Im Hyperraum
bedauerte
selbst, dass sie sich von ihm trennen musste. Sie würde ihn vermissen.
»Vielleicht gibt es doch einen Weg«, sinnierte sie. »Vielleicht. Ich
bin mir nicht sicher. Ich weià ja nicht einmal, wann und ob ich
überhaupt wieder fliegen werde. Doch wenn es prinzipiell möglich ist ⦠falls es sich realisieren lässt â¦Â«
Ed hob ein kleines bisschen den Kopf.
Sie seufzte. »Ich werde sehen, was ich tun kann, okay? Mehr kann ich leider nicht versprechen. Ist es dir recht so?«
Ed
hüpfte auf ihre Schulter zurück und zupfte liebevoll an ihren Haaren.
»Ed glücklich. Ed seehrrr glücklich«, krächzte er, nicht so
überschwänglich wie zuvor, doch zumindest mit einer Spur von Hoffnung
in der Stimme.
»Das freut mich.« Mit einem Finger
streichelte sie seinen Kopf. »Und nun, alter Freund, sollte ich mich
vielleicht auf die Suche nach meinem anderen Freund machen, Ar. Wirst
du hier sein, wenn ich zurückkomme?«
»Bin hierrr! Bin hierrr! T-tschüss!« Mit grell aufblitzendem Gefieder schwang sich Ed hinauf in das Dickicht der Bäume.
Jael winkte ihm hinterher, und der Regenwald wurde ausgeblendet.
â
S IE MUSSTE NICHT WEIT GEHEN ,
um Ar zu finden. Er saà an einer Station in der Nähe und beschäftigte
sich mit einem Computerspiel; das Display des Monitors malte flackernde
bunte Muster auf sein Gesicht. Als sie näher trat, hob er den Blick und
kräuselte die Lippen. »Jael«, grüÃte er.
»Störe ich?«
Er
wischte mit der Hand über den Monitor, und das Display schaltete sich
ab. »Ich habe hier auf dich gewartet. Ich dachte, du wolltest
vielleicht lieber allein sein.« Mit seinen glänzenden Augen sah er sie
an.
Sie blinzelte. »Du hättest ruhig in das System einsteigen können. Im Ãbrigen hatte ich dich schon gesucht.«
»Ach ja? Gibt es Neuigkeiten?«
»Nein, eigentlich nicht. Wenn du Lust hast, könnten wir â¦Â«
»Aber ich habe eine Neuigkeit«, fiel Ar ihr lebhaft ins Wort. Er bedeutete ihr, sich neben ihn zu setzen.
Ãberrascht nahm sie Platz. »Was ist los? Betrifft es mich?«
»Das hängt davon ab, ob du einen Job als Rigger annehmen darfst. Und ob du die Stelle willst.«
Verblüfft öffnete Jael den Mund.
Ar
zog einen Mundwinkel in die Höhe; der andere Mundwinkel senkte sich
nach unten. »HeiÃt das, dass du arbeiten darfst? Und dass du es
möchtest?«
»Ich ⦠ja â natürlich will ich
arbeiten. Aber vorher muss ich mir die Erlaubnis einholen.« Sie geriet
ins Stottern, wusste kaum, was sie sagte, denn in ihrem Kopf
überschlugen sich die Gedanken. »Da wäre ja dieses juristische
Problem.« Dann entsann sie sich, dass Commander Gordache angedeutet
hatte, sie bekäme eine Arbeitserlaubnis.
»Ich
verstehe«, entgegnete Ar. »Für den Fall, dass du die Genehmigung
erhältst, könntest du einen Posten kriegen. Für einen der nächsten
Flüge wird eine Zweiercrew gesucht.« Er zögerte. »Mir ist klar, dass
das alles ziemlich plötzlich kommt. Aber wärst du daran interessiert,
mit mir als Rigger-Partner zu fliegen?«
Ihr
schwindelte, so viel stürmte auf sie ein. »Ja â ich denke schon. Ja.
Aber ⦠Ar? Ich wollte dich noch etwas fragen.« Es klang lächerlich,
aber sie musste es aussprechen. »Du erinnerst dich doch an Ed, den
Papagei? Im Regenwald-Environment?« Ar nickte, und seine Augen
funkelten. »Nun ja ⦠Ed hat mich gefragt, ob ich ihn auf meinen
nächsten Flug mitnehmen könnte.«
Etwas Seltsames geschah mit Ars Augen. Erst leuchteten sie hell auf, dann verdunkelten sie sich. »Er hat was getan?« Ars linker Mundwinkel bildete eine gezackte Linie.
»Er ⦠äh ⦠er sagte, er wollte gern Drachen sehen.«
»Drachen!«
Hastig
hob sie die Hand. »Okay, okay, ich weià Bescheid! Ich sagte ihm, ich
wüsste keine Möglichkeit, wie man ihn mitnehmen sollte. Aber ich ⦠na
ja, ich versprach ihm, mich nach einem Weg zu erkundigen. Und gerade
erst habe ich erfahren, dass sie ihn demnächst aus dem System nehmen
werden. Der gesamte Regenwald wird gelöscht. Man will ihn also â¦Â« â sie
schluckte â »eliminieren.«
Ar gab ein asthmatisches Keuchen von sich, das ein Lachen hätte sein können oder ein Ausdruck von Verzweiflung. »Ed? Drachen?«
»Ich
weiÃ. Ich weiÃ.
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