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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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getroffen.
    Die
Bilder verwischten sich, Vergangenheit und Gegenwart verschmolzen
miteinander. Zum Schluss sah Jael nur noch einen grauen Nebel. Der
Dunst lichtete sich, und sie starrte Ed an, der auf seinem Ast kauerte.
Der Vogel pendelte mit dem Kopf von rechts nach links und machte einen
verstörten Eindruck. »R-r-r-k-k-k«, stotterte Ed.
    Â»Geht es dir gut?«, fragte Jael.
    Â»Ukk.« Ed spreizte die Schwingen. »Was – awwk – ist passiert?«
    Â»Ich bin mir nicht sicher«, gestand Jael ein. Habt ihr ihn komplett erfasst? Waren das seine Erinnerungen?
    **
Eds primäre Erinnerungen und seine physischen Charakteristika sind in
unserem System gespeichert. Wir benötigen zusätzliche Zeit, um weitere
ambientale Daten des Environments zu sammeln und an Eds neue Definition
anzupassen. **
    Verstohlen blickte Jael sich um. Was soll ich tun? Sie spürte ein eigenartiges, surrendes Gefühl in ihren Augen und Ohren, ehe sie hörte:
    **
Ungenügende Kapazität, um sämtliche Aspekte des Environments
aufzunehmen. Setzen Sie Prioritäten, welche Elemente dieses
Environments auf den Datenträger kopiert werden sollen. Integrieren Sie
Ed in die Exploration, um die größtmögliche Kompatibilität zu
gewährleisten. **
    Jael
ließ sich die Anweisung durch den Kopf gehen. Sie wandte sich an Ed.
»Tja, Ed … ich glaube, es ist Folgendes passiert – von jetzt an führst
du zwei Leben. Eines davon findet in meinem Kopf statt.«
    Â»Hawwwww-k-k-k?« Fragend blickte er sie an.
    Â»Ja.
Es ist nicht leicht zu erklären. Aber ein Teil von dir lebt jetzt in
mir … und den nehme ich mit, wenn ich diesen Ort verlasse.« Sie
schluckte und fragte sich, ob Ed überhaupt begreifen konnte, was sie
ihm erzählte.
    Ed hüpfte näher an sie heran. »Ich gehe mit dir? K-k-k-k?«
    Â»In gewisser Weise, ja. Man hat dich gesplittet. Du bleibst hier, aber gleichzeitig nehme ich dich mit.«
    Â»Rawwwwkk! Will nicht bleiben! Will weg! Will weg! Kein Splitten!« Verzweifelt schlug Ed mit den Flügeln.
    Â»Aber, Ed …«
    Â»Nein
nein nein nein!« Wütend hopste Ed auf und ab und schüttelte heftig den
Kopf. »Will mit dir gehen! Nur mit dir gehen!« Er krächzte aufgebracht,
dann spähte er in ihre Augen. »Jayl wird Ed mitnehmen? Nicht hier
lassen? Biiiieeette, Jayl! Biiiieeette!«
    Jael
rang nach Luft. Daran hätte sie früher denken müssen. Ed passte es
nicht, dass nur ein Teil von ihm mit Jael ging. Es machte ihn
unglücklich. Doch sie hatte gar nicht vorgehabt, ihn gänzlich aus dem
System herauszunehmen. Sie wusste nicht einmal, ob dies überhaupt
möglich war. Geht das?, fragte sie die Sonden. Könnt ihr ihn komplett herunterladen, ohne eine Kopie zu hinterlassen?
    ** Wünschen Sie den totalen Transfer und eine Tilgung aus dem System? **
    Sie zögerte. Ja, ich denke schon, dachte sie nervös.
    ** Bitte warten. **
    Sie
wartete. Ed schaute sie ängstlich an. Dann schien er anzuschwellen und
dichter an sie heranzurücken. Abermals zogen sich seine Augen
auseinander, und die dunklen Pupillen verschlangen die gesamte
Umgebung. Plötzlich wurde das Bild transparent, und der Wald trat
wieder in Erscheinung. Nur Ed fehlte. Der Zweig, auf dem er gehockt
hatte, war leer. Nichts deutete darauf hin, das Ed je existiert hatte.
»Ed?«, fragte sie vorsichtig.
    Â»Y-k-k-k«, hörte sie. Doch das Geräusch entstand in ihrem Kopf. Sie blickte in die Runde, ohne eine Spur von Ed zu entdecken.
    Â»Ed, wo steckst du?«
    Â»Gokk. Weiß nicht. Bin bei dir. Irgendwo. Muss nachdenken. Awwrk.«
    Jael
nickte. Sie hatte es geschafft. Der Vorgang ließ sich nicht mehr
rückgängig machen. Sie atmete tief durch und marschierte auf dem Pfad
weiter. Sonden, keine weiteren Tilgungen mehr. Ausschließlich kopieren. »Na schön, Ed – falls es geht, gib bitte Acht, was passiert. Sag mir
Bescheid, wenn du etwas siehst, was du mitnehmen möchtest. Jetzt ist
die letzte Gelegenheit dazu.«
    Während sie sich eher wie
ein Dieb fühlte und weniger als Befreier, pirschte sie durch den Wald,
suchte nach den schönsten Elementen und packte die Bilder heimlich in
ihr unsichtbares Bündel.

Kapitel 20
    R ÜCKKEHR INS A LL
    N ACHDEM A R EINEN A NRUF ERHIELT ,
benötigten sie keine drei Stunden, um den Kapitän des
Zwei-Rigger-Schiffs zu treffen und sich mit ihm zu einigen. Das

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