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Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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nicht? Wir nähern uns einer Trennlinie, unsere Lage muss jetzt ganz stabil bleiben.
    Großer
Gott!, dachte Jael. Ed befand sich nun fast an der Außenhülle der
Blase, die den idyllischen Garten einschloss. Wenn er noch ein wenig
höher stieg …
    Sie spürte eine Erschütterung, als der
Papagei unter schrillem Gekrächze von der Außenhaut abprallte. Damit
war eine Frage geklärt; im Netz war Ed genauso ›real‹ wie die Rigger,
und trotz seiner geringen Größe konnte er das Netz verblüffend einfach
aus dem Gleichgewicht bringen. Ed, auf der Stelle kommst du hierher zurück!, rief sie. Doch der Vogel war viel zu beschäftigt, um sie zu hören.
    Jael, ich brauche Hilfe, murmelte Ar in eindringlichem Ton. Wir müssen die Grenzlinie überqueren, aber wir drehen bereits ab.
    Jael war entsetzt. Drifteten sie vom Kurs ab wegen Ed? Ist es so schlimm? Er ist doch gar nicht besonders hart gegen das Netz geprallt, oder? Sie streckte die Arme aus, um Ar zu helfen, doch ehe sie einschreiten
konnte, ließ ein zweiter Schlag das Netz erbeben. Die Feinabstimmung
ging verloren. Ist ja toll, dachte sie – und gerade haben wir Mariella
erzählt, alles liefe glatt. Törichterweise konzentrierte sie sich einen
Moment lang nicht darauf, wie sie die Abweichung kompensieren konnte,
sondern scheute vor der Peinlichkeit zurück, dem Captain den Fehler
melden zu müssen. Die Erinnerung an Mogurn brodelte in ihr hoch, an
seine überzogenen, wütenden Reaktionen. Verdammt noch mal – lass mich
in Frieden!, dachte sie. Du bist nicht länger mein Captain! Jetzt
fliege ich unter dem Kommando von Mariella Flaire.
    Sie schickte sich an, Ar zu unterstützen.
    Der
Clendornaner war emsig dabei, die Kräfte in dem sich auffächernden
Strom des milchig weißen Lichts zu entwirren. Sie flogen auf der
verkehrten Seite, im Strom zur Linken; der rechts fließende Strom
zweigte bereits ab, und das in einem rasenden Tempo. Wenn wir einfach nur auf die andere Seite rutschen könnten …
    Ar
hielt inne, als sich die Sternenlandschaft vor ihnen dramatisch
änderte; am Himmel formierte sich ein riesiges Gesicht, zuerst im
Profil, dann wandte es sich ihnen zu, während es sich dreidimensional
gestaltete und verfestigte. Es war das Gesicht des wie wahnsinnig
tobenden Mogurn. In seinen Augen glühte der Hass. Mein Gott – wisperte Jael. Sie versuchte, den Atem anzuhalten, doch zu spät – ihr
Horror breitete sich schon im Netz aus. Ob Mogurn auf irgendeine Weise
überlebt hatte und sich nun an ihr rächen wollte?
    Nein – das war unmöglich …
    Das
dräuende Antlitz rückte näher. Schiff und Garten, die gesamte Blase,
schlingerte und bekam Schlagseite. Jael wusste, dass hauptsächlich ihre
Angst das Netz destabilisierte, doch sie vermochte ihr Entsetzen nicht
zu unterdrücken, als Mogurn sie lüstern angrinste und nach ihr griff …
    Jael, vernichte dieses Bild!
    Ars Ruf ging unter in Eds Gekrächze: Y-y-aaarrr-w-w-k-k!
    Im
Sturzflug sauste der Vogel nach unten und landete mit wildem Geflatter
auf Jaels Schulter. Seine Krallen gruben sich wie Eisenhaken in ihre
Muskeln, doch seine Flügel ruderten in Panik. Arr-arr-arr-arr-arrkkk!
    Ed, sei still!, zischte sie. Doch sie kannte den Grund für seine Angst. Ihre eigene
Furcht war es, die auf ihn übersprang und die energetische Balance des
Netzes störte. Ed, das ist nur … es kann nicht sein … Aber sie
war sich wirklich nicht mehr sicher. Konnte Mogurn noch am Leben sein …
sie mit seinem Hass und seiner Herrschsucht bedrohen? Wer wusste schon,
was im Flux alles möglich war?
    Jael, das ist nicht real!, brüllte Ar, während er darum kämpfte, das Schiff wieder unter Kontrolle
zu bringen. Das Netz wand sich in wütenden Zuckungen; rings um sie her
kreiste in bedenklicher Weise der gestirnte Himmel. Die Blase geriet
ins Trudeln.
    Es ist nicht real, sagte Jael sich
zwanghaft. Nicht real. Sie holte tief Luft und richtete sich jählings
auf, um sich Mogurns Gesicht entgegenzustellen. Dann blies sie wütend
den Atem wieder aus, und das Gesicht wurde allmählich … transparent …
bis es gänzlich verschwand. Sofort beruhigte sich das Netz. Er ist fort, erklärte sie – beschämt, weil sie das Schiff in Gefahr gebracht hatte,
indem sie leichtsinnigerweise ein erinnertes Bild ins Netz entließ.
Hier gab es keinen Mogurn, der ihr ein Leid

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