Im Hyperraum
Schiff
gehörte einer Firma, war offiziell registriert und stand unter dem
Kommando einer gewissen Mariella Flaire. Der Captain war eine
umgängliche Geschäftsfrau, die in dem Hafen zu Hause war, den das
Schiff als nächstes Ziel anflog, eine Welt mit Namen Vela Oasis. Flaire
war groà gewachsen, hatte einen frischen Teint, und ihr rötliches, mit
silbernen Strähnen durchzogenes Haar trug sie in einem straffen Chignon.
Fast
zwei Stunden lang unterhielt sie sich mit Ar und Jael, zeigte ihnen die
relevanten Logbücher und ging mit ihnen ihre Leistungsnachweise als
Rigger durch. Ihre Zeugnisse schienen Flaire zu imponieren. Jael hätte
gern gefragt, warum sie für diesen Job überhaupt infrage kam â immerhin
hatte sie ihren letzten Captain getötet â, doch Flaire brachte von sich
aus das Thema zur Sprache. Jael direkt in die Augen schauend, erklärte
sie: »Das polizeiliche Ermittlungsteam hat Sie empfohlen. Sie könnten
gut auf sich aufpassen und Ihr psychologisches Profil ist tadellos. Ihr
letzter Flug scheint ja sehr schwierig gewesen zu sein.«
Jael
öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu und starrte die Frau an. Die
schien irgendeine Reaktion zu erwarten. Jael wusste nicht, was sie
sagen sollte, deshalb schluckte sie nur und nickte. Flaire hob ein ganz
klein wenig die Augenbrauen. »Können wir so verbleiben, dass Sie mir
nichts antun, wenn ich Ihnen nichts antue? Meinen Sie, wir beide
könnten gut miteinander auskommen?«
Einen Moment lang vermochte Jael nicht zu antworten. Der letzte Captain, dem sie vertraute â¦
Aber
diese Frau ist nicht Mogurn. Ar hat Vertrauen zu ihr, und Ar kann
Emotionen viel besser deuten als ich. Sie löste sich aus ihrer Starre
und erwiderte: »Ja, Ma'am. Ich wünsche mir sehr, dass es eine
harmonische Zusammenarbeit gibt. Dass wir uns vertragen werden.« Die
Antwort klang wie eine hohle Floskel, doch Jael meinte sie aus vollem
Herzen.
Flaire schmunzelte und widmete sich wieder den
Zeugnissen, wobei sie anerkennend nickte. Jael sagte nichts mehr, doch
das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
Flair schloss mit
ihnen den Vertrag ab, und der Vorgang wurde mit einem allgemeinen
Händeschütteln besiegelt. Am nächsten Morgen sollte es losgehen.
â
D AS S TERNENSCHIFF S ENECA WAR EIN LANGER , glänzender Raumer, nicht gröÃer als Jaels letztes Schiff, doch dünn und spitz wie eine stählerne Nadel, völlig anders als die Cassandra mit ihrer bauchigen Tropfenform. Als Jael nach oben spähte, hoffte sie, auch in anderer Hinsicht Unterschiede zu finden.
»Das Schiff sieht sehr gepflegt aus«, meinte Ar, der neben ihr auf der Rampe stand. »Das Wartungslogbuch wies keine Lücken auf.«
Jael
nickte. Ihre Gedanken wirbelten bunt durcheinander. Sie dachte an die
Welt, die sie ansteuern sollten, und fragte sich, wie es ihnen dort
ergehen würde; sie dachte an ihre künftige Zusammenarbeit mit Ar und
überlegte, wie sie sich mit einem Partner im Netz fühlen mochte,
nachdem sie mit Mogurn allein geflogen war. Dann erinnerte sie sich an
Dap, dessen goldene Halskette sie trug. Ihr fiel der Vogel ein, dessen
Persönlichkeit und Erinnerungen eingebettet in winzige Datenkörner in
ihrer Tasche lagerten. Und sie dachte an Highwing. »Gehen wir an
Bord?«, schlug sie vor.
Ar nahm seine Tasche, und
gemeinsam stiegen sie die Rampe hinauf. Ein Lift brachte sie zum
Eingang, hoch oben an der silbern schimmernden Flanke des Schiffs.
Drinnen fanden sie das Flugdeck, die Brücke und die Wohnquartiere. Die
Kabinen lagen zu beiden Seiten eines Mittelgangs, der die Längsachse
des Schiffs durchzog und von der Brücke zur Messe führte. Als Erstes
betraten sie die Brücke, um sich mit dem Layout vertraut zu machen.
Kurz
darauf gesellte sich Mariella Flaire zu ihnen. Sie bot ihnen an, sich
ihre Kabinen, von denen es etliche gab, frei nach Belieben auszusuchen.
Nachdem sie erklärt hatte, sie sei für den Start bereit, zog sie sich
zurück.
Im Nu hatten sie sich eingerichtet, und als
Flaire sich wieder blicken lieÃ, beendeten sie auf der Brücke gerade
den Checkout für den Abflug. Jael besetzte die Rigger-Station mit der
Nummer zwei und testete das Burnhardt'sche neurale Netzwerk, derweil Ar
das System über die externen Kontrollen prüfte.
»Gefällt euch das Schiff, Rigger?«, fragte Flaire vom hinteren Ende der Brücke.
»Es scheint alles in Ordnung zu sein,
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