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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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versuche ich dir zu erklären. Es tut mir Leid, und ich
wünschte, ich hätte es nicht gesagt. Nun begreife ich, wie du dich
gefühlt haben musst, denn ich war auch sehr enttäuscht, als Ar meinte,
mein Drachenfreund sei nicht konkret.«
    Ed rieb seinen
Schnabel in ihrer Armbeuge. Zärtlich streichelte sie seinen Kopf.
Plötzlich hopste er auf ihre Schulter und begann an ihren Haaren zu
knabbern.
    Jael lachte verlegen. Sie hatte nicht
vorgehabt, sich dem Papagei anzuvertrauen. Und wenn sie es recht
bedachte, war sie sich nicht einmal sicher, ob der Vergleich stimmte.
Sie setzte voraus, dass Ed in derselben Weise existierte wie Highwing
und umgekehrt. Aber Highwing lebte und atmete in der Welt des Flux. Er
war kein artifizielles Produkt; er war ein durch und durch echtes
Lebewesen. Und davon hatte sie Ar überzeugen wollen. Doch wie sollte
sie Ed einstufen? Er lebte – atmete vermutlich auch – hier in dieser
Cyberrealität. Er lernte und veränderte sich – und offensichtlich
vermochte er zu denken. Hatte Ar nicht gemutmaßt, Ed sei die Kopie
eines echten Papageis?
    Ed hörte auf, ihr Haar zu zausen und sagte: »Grrechsen.«
    Jaels
Herz setzte einen Takt aus, als ein Bild von fliegenden Drachen durch
ihren Kopf huschte. Im nächsten Moment merkte sie, dass Ed nicht von
Drachen sprach. Auf einen Felsblock in der Nähe, halb verdeckt durch
überhängende Zweige, waren drei grüne Eidechsen mit rubinroten
Kehllappen zu sehen, jedes Tier ungefähr so lang wie ihr Unterarm. Es
sah aus, als machten sie Liegestützen, als sich beim Atmen ihre
vorderen Gliedmaßen hoben und senkten. »Sie sind sehr hübsch«, lobte
sie. »Allerdings ein bisschen anders als die Echsen, von denen ich dir
erzählte – die Drachen.«
    Â»Aww?« Auf ihrer Schulter thronend, plusterte Ed sich auf. »Ed möchte – awwk!«
    Â»Was möchtest du, Ed?«
    Â»Ed will Grrachen sehen – Drachen!«
    Jael drehte den Kopf, bis sie dem Papagei praktisch in die Augen blicken konnte. »Wie bitte?« Sie lachte. »Du willst Drachen sehen?«
    Ed
gab ein ohrenbetäubendes Krächzen von sich. »Yep. Ed möchte Drachen
sehen.« Er ließ den Kopf von rechts nach links kreisen. »Nimmst du Ed
mit? Drachen sehen?«
    Â»Ach …« Sie brach ab, als ihr einfiel, was ihr der Bursche im Büro gesagt hatte.
    Â»Ja? Awww.« Abermals stocherte er mit dem Schnabel in ihren Haaren herum. »Ed mag Jayl.«
    Â»Tja, ich wünschte, es ginge, Ed. Ich würde dich gern mitnehmen.«
    Â»Ja?
Ja?« Aufgeregt wippte der Vogel auf ihrer Schulter, dann sprang er auf
den nächsten Ast und tänzelte vor ihr hin und her. »Gutgut! Gutgut! Ed
glücklich! Rawwwk!«
    Â»Ed, Moment mal!« Fieberhaft, mit
klopfendem Herzen, dachte sie nach. Wie konnte sie sich aus diesem
Dilemma herauswinden? »Ed, hör mal einen Augenblick mit dem
Herumgehampel auf. Bitte!« Der Papagei saß reglos auf dem Ast, nur die
Augen plinkerten hektisch. Jael holte tief Luft und blies den Atem
geräuschvoll wieder aus. »Pass auf, Ed. Ich sagte, ich würde dich gern mitnehmen, um dir die Drachen zu zeigen. Ich sagte aber nicht, dass es tatsächlich geht.«
    Â»Was? Nein?« Eds sträubte die glänzenden, farbenprächtigen Federn und glättete sie wieder. Er senkte den Blick.
    Â»Ich habe keine Ahnung, wie sich so etwas bewerkstelligen ließe, Ed. Ich weiß nicht einmal, ob ich die Drachen jemals wiedersehen werde.« Als sie den Satz aussprach,
schnürte sich ihre Kehle zusammen, und sie dachte an Highwing. Hastig
fuhr sie fort: »Selbst wenn ich zu den Drachen zurück könnte –
das Problem ist, dass mir keine Möglichkeit einfällt, wie ich dich
mitnehmen sollte. Du lebst hier in dieser Welt. Und dieses Ambiente ist
nicht transportabel.«
    Noch während sie sprach, merkte
sie, dass das nicht ganz stimmte. Dies war eine Cyberwelt, und Ed war
ein Cybervogel; theoretisch sprach nichts dagegen, dieses Habitat in
einen winzigen Softwareknoten zu kopieren und diesen in das Rigger-Netz
einzuknüpfen. Aber sie hatte keine Ahnung, wie man es praktisch
anstellen sollte, einen Softwareknoten zu produzieren, der Ed enthielt.
    Sie
betrachtete den Vogel. Mit dem gesenktem Kopf und den schief
herunterhängenden Nackenfedern machte er für einen Papagei einen
unglaublich deprimierten Eindruck. Er tat ihr Leid, und sie

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