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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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von Rot
über Orange bis Gold leuchtete. Das Schiff selbst war nun eine kleine
Oase, die in einem Meer aus Farben trieb; ein Baum auf einer winzigen
Insel aus Erdreich, gerade mal groß genug, damit die Rigger darauf
laufen konnten.
    Baum und Insel, die gesamte Oase,
glitten hoheitsvoll durch das All. Ar hockte im Schneidersitz unter dem
Baum, anscheinend in eine Meditationsübung versunken. Beide Hände
presste er gegen die Schläfenwülste, die glänzenden Augen fixierten
einen imaginären Punkt in der Ferne. Mit geschürzten Lippen summte er
leise sonderbare Silben, und das in mehreren Tonhöhen gleichzeitig; das
Ergebnis klang alles andere als harmonisch.
    Behutsam schlich sich Jael um den Baum herum. Gib mir Bescheid, wenn ich sprechen darf, bat sie.
    Ar
deutete ein Nicken an; er steuerte das Schiff mithilfe seiner
Meditation. Jael setzte sich neben ihn und genoss die Aussicht. Nach
einer Weile hörte das Gesumm auf, und sie spürte, wie er aus seiner
inneren Abgeschiedenheit auftauchte. Er wandte ihr das Gesicht zu und
gönnte ihr sein runzliges Lächeln. Der Kurs ist stabil. Hast du ihn parat?
    Ich glaube ja. Jael deutete auf die Umgebung. Was hat das alles zu bedeuten?
    Gefällt
es dir? Ich fand, für den Anfang sollten wir ihm einen Baum geben und
den Hintergrund nur sehr sparsam ausstatten. Details fügen wir dann je
nach Bedarf ein.
    Jael nickte. Sollen wir ihn jetzt rauslassen? Es gelang ihr nicht, mit unbekümmerter Stimme zu sprechen.
    Ar kippte ein kleines bisschen seinen Kopf. Hast du Bedenken?
    Ich habe nur Angst, dass es vielleicht nicht klappt.
    Die hell funkelnden Augen des Clendornaners weiteten sich und bekamen einen gespannten Ausdruck. Bedächtig nickte er.
    Jael kniff die Lippen zusammen. Es geht los. Sie schloss die Augen, verschaffte sich Zugriff auf ihr System und
aktivierte die Kontrollen mit ihren Gedanken. Dann öffnete sie die
Lider, streckte den Arm aus und deutete auf den Baum.
    Auf
dem untersten Ast erschien ein Lichtschimmer, und ein smaragdgrüner
Tupfer flackerte; dann hörte man ein Krächzen – aber der Papagei war
nirgends zu entdecken.
    Ed?, rief sie.
    Yawk!, antwortete der Ast.
    Ich kann dich nicht sehen. Siehst du uns?
    Der Zweig bewegte sich raschelnd, und der Kopf des Papageis tauchte auf – jedoch ohne den Körper. Jayl! Jayl? Brawwww!, kreischte er, während er sich hektisch hin und her bewegte in dem
Versuch, sie zu orten. Gerade als Jael ein zweites Mal rufen wollte,
neigte sich der Kopf des Papageis nach unten, und Ed erspähte sie. Yawk! Jayl! Der Kopf hüpfte vorwärts, und dabei kam – buchstäblich aus dem Nichts –
der Rest des Vogels zum Vorschein. Ed spreizte die Schwingen und die
Schwanzfedern zu voller Breite aus. Erstaunt trillernd, spähte er um
sich.
    GESCHAFFT! Yawk! Du hast es geschafft. Hast du es wirklich geschafft?
    Jael lächelte beglückt. Es sieht ganz danach aus, Ed. Bis jetzt war ich mir selbst nicht sicher. Sie strahlte Ar an. Danke, Ar.
    Yow! Wo – b-b-rawk – wo sind wir?
    Wie erkläre ich das einem Papagei?, fragte sie sich.
    Doch sie brauchte es gar nicht zu tun. Ar antwortete für sie. Wir
befinden uns ungefähr auf halber Strecke zwischen dem Ort, wo wir dich
kennen lernten, und unserem Ziel, welches wir ansteuern. Als Ed daraufhin nur verstört mit dem Hals ruckte, fügte er hinzu: Du bist jetzt ein Rigger, Ed. Wir fliegen zwischen den Sternen, doch was du nun siehst, vermögen nur wir Rigger zu sehen.
    Ed
verursachte ein knarrendes Geräusch tief in seiner Kehle und hüpfte in
einem Wirbel aus roten und grünen Federn vom Ast herunter. Danach
stolzierte er auf dem schmalen Streifen Erdreich zwischen Jael und Ar
hin und her, wobei sein Blick von einer Person zur anderen huschte. Rigger?, krähte er. Rigger?
    Richtig, Ed. Mach dich darauf gefasst, viele höchst erstaunliche Dinge zu sehen, erwiderte Ar.
    Rigger! Braaw-w-k! Kein Scherz!
    Kein Scherz!, bekräftigte Jael.
    Der
Papagei legte den Kopf schräg und linste mit einem glänzenden schwarzen
Auge zu ihr herauf. Er vollführte eine Schluckbewegung, als hätte es
ihm die Sprache verschlagen. Alsdann blickte er zu Ar empor. Er hopste
an den Rand der fliegenden Insel, auf der sie ritten, und spähte hinab
in die wogenden Ströme des Alls. Erschauernd trippelte er zurück. Er
flatterte mit den Schwingen und sprang auf Jaels Knie. Langer Weg bis nach unten, gluckste

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