernen würde. Sie sagten ihr nicht einmal,
ob das Regenwaldelement bis dahin intakt bliebe. Indessen erfuhr sie,
dass sämtliche Datenkörner von einem anderen Planeten importiert
wurden, um dann an Ort und Stelle heranzuwachsen und zu reifen. Der Ed,
den sie kannte, war ein einzigartiger Bewohner dieser speziellen
Künstlichen Intelligenz âºDaten-Gartenâ¹. Wenn sie ihn vor der
Terminierung des Programms nicht in Sicherheit brachte, wäre er für
immer und ewig verloren. Aber es bestand kaum Hoffnung, den
Datenspeicher mit seiner Persönlichkeit auf direktem Wege zu erhalten.
In gedrückter Stimmung teilte sie Ar diese Informationen mit.
Ar
meinte, er hätte bereits ein paar Ideen ausgetüftelt. Während Jael den
Rest des Nachmittags mit Grübeln verbrachte, zog Ar im Raumhafen ein
paar Erkundigungen ein. Am Abend trafen sie sich im Speisesaal.
»Vielleicht weià ich eine Methode«, erklärte er. »Sie ist nicht
idiotensicher, doch etwas anderes fiel mir nicht ein.« Nachdem er sich
verstohlen umgeschaut hatte, hielt er ein kleines schwarzes Kästchen
hoch. Behutsam klappte er es auf. Auf rotem Samt gebettet lagen zwei
dünne Disketten aus Cerametall, mit einem Durchmesser von ungefähr
einem Zentimeter. »Diese Dinger könnten Eds Fahrkarte nach drauÃen
sein«, murmelte er.
Neugierig inspizierte Jael die Disketten.
»Es
handelt sich um Systemsonden«, erklärte Ar. »Sie enthalten ausreichend
Datenkörner, um Eds Identitätsmatrix aufzunehmen mitsamt dem
Wachstumsmedium für die KI. AuÃerdem speichern sie zumindest einen Teil
der ambientalen Daten, welche das Regenwaldenvironment erzeugen.« Ar
sprach in einem heiseren Flüsterton. Er schien die Situation sogar zu
genieÃen. »Wenn du dich in das Environment einloggst, trägst du diese
Disketten an deinen Schläfen. Sie übernehmen die Kontrolle der
Input/Output-Schaltkreise im Helm. Sowie du dich in dem Environment
befindest, schicken sie Sondierungsbefehle zurück an das System der
KI.« Seine Stimme wurde noch leiser. »Diese Sonden sind eigentlich
dafür konzipiert, Sicherheitssperren zu durchbrechen, und deshalb â¦
frag mich bitte nicht, woher ich sie habe.« Er hickste und fuhr fort;
»Ich glaube nicht, dass dieses System besonders gesichert ist, also
dürften die penetrierenden KI-Module imstande sein, sich in das
Programm einzuschmuggeln und relativ problemlos die Datenspeicher
anzuzapfen. Jedenfalls hoffe ich das.«
Jael räusperte sich. »Wir entführen Ed also geradewegs aus dem System heraus?«
Ar
lächelte auf seine kuriose Art. »Wir retten doch sein Leben, nicht
wahr? Im Ãbrigen wird er so lange in dem System existieren, bis man ihm
buchstäblich den Stecker herauszieht â aber wir haben ihn ebenfalls â
und wir müssten ihn in einen Knoten downloaden können, den du dann mit
den Rigger-Netz-Systemen verbindest.«
Jael nickte zögerlich. Eine derart heimliche Operation hatte sie nicht erwartet.
»Bist du bereit, die Sache anzugehen?«
Mit einem Seufzer atmete sie aus. Beide erhoben sich von ihren Plätzen und begaben sich in die Rigger-Lounge.
Beide
Environment-Alpha-I/O-Stationen waren besetzt. Jael warf Ar einen
nervösen Blick zu. Ar zuckte lediglich die Achseln und deutete auf ein
paar Sitzgelegenheiten in der Nähe. Sie würden halt warten müssen. Jael
versuchte
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